Prisma

Cocain raubt Frauen die „grauen Zellen“

Geringeres Hirnvolumen nach langem Drogenkonsum

cae | Jahrelanger Drogenmissbrauch verursacht bei jungen Frauen einen Hirnschwund, nicht aber bei jungen Männern. Dies zeigen MRT-Bilder, die bei ehemaligen Abhängigen in den USA aufgenommen und ausgewertet wurden.

Untersucht wurden 31 Männer und 28 Frauen im Alter von 36 bzw. 33 Jahren, die vor 16 bzw. 15 Jahren mit dem Drogenkonsum begonnen hatten und seit 16 bzw. acht Monaten abstinent waren (alle Angaben Durchschnittswerte). Die Personen hatten Cocain, Amphetamin oder Methamphetamin (Crystal Meth) konsumiert. Mithilfe der Magnet­resonanztomografie (MRT) wurden ihre Hirne in zahlreichen Schnittebenen dargestellt und dann mithilfe eines Computerprogramms die gruppentypischen Profile der Männer und Frauen erstellt. Diese wurden dann mit den MRT-Hirnprofilen einer Kontrollgruppe von „normalen“ Männern und Frauen verglichen. Dabei fiel Folgendes auf:

Die einst drogenabhängigen Frauen besaßen ein signifikant geringeres Hirnvolumen als die normalen Frauen, und zwar mangelte es ihnen vor allem an der grauen Substanz in der Großhirnrinde (Stirn-, Temporal- und unterer Scheitellappen) sowie im limbischen System. Begleitende Untersuchungen zum Verhalten dieser Frauen zeigten, dass sie überdurchschnittlich nach Belohnungen suchten, extravertiert und impulsiv waren – Merkmale, die wohl schon vor der Suchtphase bestanden und nicht im Zusammenhang mit dem Hirnschwund stehen. Bei den einst drogenabhängigen Männern war das Hirnvolumen nicht geringer als in der Kontrollgruppe, und sie zeigten auch keine auffälligen Verhaltens­weisen.

Obwohl das Ergebnis eindeutig ist, hat es doch einen Haken: Die Frauen waren nämlich zwei Jahre jünger als die Männer, als sie mit dem Drogenkonsum begonnen hatten (18 Jahre vs. 20 Jahre). Diese beiden Jahre spielen eine Rolle, denn bei 18-Jährigen ist die Hirnentwicklung noch in vollem Gange. Zudem ergaben die Anamnesen, dass die Frauen die Drogen intensiver und exzessiver konsumiert hatten als die Männer. |

Quelle: Regner MF, et al. Sex Differences in Gray Matter Changes and Brain-Behavior Relationships in Patients with Stimulant Dependence. Radiology 2015; Epub 14.7.2015

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