Arzneimittel und Therapie

Warzen bei Kindern – handeln oder abwarten?

Was die topische Behandlung nützt

Kinder sind besonders anfällig für Warzen. Zahlreiche Präparate stehen daher zur Behandlung in der Selbstmedikation zur Verfügung. Eine retrospektive Studie hat nun untersucht, ob die topische Behandlung von Warzen bei Kindern im Vergleich zu einer Nichtbehandlung tatsächlich den Krankheitsverlauf und die Heilungsrate verbessert.

Schätzungsweise jedes dritte Kind im Alter zwischen vier und zwölf Jahren hat Warzen. Verursacht werden sie durch humane Papillomaviren (HPV). Diese können beispielsweise im Schwimmbad oder durch virusinfizierte Kleidung und Spielzeug in die Haut eindringen und unter Umständen erst Monate später in Form von Warzen in Erscheinung treten. Kinder sind anfälliger für Warzen, da ihr Immunsystem noch nicht völlig entwickelt ist. Die Viren gelangen durch kleinste Hautverletzungen, wie Kratzer und Schnittwunden, in den Körper, die sich bei Kindern weit häufiger finden als bei Erwachsenen.

Obwohl die verursachenden HPV-Stämme harmlos sind, werden Warzen als sehr störend und unansehnlich empfunden. Das stellt besonders für Jugendliche eine psychische Belastung dar. Deshalb steht eine Vielzahl an Methoden zur einfachen Warzenentfernung zur Verfügung. Neben Hausmitteln wie dem Einpinseln mit Zitronensaft finden sich in der Apotheke andere ätzende Salicyl-, Milch- oder Ameisensäure-haltige Mittel in Form von Lotionen oder Pflastern sowie Präparate zur direkten Vereisung der betroffenen Stelle mittels flüssigen Stickstoffs, die rezeptfrei und für die Anwendung zu Hause geeignet sind. Auch sind für die Selbstmedikation homöopathische Mittel zum Auftragen oder als Globuli mit Thuja oder Schöllkraut sehr beliebt, jedoch ist deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt. Unter ärztlicher Anweisung und örtlicher Betäubung kann auch eine Kürettage bei besonders tief eingewachsenen und gewucherten Warzen durchgeführt werden. Kinderärzte können die Warzen zudem mit CO2-Lasern behandeln. Das schädigt ebenfalls das betroffene Gewebe, sodass dieses im Anschluss abgetragen werden kann.

Neben diesen Methoden gibt es bei Kindern jedoch auch immer die Möglichkeit des „Abwartens“ – zumindest solange sich die Warzen nicht großflächig vermehren oder an sehr unangenehmen Körperstellen auftreten. So kann man dem Immunsystem die Möglichkeit geben, selbst gegen die HPV aktiv zu werden. Nach den Ergebnissen einer nun erschienenen retrospektiven Studie scheint das nämlich durchaus der Fall zu sein [1]. Forscher der John Hopkins Universität in Baltimore, Maryland haben hierzu den Krankheitsverlauf bei 214 Kindern zwischen null und 17 Jahren mit Warzen verfolgt und mittels Telefonbefragungen der Eltern den Einfluss einer topischen Therapie auf die Heilungsrate bewertet. 78% der Kinder wiesen dabei leichte Formen mit weniger als fünf Läsionen auf, die vorwiegend an nur einer Körperstelle lokalisiert waren. Mit 53,7% befanden sich die meisten Warzen an Händen, gefolgt von 27,6% am Kopf- und Halsbereich. Insgesamt erhielten 203 Kinder eine Behandlung mit Salicylsäure (66,4%), Vereisungen (53,7%) oder Okklusionsverbänden (37,9%). 29 Kinder (13,6%) litten unter Nebenwirkungen, wie Irritationen, Schmerzen und Narbenbildung.

Erfolg unabhängig von der Behandlung

Unabhängig von der Methode waren 65% der Kinder nach zwei Jahren die Warzen los, 80% nach vier Jahren. Bei Kindern mit Infektionshistorie oder Befall mehrerer Körperareale verblieben die Warzen oftmals länger als 2 Jahre. Im Vergleich zeigte sich jedoch, dass nach sechs Monaten 32 (15,8%) der behandelten Kinder warzenfrei waren, was bei vier (36,4%) der unbehandelten Kinder zutraf und sich dieses Verhältnis nach zwölf Monaten auf 78 (38,6%) zu fünf (45,5%) bzw. nach 18 Monaten auf 122 (60,4%) zu sieben (63,7%) anglich. Dass eine aggressive Warzentherapie einen positiven Effekt auf das Abheilen der Läsion hat, scheint somit noch nicht bewiesen. Die Autoren der Studie verweisen daher auf eine individuelle Abwägung für oder gegen eine Behandlung nach der Schwere der Erkrankung, wie der Anzahl und Ausbreitung der Läsionen, des allgemeinen Gesundheitsstatus des Kindes, aber auch der anfallenden Kosten für die Therapie. Eine aggressive Behandlung bei leichten Formen sollte aufgrund der nicht selten auftretenden Nebenwirkungen eher zurückhaltend durchgeführt werden, da der Erfolg der Therapie gegenüber einer Nichtbehandlung noch nicht nachgewiesen sei. Die offensichtlichen Limitationen dieser Studie wie die ausschließliche Analyse von Telefoninterviews sowie der sehr geringen Anzahl nicht behandelter Kinder (5,1%; n = 11 von 214) lassen Kritik an dem gewählten Studiendesign aufkommen. Ein direkter Vergleich der Wirksamkeit der verschiedenen Therapeutika (auch gegen Placebo) müsste nun in prospektiven Studien evaluiert werden. Hierbei sollten auch Faktoren definiert werden, welche eine schnellere Abheilung begünstigen, um das Risiko für schwere Verlaufsformen der Erkrankung zu senken.

Hygiene ist wichtig

Für das Beratungsgespräch in der Apotheke sind neben der nun angestoßenen Diskussion für oder gegen ein geeignetes Mittel zur Selbstmedikation vor allem auch hygienische Maßnahmen wichtig, welche die Eltern beachten sollten, um einem Warzenbefall vorzubeugen oder ein weiteres Ausbreiten der Erreger zu verhindern. Kinder sollten an warm-feuchten Orten, wie Schwimmbädern, Sporthallen und anderen öffentlichen Bereichen stets entsprechendes Schuhwerk tragen, um den Hautkontakt mit Viren zu verhindern. Auch sollten die Füße und Hände nach einem Besuch im Schwimmbad gründlich desinfiziert und die Handtücher nicht gemeinsam benutzt werden. Sollte eine Warze dennoch auftreten und diese mittels ätzender Lösungen behandelt werden, kann das Auftragen fettiger Salben auf die gesunden Hautstellen ein aggressives Einwirken der Mittel verhindern. Auch müssen die Hände und benutzten Hilfsmittel nach der Behandlung vollständig desinfiziert werden, um ein Ausbreiten infektiösen Materials und somit das Übertragen der Viren auf andere Körperstellen zu vermeiden. Bei Verdacht der Verschlechterung des Krankheitsgeschehens oder dem Auftreten von Irritationen und Reizungen der Haut durch die Behandlung sollte sicherheitshalber der Besuch eines Arztes angeraten werden. |

Quelle:

Kuwabara, A. M., et al. (2015). „Children with Warts: A Retrospective Study in an Outpatient Setting.“ Pediatr Dermatol.

Apotheker Dr. André Said

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