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Arzneimittel und Therapie
Hoffnungsträger Spironolacton
Aldosteron-Antagonist hilft bei therapieresistenter Hypertonie
Unter einer therapieresistenten Hypertonie versteht man einen dauerhaft erhöhten Blutdruck, der trotz Einnahme von mindestens drei verschiedenen Antihypertensiva – in der Regel ein ACE-Hemmer oder ein Sartan, ein Calciumkanalblocker und ein Thiazid – nicht ausreichend gesenkt werden kann. Rund 10% aller Blutdruckpatienten sind dieser Gruppe zuzuordnen und weisen aufgrund der schlechten Blutdruckeinstellung ein hohes kardiovaskuläres Risiko auf. Da es für diese Gruppe keine einheitlichen Therapieempfehlungen gibt, untersuchte eine britische Arbeitsgruppe den Einsatz von Spironolacton. Sie ging von der Vorstellung aus, dass die Ursache der resistenten Hypertonie in einer ausgeprägten Natriumretention liegt. Dann könnte eine Diurese mit Spironolacton zu einer effektiven Blutdrucksenkung führen. Diese Hypothese wurde in der Pathway-2-Studie untersucht.
Signifikante Überlegenheit von Spironolacton
Für die doppelblinde, randomisierte und Placebo-kontrollierte Crossover-Studie wurden 335 Patienten mit resistenter Hypertonie ausgewählt. Alle Teilnehmer durchliefen vier dreimonatige Behandlungszyklen, in denen sie zu ihrer üblichen Medikation entweder Spironolacton, den α-Blocker Doxazosin, den β-Blocker Bisoprolol oder ein Placebo einnahmen. So erhielt jeder Patient jeden Wirkstoff, dessen Dosis nach sechs Wochen verdoppelt wurde. Der primäre Studienendpunkt war der von den Patienten selbst gemessene systolische Blutdruck. Die Eigenmessung wurde gewählt, um eine Weißkittelhypertonie auszuschließen. 230 Probanden schlossen alle vier Zyklen ab. Bei der Auswertung der Ergebnisse wurde zuerst Spironolacton mit Placebo verglichen, um einen Beweis für die grundlegende Wirksamkeit von Spironolacton zu liefern. Dieser Vergleich fiel eindeutig zugunsten des Aldosteron-Antagonisten aus (-8,7 mmHg; p < 0,0001). Dann wurden die Spironolacton-Ergebnisse den kombinierten Resultaten der Vergleichsgruppe (Bisoprolol/Doxazosin) gegenübergestellt, bei der sich ebenfalls die signifikante Überlegenheit von Spironolacton zeigte (-4,26 mmHg). Auch separate Vergleiche mit Doxazosin und Bisoprolol bestätigten die Überlegenheit von Spironolacton, das den Blutdruck etwa doppelt so stark senkte. Die bessere Wirksamkeit von Spironolacton spiegelte sich auch im Anteil der Patienten wider, deren Blutdruck den angestrebten Zielwert von < 135 mmHg erreichte (rund 58% in der Spironolacton-Gruppe, etwa 42% in der Doxazosin-Gruppe, rund 44% in der Bisoprolol- und knapp 25% in der Placebo-Gruppe).
Mögliche Konsequenzen
Dieses Ergebnis stützt die Vorstellung, dass der resistenten Hypertonie eine Natriumretention zugrunde liegt. Von den Studienautoren wird daher Spironolacton als wichtige Ergänzung zu den bisher üblichen drei Wirkstoffen – ACE-Hemmer oder Sartan, Calciumkanalblocker und Thiazid – angesehen. Aufgrund der hohen Wirksamkeit dieser Kombination nähme dann die Inzidenz einer resistenten Hypertonie deutlich ab. Voraussetzung sei allerdings, dass die Viererkombination Eingang in die Leitlinien zur Hypertoniebehandlung findet, so die Autoren. |
Literatur
Williams B et al. Spironolactone versus placebo, bisoprolol, and doxazosin to determine the optimal treatment for drug-resistant hypertension (PATHWAY-2): a randomised, double-blind, crossover trial. Published online am 21. September 2015 http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)00257-3.
http://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/Last-5-years/best-of-esc-congress-2015 (Zugriff am 3.10.2015)
http://www.escardio.org/static_file/Escardio/Press-media/Press%20releases/2015/Congress/PATHWAY%202_Williams.pdf (Zugriff am 3.10.2015)
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