Prisma

Schwere Adipositas durch Leptinmutation

Therapie mit Leptin-Analogon erfolgreich

cae | Mediziner der Universität Ulm haben bei einem dreijährigen adipösen Kind eine bisher unbekannte Mutation des Leptin-Gens entdeckt und eine erfolgreiche Therapie mit dem rekombinanten Leptin-Analogon Metreleptin begonnen.

Gewichtskurve des kranken Kindes vor (grau) und nach Beginn der Thera­pie mit Metreleptin (blau). Die orange gerasterte Fläche zeigt den normalen Gewichtsbereich zwischen der 3. und 97. Perzentile (P50 = Median).

Der kleine Patient war normalgewichtig geboren worden, nahm aber schon ab vier Monaten abnormal zu und wog mit 2 ½ Jahren, als er in das Klinikum Ulm kam, 33,7 kg, was bei einer Größe von 93,5 cm einem BMI von 38,6 entsprach. Nachdem der anfängliche Verdacht auf einen Mangel an dem Sättigungshormon Leptin nicht bestätigt wurde, ergaben Untersuchungen des codierenden Gens LEP auf beiden Allelen einen Einzelnucleotid-Polymorphismus (SNP), der einen Austausch der Aminosäure Asparaginsäure gegen ­Tyrosin bewirkt (D100Y) und das aus 146 Aminosäuren bestehende Peptidhormon Leptin völlig unwirksam macht. Eine Untersuchung der Eltern zeigte, dass sie diesen SNP jeweils nur auf einem Allel besitzen und deshalb keine Leptinmutation aufweisen.

Nach der Entdeckung des mutierten Leptins injizierten die Forscher es Leptin-defizienten Labormäusen und stellten auch hier seine völlige Wirkungslosigkeit fest. In-vitro-Versuche ergaben, dass das mutierte Leptin nicht mit dem Leptin-Analogon Metreleptin (Mya­lept®) interagiert, das im Februar 2014 in den USA als Orphan Drug zugelassen wurde. Darauf begannen die Ulmer Ärzte, den mittlerweile dreijähri­gen Knaben mit Metreleptin zu behandeln – mit Erfolg: Er hat in 18 Wochen von 43,3 auf 35,0 kg abgenommen und nähert sich seinem Normalgewicht. |

Quelle: Wabitsch M, et al. Biologically Inactive Leptin and Early-Onset Extreme Obesity. N Engl J Med 2015;372:48–54

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