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- DAZ 35/2015
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Die Seite 3
Es ist ruhig geworden ...
... um die „Pille danach“, ein halbes Jahr nach der Entlassung der Notfallkontrazeptiva aus der Rezeptpflicht. Dass das ein gutes Zeichen ist, hat ABDA-Präsident Friedemann Schmidt jetzt bestätigt. Die Apotheker würden der Verantwortung gerecht, die mit der Rezeptfreiheit auf sie übergegangen ist, erklärt er in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (s. auch „‚Pille danach‘ ohne Sicherheitsprobleme“, S. 14 dieser DAZ). Sicherheitsprobleme seien bislang keine aufgetreten, auch nicht bei jungen Frauen und Mädchen. Erfahrungen, die sich übrigens mit denen aus Österreich decken, wo die „Pille danach“ schon seit 2009 ohne Rezept erhältlich ist.
Wie anders klang das noch vor nicht einmal einem Jahr. Die Diskussion, die schon lange nicht mehr ausschließlich auf fachlicher Ebene stattfand, wurde erbittert geführt. Bis zuletzt hatte sich die Union gegen eine Abgabe der „Pille danach“ ohne Rezept gestemmt und jegliche Bestrebungen in diese Richtung aus anderen Parteien blockiert. Hier spielten vor allem moralische Bedenken eine Rolle. Junge Frauen und Mädchen könnten leichtsinniger werden, so die Befürchtung. Letztendlich musste man sich der Entscheidung aus Brüssel beugen. Die Frauenärzte hingegen wollten den Kompetenzverlust nicht hinnehmen. Sie sprachen den Apothekern die Fähigkeit ab, zu dieser sensiblen Thematik ausreichend beraten zu können und erklärten die Handlungsempfehlungen der Bundesapothekerkammer für lückenhaft. Einige Apotheker gossen gleich auf allen Seiten Öl ins Feuer. Hier traten sowohl moralische als auch fachliche Bedenken sowie eine erschreckende Scheu vor Verantwortung zutage – allerdings nur vereinzelt. Von vielen Kollegen wurde die geplante Entlassung aus der Verschreibungspflicht und der damit verbundene Kompetenzgewinn auch begrüßt. Man war sich sicher, die Apotheker können das.
Letztere Kollegen haben am Ende Recht behalten. Die „Pille danach“ ist rezeptfrei und die Befürchtungen sind nicht wahr geworden. Die Notfallkontrazeption ist bei den Apothekern offensichtlich in guten Händen, das haben sie unter Beweis gestellt. Dass der leichtere Zugang im Notfall, der ja der Grund für die Freigabe war, zu einer größeren Nachfrage geführt hat, war abzusehen. Der Vorwurf der Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Birgit Seelbach-Göbel, die mangelnde Beratung der Apotheker sei für den Mehrverbrauch verantwortlich, lässt sich wohl getrost als „beleidigtes Nachtreten“ abhaken. Alle anderen Bedenken scheinen sich mehr oder weniger in Luft aufgelöst zu haben.
Die Geschichte um die Freigabe der „Pille danach“ soll keinesfalls dazu anhalten, künftig alle neuen Ideen und Änderungen unreflektiert gutzuheißen und sämtliche Bedenken in den Wind zu streuen. Aber sie sollte die Apotheker dazu motivieren, neuen Aufgaben offen und selbstbewusst gegenüberzutreten und das auch öffentlich zu kommunizieren. Vielleicht kann man dann auch bei anderen Themen wie Medikationsmanagement oder Impfen am Ende sagen: Wir haben doch gleich gesagt, dass das geht – genau wie bei der „Pille danach“.
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