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Arzneimittel und Therapie
HPV-Schutz macht nicht leichtsinnig
Impfung soll nicht zu ungeschützter und riskanter sexueller Aktivität führen
Seit August 2014 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für alle Mädchen zwischen neun und 14 Jahren und folgt damit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), denn je früher geimpft wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Mädchen noch nicht mit den HP-Viren infiziert hat.
Die Rate an HPV-Infektionen bei US-amerikanischen Mädchen und Frauen zwischen 14 und 19 Jahren beträgt etwa 25% und sogar 45% bei Frauen von 20 bis 24 Jahren. Trotz dieser hohen Prävalenz unter der Bevölkerung ist die Vakzinierungsrate relativ gering. Das empfohlene Drei-Dosis-Impfschema erhielten 2013 nur 38% der Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren, eine einfache Vakzinierung erfolgte bei etwa 57% der Frauen. Nach Meinung der Experten scheint das restriktive Impfverhalten unter anderem darauf zu beruhen, dass Eltern vornehmlich darum besorgt sind, dass eine Vakzinierung in jungem Alter ein riskantes Sexualverhalten der betroffenen Tochter in späteren Jahren provoziert und somit das Risiko steigt, an Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhö, Herpes, HIV oder Syphilis zu erkranken.
Forscher der Harvard Medical School, Boston, Massachusetts, untersuchten nun im Rahmen einer Studie die vermutete Assoziation zwischen einer frühzeitigen HPV-Impfung und der Rate an sexuell übertragbaren Krankheiten. Hierzu wurden datenbankgestützte Angaben von 208.111 US-amerikanischen Mädchen und Frauen zwischen zwölf und 18 Jahren analysiert und das Auftreten von diagnostizierten Geschlechtskrankheiten unter vakzinierten (21.610) gegenüber altersgleichen, nicht geimpften (186.501) Frauen im Zeitraum von 2005 bis 2010 verglichen. Zwar zeigte sich hierbei, dass Mädchen mit Vakzinierung höhere Raten an sexuell übertragbaren Krankheiten aufwiesen (94 Fälle aus 21.610; 4,3 von 1000 gegenüber 522 Fällen aus 186.501; 2,8 von 1000) und dass sich dies nach erfolgter Impfung noch weiter erhöhte (147 Fälle aus 21.610; 6,8 von 1000 gegenüber 781 Fällen aus 186.501; 4,2 von 1000), jedoch ergab die Differenz-in-Differenz-Analyse insgesamt keine erhöhte Krankheitsrate durch HPV-Impfungen, da die entsprechenden Unterschiede bereits vor erfolgter Vakzinierung vorlagen (OR 1,05; 95% KI, 0,80 bis 1,38; p = 0,74).
Nach Ansicht der Autoren ist die HPV-Vakzinierung demnach nicht mit einem erhöhten Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten assoziiert, obwohl das wahre Sexualverhalten hierbei nicht unbedingt wahrheitsgemäß dargestellt wird. Über entsprechende Fragebögen zur Anzahl an Sexualpartnern oder Kondombenutzung könnte eine genauere Interpretation ermöglicht werden. Darüber hinaus besitzt die Studie noch weitere Limitationen, da ausschließlich privat krankenversicherte Frauen für die Datenerhebung erfasst wurden und die Werte demnach nicht denen der Gesamtbevölkerung entsprechen.
Dennoch kann das Ergebnis der Studie bestenfalls dazu führen, dass Ärzte und Apotheker gegenüber besorgten Eltern die Sicherheit dieser überaus wichtigen Impfung bekräftigen, um letztlich die Durchimpfungsrate der Bevölkerung weiter zu erhöhen. |
Quelle
Jena AB, Goldman DP, Seabury SA. Incidence of Sexually Transmitted Infections After Human Papillomavirus Vaccination Among Adolescent Females. JAMA Intern Med. Published online February 09, 2015. doi:10.1001/jamainternmed.2014.7886
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