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Arzneimittel und Therapie
Antihypertensiva abends einnehmen
Niedriger Blutdruck während der Nacht senkt das Diabetes-Risiko
Spanische Forscher haben in der groß angelegten MAPEC-Studie mit über 2600 Teilnehmern untersucht, ob sich anhand des Blutdruckprofils von Patienten vorhersagen lässt, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese an Diabetes Typ 2 erkranken. Besonders der nächtliche Blutdruck bzw. dessen Differenz zum Blutdruck während des Tages war dabei von Interesse. Viele Patienten sind sogenannte „Non-Dipper“, das heißt, ihr Blutdruck fällt im Schlaf um weniger als 10% ab. Dies kommt bei Typ-2-Diabetikern besonders häufig vor und wurde in früheren Studien bereits mit Endorgan-Schäden und kardiovaskulären Ereignissen assoziiert. Dieser Effekt tritt sowohl bei Hypertonikern als auch bei Normotonikern auf.
Auswirkungen des nächtlichen Blutdruckabfalls
Analysiert wurden die Werte von 2656 Nicht-Diabetikern im Durchschnittsalter von ca. 51 Jahren, davon 2012 Hypertoniker und 644 Normotoniker. Während der Eingangsuntersuchung und den darauffolgenden Terminen wurde ihr Blutdruck über 48 Stunden automatisch alle 20 bis 30 Minuten gemessen. Zur Bestimmung von u. a. Blutzucker und renaler Clearance dienten Blut- und Urinproben.
Nach einer durchschnittlichen Beo-bachtungszeit von 5,9 Jahren war bei 190 Teilnehmern ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert worden. Diese waren größtenteils ältere Männer mit metabolischem Syndrom und Stammfettsucht. Allerdings lag der größte Unterschied zwischen ihnen und den Nicht-Diabetikern in den nächtlichen Blutdruckwerten. So war ihr systolischer Blutdruck in der Nacht im Schnitt um 6,9 mmHg höher, und mit 62,1% wies dieses Kollektiv deutlich häufiger das „Non-Dipper“-Profil auf (gegenüber 43,2% der Patienten, die keinen Diabetes entwickelten). Eine Erhöhung des nächtlichen systolischen Blutdrucks um eine Standardabweichung brachte eine Risikoerhöhung von 28% mit sich, während das Diabetes-Risiko bei einer analogen Auswertung der Blutdruckwerte im wachen Zustand nur um 12% zunahm. Interessanterweise war ein stärkerer morgendlicher Anstieg des Blutdrucks mit einem niedrigeren Diabetes-Risiko verbunden.
Einnahmezeitpunkt beeinflusst Diabetes-Risiko
Zusätzlich wurden Patienten, die einen oder mehrere Blutdrucksenker einnahmen, in zwei Gruppen geteilt: Eine Hälfte nahm ihre Medikamente morgens nach dem Aufstehen, die andere abends vor dem Zubettgehen ein.
Die abendliche Einnahme bewirkte eine effektivere Blutdrucksenkung während der Nacht und verringerte die Prävalenz des „Non-Dipper“-Profils deutlich (32% vs. 52% bei morgendlicher Gabe). Nach der Beobachtungszeit waren 12,1% der Morgen-Gruppe an Diabetes Typ 2 erkrankt. In der Abend-Gruppe waren es nur 4,8%. Dies ergab eine Hazard Ratio (HR) der Abend- gegenüber der Morgengruppe für das Auftreten eines Diabetes von 0,43. Am stärksten war dieser positive Effekt bei Patienten, die mit Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten (HR 0,39), ACE-Hemmern (HR 0,31) oder Betablockern (hier meist Nebivolol, HR 0,35) behandelt wurden. Bei morgendlicher Gabe hatte die Wirkstoffklasse keinen Einfluss auf das Diabetes-Risiko. In der Art und Zahl der berichteten Nebenwirkungen gab es keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen.
Somit könnte die Änderung des Einnahmezeitpunktes eine einfache, aber effektive Möglichkeit zur Prävention des Typ-2-Diabetes bei Hypertonikern sein. Aber auch bei Normotonikern könnte der nächtliche Blutdruck weiteren Aufschluss über deren Risiko, an Diabetes zu erkranken, geben. |
Quelle
Hermida RC et al. Sleep-time BP: prognostic marker of type 2 diabetes and therapeutic target for prevention. Diabetologia; online veröffentlich 23. September 2015
Hermida RC et al. Bedtime ingestion of hypertension medications reduces the risk of new-onset type 2 diabetes: a randomised controlled trial. Diabetologia; online veröffentlich 23. September 2015
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