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Populistische Schnellschüsse
Apotheken im WDR-Test – Kammern ziehen Zwischenbilanz
Gerade bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln seien Apotheken verpflichtet, ihre Kunden aktiv zu informieren und auf mögliche Wechselwirkungen hinzuweisen, erklärte der WDR am 20. Januar in einer Ankündigungsmitteilung zu den verschiedenen Beiträgen. Aber diesem Beratungsauftrag kämen viele Apotheken offensichtlich nicht von sich aus nach – das sei das Ergebnis einer Stichprobe der Verbraucherredaktionen „Servicezeit“ und „WDR2-Quintessenz“. Beim „Servicezeit“-Test ging es um fünf rezeptfreie Medikamente, darunter solche, die nicht zusammen eingenommen werden sollten. Eingekauft wurde in zehn niedergelassenen Apotheken – in fünf „klassischen Vor-Ort-Apotheken“ und fünf „Discountern von DocMorris und Easy“.
Nach Angaben des WDR haben sich die Test-Kunden in der Stichprobe „wie viele ganz normale Kunden verhalten“: Sie stellten von sich aus keine Fragen, verlangten einfach die Medikamente und warteten ab, ob und was die Apotheker von sich aus fragen und erklären. Für die Tester „auffällig“ war laut WDR, dass die klassischen Vor-Ort-Apotheken in der Stichprobe nicht wesentlich besser abschnitten als die Discounter. Von den ebenfalls getesteten fünf Versandapotheken habe nur eine der Lieferung ausführliche Informationen zu allen Arzneimitteln beigelegt. Einen Pluspunkt vergab WDR für die Versender: Beim Preis hatten sie die Nase vorn.
Apothekerkammern halten dagegen
„Die Ergebnisse der immer wieder in Deutschland durchgeführten populistischen Apothekentests basieren zumeist auf den subjektiven Eindrücken von nur einem oder zwei Testern. Und oft steht leider das Ergebnis schon vor den Tests fest“, konstatierten kurz darauf die Präsidenten der Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Nordrhein. Anders die Testreihen der Apothekerkammern in NRW: Durch die Vielzahl der pharmazeutischen Fachprüfer und die zentrale Gesamtauswertung gewährten sie ein „höchstmögliches Maß an Objektivität und Neutralität“. Grundlage seien die Leitlinien der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung. „Unsere Ergebnisse sind transparent und daher von jeder Stelle nachprüfbar“, erklärten Gabriele Regina Overwiening und Lutz Engelen.
Positive Zwischenbilanz nach 15.000 Beratungstests
Bei den beiden Kammern fällt die Zwischenbilanz nach zehn Jahren und 14.692 Beratungstests positiver aus: Zwei von drei Apotheken (68%) in Nordrhein-Westfalen bieten ihren Kunden und Patienten eine sehr gute bzw. gute Beratung. In weniger als drei Prozent sei – auch auf Nachfrage – keine Beratung erfolgt. Die Ergebnisse der Kammertests „wurden allesamt wissenschaftlich fundiert durchgeführt und professionell ausgewertet“, bilanzierten Overwiening und Engelen. „Uns geht es dabei um die Erhebung der tatsächlich geleisteten pharmazeutischen Qualität und nicht um populistische Schnellschüsse“, betonte Engelen. Und Overwiening ergänzte: „All unsere Testkäufe werden daher von pharmazeutischem Fachpersonal durchgeführt.“
Konstruktive Verbesserungsvorschläge
Zur Optimierung werden sämtliche getesteten Apotheken von den Kammern im Nachgang über die Resultate informiert. „Bei schwerwiegenden Verstößen, die glücklicherweise die seltene Ausnahme sind, ergreifen wir selbstverständlich Sanktionen“, so Engelen. Schließlich sei die Beratung der Kernbereich der apothekerlichen Tätigkeit. „Aber wir belassen es nicht bei kritischen Anmerkungen, wir unterbreiten den Apotheken zugleich konstruktive Verbesserungsvorschläge.“ Dazu zählten unter anderem Team-Schulungen in der Apotheke zum Themenkreis Beratung und Kommunikation. Erfreulich ist aus Sicht der Kammern, dass auch in Apotheken, die Mängel in der Beratung zeigten, nahezu durchgängig eine optimale Therapieempfehlung gegeben wurde. Lediglich in etwa einem Prozent der OTC-Beratungen hätte ein besser verträgliches Arzneimittel empfohlen werden können. |
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