Arzneimittel und Therapie

Hormonersatztherapie mit Folgen

Erhöhtes Ovarialkrebs-Risiko auch nach kurzfristiger Einnahme

Eine Hormonersatztherapie nach der Menopause erhöht das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Laut einer aktuellen Metaanalyse führt eine Hormonsubstitution bei 1000 Frauen zu einer zusätzlichen Krebserkrankung.

Zur Erinnerung: Bereits in den 1990er Jahren gab es Hinweise auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko unter einer postmenopausalen Hormonersatztherapie. 2002 bestätigte die Women´s Health Initiative, dass die Einnahme von Östrogenen und Gestagenen in der Menopause das Mammakarzinom- und das Herzinfarktrisiko erhöht. Daraufhin kam es in den folgenden Jahren zu geänderten Empfehlungen für eine Hormonersatztherapie und einer deutlichen Abnahme der Verordnungen. Seit rund fünf Jahren sind verminderte, relativ konstante Verschreibungen zu beobachten (Trends für die USA und England). Das Risiko, unter einer Hormonersatztherapie ein Ovarialkarzinom zu entwickeln, wurde unterschiedlich bewertet und beruht im Wesentlichen auf den Ergebnissen der Women´s Health Initiative. Hinweise aus anderen Studien wurden nur unzureichend berücksichtigt; hinzukommt, dass einige Untersuchungen nicht publiziert wurden. Um Klarheit zu schaffen, führte die Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer eine Metaanalyse von 52 epidemiologischen Studien (17 prospektiven und 35 retrospektiven) durch.

Erhöhtes Risiko bereits nach kurzer Einnahme

Für die Analyse der prospektiv erhobenen Daten konnte auf die Angaben von 12.100 postmenopausalen Frauen zurückgegriffen werden, die ein Ovarialkarzinom entwickelt hatten. 55% von ihnen hatte eine Hormonersatztherapie erhalten. Bereits eine kurzfristige Hormon-Einnahme von weniger als fünf Jahren erhöhte das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, um 43%. Bei einer Einnahme von mehr als fünf Jahren war das Risiko um 41% erhöht. Das Risiko sank nach dem Absetzen der Therapie nur langsam. So hatten Langzeitanwenderinnen in den ersten fünf Jahren nach Therapieende noch ein um 29% erhöhtes Risiko, in den folgenden fünf Jahren ein um 10% erhöhtes Risiko. Das angestiegene Risiko war nicht von der Art der Hormonersatztherapie abhängig, das heißt, ob Estrogen-Monopräparate oder eine Estrogen-Gestagenkombination eingesetzt worden war, wohl aber vom Tumortyp. Nur bei den zwei häufigsten von insgesamt vier Subklassen bestand ein erhöhtes Risiko.

Kausaler Zusammenhang

Die Autoren der Metaanalyse sehen einen kausalen Zusammenhang zwischen einer postmenopausalen Hormonersatztherapie und einem erhöhten Ovarialkarzinom-Risiko und veranschaulichen dies an folgendem Rechenbeispiel: Bei Frauen, die ab dem 50. Lebensjahr fünf Jahre lang eine Hormonersatztherapie erhalten, tritt pro 1000 Anwenderinnen ein zusätzliches Ovarialkarzinom auf. Auf 1700 Frauen, die postmenopausal Hormone eingenommen hatten, tritt bei charakteristisch verlaufender Erkrankung ein zusätzlicher Todesfall aufgrund eines Ovarialkarzinoms auf. |

Quelle

Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer. Menopausal hormone use and ovarian cancer risk: individual participant meta-analysis of 52 epidemiological studies. Lancet online 13. Februar 2015. dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)61687-1

Wentzensen N et al. Hormone therapy: short-time relief, long-time consequences. Lancet online vom 13. Februar 2015. dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62458-2

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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