Prisma

DNA-Analyse von Toilettenabfall

Neue Wege in der Infektionskontrolle

bk | Die schnelle Verbreitung von neuen Erregern und antibiotikaresistenten Keimen stellt die weltweiten Systeme zur Infektionskontrolle vor große Probleme. Dänische Forscher haben nun eine neue Strategie vorgeschlagen: Die Genom-Analyse des Inhalts von Flugzeugtoi­letten.
Foto: senohrabek – Fotolia.com

Multiresistente Erreger im Anflug?

Momentan basieren die Kenntnisse über die Verbreitung von Erregern vor allem auf Berichten von Ärzten. Zusätzlich bestehen Netzwerke, die Informationen über einzelne Erreger austauschen. Diese Wege sind mit enormen zeitlichen Verzögerungen verbunden, die ein schnelles Eingreifen erschweren.

Da der internationale Flugverkehr als wichtiger Übertragungsweg für Infektionskrankheiten gilt, könnten Proben aus Flugzeugen schnelle Informationen liefern. Deshalb untersuchte das dänische Team Toilettenabfälle aus 18 Flugzeugen, die entweder aus Südasien, Nordasien oder Nordamerika nach Kopenhagen geflogen waren. Die DNA dieser Proben wurde sequenziert und die gewonnenen Daten mit Referenz-Datenbanken für Bakterien- und Resistenzgene abgeglichen.

Die Analyse ergab spezifische Profile für die verschiedenen Regionen. So war z. B. die Verbreitung von Salmonella enterica und Noroviren höher in den südasiatischen Proben als in denen aus Nordasien und Nordamerika, wohingegen Clostridium difficile vermehrt in den Ausscheidungen der Reisenden aus Nordasien und Nordamerika gefunden wurde. Zudem lagen Resistenzgene, vor allem gegen Tetracycline, Makrolide und Beta-Lactam-Antibiotika, verstärkt und in größerer Vielfalt in den Toilettenabfällen aus Südasien vor.

Als nächstes müsste der Nachweis erbracht werden, dass die Proben aus den Flugzeugtoiletten tatsächlich repräsentativ für das Mikrobiom des Abfluglandes sind. Auch ist noch nicht geklärt, ob sich die Analyse der Toilettenabfälle in einem Umfang umsetzen lässt, wie er für die Etablierung eines weltweiten Kontrollsystems notwendig wäre.

Sollten die nächsten Schritte gelingen, könnten in Zukunft Informationen aus Toilettenabfällen dazu beitragen, schnell und effektiv Maßnahmen gegen die Verbreitung von gefährlichen Erregern einzuleiten. |

Quelle

Nordahl Petersen T et al. Sci. Rep. 2015;5:11444

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