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„Schlacht gegen Versandhandel beendet“
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Interview
Das sei „ein wirklich aufschlussreiches Interview!“ twitterte Müller umgehend. Der „oberste Apotheken-Lobbyist erklärt die ‚Schlacht‘ gegen den Versandhandel für beendet ... merkwürdige Wortwahl, aber i. d. Sache positiv!“, so Müller. Nicht nur Google verändere sich, „auch das digitale Zeitalter hält Einzug bei der ABDA“, so Müller zur DAZ. Und weiter: „Die ABDA akzeptiert den Kundenwunsch nach dem Versandhandel von Arzneimitteln.“ Vielleicht beginne ja jetzt die Zeit, in der die ABDA die Rolle der Apotheker im digitalen Zeitalter gemeinsam mit dem Versandhandel entwickle. Das E-Health-Gesetz zeige die Notwendigkeit der Kooperation der Vor-Ort-Apotheke mit dem Versandhandel. Bemerkenswert hält Müller auch Schmidts Aussagen zum Botendienst und zu Rezeptsammelstellen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung auf dem Land.
In dem unter anderem in der „Frankfurter Rundschau“ und dem „Kölner Stadtanzeiger“ veröffentlichten Interview antwortete Schmidt auf die Frage nach dem jahrelangen Kampf der ABDA gegen den Versandhandel versöhnlich, so als habe die ABDA ihren Frieden mit dem Vertriebsweg geschlossen: „Wir müssen einfach akzeptieren, dass sich das Einkaufsverhalten der Menschen geändert hat und sie heutzutage auch Medikamente im Internet bestellen wollen. Wir wollen uns nicht mehr in dieser Schlacht aufreiben. Auch eine Reihe unserer eigenen Mitglieder betreibt schließlich neben der Apotheke vor Ort das Online-Geschäft. Wir bleiben allerdings dabei, dass der Versandhandel immer nur die zweitbeste Lösung ist. In einem so sensiblen Bereich wie der Medizin ist die direkte Beratung vor Ort durch nichts zu ersetzen.“
Erneut erhebt der ABDA-Präsident für die Apotheker den Anspruch auf verantwortliche Mitwirkung beim Medikationsmanagement. „Wir können mehr als nur Medikamente über den Tisch zu reichen“, so Friedemann Schmidt. Und bei der Apothekenhonorierung müsse etwas geschehen. Zudem spricht Schmidt über frühere Erfolge der ABDA in der Politik. Als Verbandsvertreter sei es seine Aufgabe, Probleme zu benennen und Verbesserungen vorzuschlagen, erklärt Schmidt – nicht zu jammern. Und er macht gleich deutlich, wo er Nachbesserungsbedarf sieht: „Wir kritisieren insbesondere, dass das Potenzial, das wir Apotheker haben, von Politik und Gesellschaft nur ungenügend genutzt wird.“ Beispiel: die Beratung und Kontrolle bei der Einnahme von Medikamenten, mit der Ärzte zunehmend überfordert seien. „Wir stellen uns ein enges Dreiecksverhältnis zwischen Arzt, Apotheker und Patient vor.“ Die Politik nehme das zwar auf, so Schmidt – „aber das war es auch schon“.
Schmidt verweist darauf, dass es seit 2004 lediglich eine Honorarerhöhung für die Apotheker gegeben habe. Es könne auch nicht sein, dass man mit der Pauschale von 8,35 Euro pro Rx-Arzneimittel, die nicht regelmäßig überprüft werde, weiterhin vom wirtschaftlichen Wachstum völlig abgekoppelt sei. Und er betont: „Die Zeiten, wo auch eine kleinere Apotheke ein auskömmliches Leben sicherte, sind vorbei. Viele Apotheker haben etwas, was wir in der Branche bisher nicht kannten: Existenzangst.“ Auch wenn er vom „Apothekensterben“ – ein „vor einigen Jahren verwendeter polemischer Kampfbegriff“ – heute nicht mehr reden will, sorgt er sich um die Versorgung in der Fläche. Hier gebe es zwei Möglichkeiten, so Schmidt: Man könne die Situation so hinnehmen und versuchen, die Versorgung der Bevölkerung auf dem Land etwa durch Rezeptsammelstellen oder Botendienste sicherzustellen. Oder man strebe es wie die Schweizer Apotheker an, auch ohne Arzt vor Ort zu bleiben. „Sie fungieren als erste Anlaufstelle für Patienten und übernehmen somit vom Hausarzt die Lotsenfunktion. Das ist eine bestechende Idee. Sie setzt aber voraus, dass ein Apotheker auch ohne Arzt vor Ort überleben kann.“ Das könne aber nur funktionieren, wenn zusätzliche Aufgaben – zum Beispiel die Beratung – auch bezahlt würden. Wenn Apotheken auch künftig die Versorgung der Fläche sicherstellen wollten, müssten neue Vergütungsmechanismen gefunden werden. „Wir werden in Zukunft zwar weniger Patienten haben, aber diese sind älter, haben mehr Krankheiten und brauchen daher mehr Beratung. Es sollte sich für den Apotheker auch lohnen, wenn er einem Patienten von einem Medikament abrät.“
Höchst zufrieden blickt Friedemann Schmidt auf frühere Erfolge der ABDA zurück –gerade was den Erhalt des Fremdbesitzverbots und weitgehend auch des Mehrbesitzverbots betrifft: „Die Politik hat verstanden, dass bei diesem Punkt mit uns überhaupt nicht zu spaßen ist. Da laufen wir zur Hochform auf, das haben wir mehrfach praktiziert. Unsere Kampagnenfähigkeit auch vor Ort in den Wahlkreisen ist bei den Abgeordneten nachdrücklich in Erinnerung geblieben.“ |
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