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DAZ aktuell
Roche stellt sich gegen Importförderung
Kohlpharma kontert mit Studie zu Einsparungen für Importarzneimittel
Letztes Jahr sorgten die Arzneimitteldiebstähle in Italien und der Umstand, dass die Ware nicht zuletzt bei in Deutschland ansässigen Arzneimittelimporteuren auftauchte, für eine Diskussion um den Arzneimittelimport. Ist er ein Einfallstor für Fälschungen? Bei der ABDA sieht man dies durchaus so. Beim Deutschen Apothekertag 2014 forderte sie daher den Verzicht auf die Importförderungsklausel. Pfundner – selbst Pharmazeut – kann dies nur unterstützen. Dabei betont er, dass sich Roche mit dieser Forderung keinesfalls gegen den freien Warenverkehr in der Europäischen Union stelle. Aber im Bereich der Arzneimittel gebe es Besonderheiten, die auch in der EU beachtet werden sollten. Er betonte, dass Italien kein Einzelfall gewesen sei. Im letzten Jahr hätten sich die Fälschungsverdachtsfälle bei Arzneimitteln verdoppelt. Auch Roche ist immer wieder betroffen – insbesondere seine monoklonalen Antikörper Avastin, Herceptin und MabThera sind bei Fälschern beliebt. Denn obwohl das Unternehmen bereits einiges für die Sicherheit seiner Produkte unternimmt – und noch mehr plant –, lassen sich kriminelle Machenschaften nie ganz verhindern. Ausfindig machen die Fälschungen dann oft die Importeure hierzulande – der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) führt dies als Argument für seine Branche an. Pfundner hingegen findet dies besorgniserregend: Die Importeure meldeten die Fälschungen schließlich deshalb, weil sie ihre Ware offensichtlich aus dubiosen Quellen beziehen.
Erfüllung der Importquote wird immer schwerer
Angesichts der schwindenden Einsparungen, die Importe einbringen – schließlich zeigen die Maßnahmen des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes ihre Wirkung – werde es für Apotheken auch immer schwieriger, die Importquote zu erfüllen. Dabei müssten sie sich zunehmend auf High-Tech-Präparate fokussieren. 40 Prozent des importfähigen Marktes machten mittlerweile hochpreisige Antirheumatika, Zytostatika aus ZNS-Therapeutika aus. Und nicht zuletzt diese Arzneimittel werden bei den Fälschern wegen der hohen Margen immer beliebter. Doch bei der Politik kommt die Forderung nach Verzicht auf die Importförderung bislang kaum an. Diese Zurückhaltung bedauert Pfundner sehr. Er werde das Thema aber weiter einbringen – auch an passender Stelle im ressortübergreifenden Pharma-Dialog.
Kohlpharma: Importe haben Sparwirkung
Bei Kohlpharma blieben die Aussagen des Roche-Vorstands nicht unkommentiert. „Der Versuch von Herrn Pfundner den Importarzneimitteln die Sparwirkung abzusprechen und die ursächliche Schuld für manipulierte bzw. gestohlene Originalware im Ausland zuzuschreiben, entbehrt jedweder Grundlage und ist zutiefst unredlich“, erklärte Geschäftsführer Jörg Geller. Er verweist auf eine aktuelle Prognos-Studie im Auftrag des VAD, derzufolge Importarzneimittel 2013 direkt 174 Millionen Euro eingespart haben, 2014 sogar 222 Millionen Euro (ab September 2014 wurde geschätzt). Hinzu kämen indirekte Einsparungen, die Importpräparate ohne Originalbezug betreffen. Sie beziffert Prognos für 2013 auf weitere 18,5 Millionen Euro bzw. 19,4 Millionen Euro im Jahr 2014. Weitere indirekte Einsparungen schaffe der Preiswettbewerb. Das eigentliche Einsparpotenzial von Importen schätzt die Studie für 2014 sogar auf 340 Millionen Euro pro Jahr.
„Dass die Importförderung wirkt, liegt an der noch immer vorhandenen Preisspreizung auf den europäischen Märkten und zeigt sich an dem erneuten Versuch, einen unliebsamen Wettbewerber zu diskreditieren“, meint Geller. Die erhöhte Anzahl an Fälschungsverdachtsfällen und Diebstählen im Jahr 2014 beträfen zunächst einmal die Originalhersteller. Diese – insbesondere Roche – müssten „zunächst vor der eigenen Haustür kehren“. Geller: „Wenn Herr Pfundner der Sicherheit der Patienten richtigerweise die Priorität einräumt, hätte die Firma Roche in Italien gut daran getan, die massenhaften Diebstähle ihrer Ware den Aufsichtsbehörden und den relevanten Marktteilnehmern unverzüglich zu kommunizieren, um dem Wiedereindringen der gestohlenen Ware in die legale Lieferkette vorzubeugen“. Hier hätten jedoch offenbar monetäre und Imagegründe im Vordergrund gestanden. |
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