Arzneimittel und Therapie

Aripiprazol: Etwa jeder Siebte profitiert

Neuroleptikum für ältere Patienten eine wirksame Option bei therapieresistenter Depression

Ältere Patienten, die unter einer therapieresistenten Depression leiden, können von einer zusätzlichen Aripiprazol-Einnahme profitieren. Einer US-amerikanischen Studie zufolge spricht etwa jeder siebte Betroffene auf die Kombination des Antidepressivums Venlafaxin und des atypischen Neuroleptikums Aripiprazol an.

Das Versagen einer medikamentösen antidepressiven Therapie bei Älteren ist eher die Regel als die Ausnahme: Mehr als die Hälfte aller älterer Patienten, die an einer schweren Depression leiden, spricht nicht auf eine Erstlinientherapie mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) an. Was tun? Es gibt wenig Evidenz-basierte Aussagen, wie in diesen Fällen zu verfahren ist. Empfehlungen sprechen sich für eine Zweitlinientherapie mit Mirtazapam oder ­Bupropion oder die Augmentation mit Lithium, Psychostimulanzien oder neueren Antipsychotika sowie für psychotherapeutische Maßnahmen oder eine Elektrokonvulsionstherapie aus. Von diesen Vorschlägen konnte bislang nur die Wirksamkeit von Lithium bestätigt werden; allerdings ist die Verträglichkeit von Lithium bei älteren Patienten oft problematisch. Daher suchte eine amerikanische Arbeitsgruppe nach wirksamen, auch in der täglichen Praxis umsetzbaren Alternativen. Eine besteht in der zusätzlichen Gabe des atypischen Neuroleptikums Aripiprazol. Dieser Therapieansatz wurde in einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie untersucht.

Was war bekannt, was ist neu?

Bekannt war:

Mehr als die Hälfte der älteren depressiven Patienten spricht nicht auf eine Erstlinientherapie mit einem SSRI oder SNRI an.

Konkrete Empfehlungen zum Vorgehen in der Zweitlinientherapie sind rar.

Was ist neu?

Die zusätzliche Gabe des atypischen Neuroleptikums Aripiprazol führte bei einem Teil der Patienten zu einer Remission.

Unter Aripiprazol traten vermehrt Parkinson-ähnliche Beschwerden und Sitzunruhe auf, kardiometabolische Risikofaktoren wurden nicht erhöht.

In der ersten Studienphase erhielten 468 ältere Patienten, die unter einer schweren Depression litten, den SSRI Venlafaxin. Trat unter dieser Therapie keine Remission ein, was bei 181 der Probanden der Fall war, erhielt die Hälfte von ihnen über drei Monate hinweg zusätzlich ein Placebo oder das atypische Neuroleptikum Aripiprazol. Nach zwölf Wochen hatten 44% der Aripiprazol-Gruppe eine Remission erreicht, in der Placebo-Gruppe waren es 29% (p = 0,03). Dies entspricht einer NNT von 6,6. Diesem Benefit standen allerdings auch unerwünschte Wirkungen gegenüber: So traten unter der Einnahme von Aripiprazol verstärkt (bei 26% vs. 1% unter Placebo) Akathisien (krankhafte Bewegungsunruhe) und Parkinson-artige Symptome (17% vs. 2% unter Placebo) auf. Ein Anstieg kardiometabolischer Risikofaktoren (z. B. Plasmalipide, Glucose, Körperfett) wurde nicht festgestellt. Desgleichen wurden keine vermehrten Selbstmordgedanken geäußert. |

Quelle

Lenze E et al. Lancet published online: 28. September 2015. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)00308-6.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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