Prisma

Verwundbar durch das Wetter

Vulnerabilitätsanalyse des Bundes

cae | Das Bundesumweltministerium (BMUB) hat letzte Woche die Studie „Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel“ vorgelegt. Sie soll dabei helfen, Deutschland bis 2050 „klimasicher“ zu machen.

Die Studie schätzt auf lokaler Ebene das jeweilige Schadenspotenzial des Klimawandels für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft ab, damit die Regierungen die erforderlichen Vorsorgemaßnahmen treffen können. In einem Gürtel vom südlichen Oberrhein bis zur Oder werden die Hitzewellen zunehmen; das trifft z. B. die Ballungsräume Rhein-Neckar, Rhein-Main, Leipzig und Berlin. Gesundheitlich werden insbesondere Herz-Kreislauf-Patienten darunter leiden. Die Landwirtschaft könnte sich flexibel darauf einstellen, wenn sie trockenresistente Kulturpflanzen wie Soja und Sorghum anbaut. Die Förster pflanzen jetzt schon entsprechende Baumarten anstelle der Buche, die sich bei Nieselregen am wohlsten fühlt. Die Land- und Forstwirtschaft in ganz Deutschland dürfte von einer längeren Vegetationsperiode profitieren.

Foto: matpit73 – Fotolia.com

In 100 Jahren kann man hier nur noch in klimatisierten Räumen oder mit ­klimatisierter Kleidung leben – wenn der Klimawandel sich fortsetzt wie bisher.

In den Mittelgebirgen Süddeutschlands und in den Alpen werden die Sommer trockener, doch treten dort – wie auch im relativ kühlen Nordwestdeutschland – öfters Wolkenbrüche („Starkregen“) mit Hochwasser und Überschwemmungen auf. Rückhaltebecken (Polder) und höhere Deiche, die aufgrund der letzten Hochwasserkatastrophen jetzt schon vielerorts gebaut werden, können die drohenden Schäden verhindern.

Anderswo sind die Klimaprobleme allerdings viel gewaltiger. So könnten die Küstenländer am Persischen Golf zur nächsten Jahrhundertwende im Sommer, wenn es 60 °C heiß wird, unbewohnbar sein. Entscheidend ist hier die sogenannte Feuchttemperatur, das ist die aufgrund der tatsächlichen Luftfeuchtigkeit errechnete Temperatur, bei der eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent herrschen würde. Wenn sie über 35 °C steigt, kann der Mensch durch Schwitzen keine Wärme mehr abgeben und stirbt innerhalb weniger Stunden an Kreislaufversagen. Die Feuchttemperatur korreliert etwa mit der Wassertemperatur an der Oberfläche des Persischen Golfs, sodass auch ein Bad keine Abkühlung brächte. |

Quellen

www.bmub.bund.de/N52580

Pal JS, Eltahir EAB. Future temperature in southwest Asia projected to exceed a threshold for human adaptability. Nature Climate Change; Epub 26.10.2015

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