Rezension

Der neue TMV – ein „must have“

7. Auflage der „Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen“

Zweifelsohne war es nur eine Frage der Zeit, bis nach der sechsten die siebte völlig überarbeitete und erweiterte Auflage des allseits bekannten und hoch gelobten Standardwerks „Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen“, das Kenner routiniert aber liebevoll mit dem Akronym „TMV“ identifizieren, erscheinen ­würde. Denn zum einen schreitet der Erkenntnisgewinn auch in diesen drei Teildisziplinen der Lebenswissenschaften in atemberaubendem Tempo voran, was eine Revi-sion der didaktischen Aufarbeitung dieses Fortschritts zwingend macht. Zum anderen kennt man das Autorenteam als extrem fleißig und verantwortungsvoll, das sich mit einem status quo in seinem Verantwortungsbereich unter keinen Umständen zufrieden gibt, wenn der Anlass für eine Adjustierung prinzipiell gegeben ist.

35 Jahre sind vergangen, seitdem 1978 die erste Auflage des TMV erschienen ist. TMV waren bekanntlich die Initialen der damaligen Autoren, die Professoren Thews, Mutschler und Vaupel. Nach dem Tod des renommierten Physiologen Prof. Gerhard Thews im Jahre 2003 nahm Prof. Schaible aus Jena ­seine Position ein, so dass bereits für die sechste Auflage das Akronym TMV strenggenommen nicht mehr passte, seinerzeit jedoch offiziell noch beibehalten wurde. Von diesem Stück Historie haben sich die Autoren und der Verlag jetzt allerdings verabschiedet – und das sicherlich mit gutem Recht. Dennoch wird es den vielen Fans dieses Buches wohl schwerfallen, diesen Schritt konsequent mitzugehen, zumal das Akronym im Vergleich zu dem doch etwas sperrigen Titel deutlich flüssiger über die Lippen geht.

Diese vielleicht zu melancholisch/historische Betrachtungsweise wird die junge, nachdrängende Fachgeneration kalt lassen. Statt in Erinnerungen zu schwelgen wird hier nach Inhalten ­gefragt, die es lohnend machen, sich diesen „Klassiker“, der als solcher für diese Generation zunächst keinen Wert darstellt, nicht nur ins Bücher­regal zu stellen, sondern ihn auf dem Schreibtisch als didaktisch überdurchschnittliche Studienlektüre oder als zuverlässiges Nachschlagewerk griffbereit zu halten.

Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen



Bewährt

Seit 35 Jahren anerkanntes Standardwerk zum Studium der drei medizinischen Grundlagenfächer Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie in integrierter Form.

... und aktuell

Alle Lerninhalte auf neuestem Wissensstand, Ergänzung bekannter Fakten um wichtige neue Erkenntnisse, konsequente Streichung überholter Daten.

Anschaulich

Mittels zahlreicher, vielfach überarbeiteter oder neuer Abbildungen, Tabellen und Flussschemata.

... und einprägsam

Durch einheitlichen, schlüssigen Aufbau, verständliche Sprache und einleuchtende Erklärungen auch schwieriger Sachverhalte.

Für Studium bzw. Ausbildung

Die zuverlässige Quelle zum Erwerb des medizinischen Grundlagenwissens.

... und Beruf

Nach abgeschlossener Ausbildung das Nachschlagewerk, um aufzufrischen, was vergessen wurde, sowie zur Information über die wesentlichen neuen Erkenntnisse der letzten Jahre in den drei Fächern.

Der Leserkreis

Studierende der Pharmazie, Medizin und Zahnmedizin, Biologie, Humanbiologie, Biomedizinischen Chemie, Medizinischen Informatik und Psychologie, ferner Auszubildende in den medizinischen Assistenz- und Medizinalfachberufen sowie die jeweils Berufstätigen dieser Disziplinen.

Peter Vaupel, Hans-Georg Schaible, Ernst Mutschler

Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen

69,80 Euro, Subskriptionspreis bis 31.10.2015: 55,80 Euro

7., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage

ISBN 978-3-8047-2979-7

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2015

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Fächerübergreifende Betrachtung

Ein Grund erscheint uns das Prinzip der fächerübergreifenden Betrachtung der drei medizinischen Grundlagendisziplinen – Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie. Die Interpretation des Zusammenspiels von Struktur, Funktion und schließlich Fehlfunktion oder Funktionsversagen ist das überragende Asset dieses Lehrbuchs. Wer gezwungen ist, sich tiefgehend mit Anatomie, Physiologie und/oder Pathophysiologie auseinanderzusetzen, der wird auf kurz oder lang auf ein Speziallehrbuch für diese Disziplinen zurückgreifen müssen. Wer jedoch die Logik des Verknüpfung von Struktur, Funktion und Fehlfunktion nicht nur lernen, sondern verstehen will, der findet hier die didaktischen Hilfestellungen. Somit richtet sich das Lehrbuch auch weniger an angehende oder ausgewiesene Fachleute der Einzeldisziplinen, sondern vielmehr an die Studierenden nicht-­medizinischer Disziplinen – der Pharmazie, Biologie und der ­Humanbiologie, der biologischen Chemie und der Psychologie, der medizinischen Informatik bis hin zu den medizinischen Assistenz­berufen und zu den Lehrern, die ­einen anspruchsvollen Oberstufenunterricht an Gymnasien anbieten.

Es ist ein immenser Stoff, der hier behandelt wird, so dass es nicht wundert, dass für die 21 Kapitel, die diesem Werk seine didaktische Struktur geben, mehr als 1000 Seiten zu bedrucken waren.

Auch ein molekularer Unterbau

Wie bereits in der sechsten Auflage sind die Autoren ihrem Prinzip treu geblieben, durchgängig der beschreibenden Disziplin Anatomie nicht nur einen funktionalen, ­sondern auch einen molekularen Unterbau zu verschaffen – und umgekehrt. Und mit der Einbindung der Pathophysiologie wird deutlich, warum Struktur und Funktion so intelligent aufeinander abgestimmt sind, und wie sich Strukturen abnutzen und verändern, wenn an der Funktion „gedreht“ wird.

Und spätestens hier wird klar, dass der neue TMV – vielleicht noch mehr als seine Vorgänger – mit Recht auch den Anspruch eines Nachschlagewerks erhebt. Denn viele der aufgezeigten molekularen Zusammenhänge sind Erkenntnisse unserer jungen Forschergeneration, die erfahrene Praktiker in den Heilberufen gar nicht haben lernen können, die jedoch andererseits ­essenziell sind, um moderne ­Therapiekonzepte verstehen und anwenden zu können.

Derart komplexe Zusammenhänge können nicht mehr nur erläutert werden. Sie müssen illustriert werden. Und auch hier läuft der TMV zur Höchstform auf. Stark bebildert kann man den TMV nicht nur lesen, man kann – und sollte sich – die komplexen Zusammenhänge auch an den Illustrationen, Schemata und Tabellen erarbeiten. Tiefer ins Detail gehende Zusatzinforma­tion sind zudem als solche gekennzeichnet, und blau unterlegte ­Kästen unter der Überschrift „In Kürze!“ fassen die Essentials noch einmal zusammen.

Auf eine Detailaufzählung der Inhalte soll hier verzichtet werden. Letztlich bleibt dem an der Thematik Interessierten ohnehin keine Wahl: Der TMV gehört nun einmal in die Kategorie der Lehrbücher, die das Apostroph „must have“ verdienen. |

Theo Dingermann und Ilse Zündorf


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