Prisma

Unfruchtbar durch RNA-Defekte

Neuer Aspekt der Spermienqualität

cae | Bei ungewollter Kinderlosigkeit von Ehepaaren liegt die Ursache in etwa jedem zweiten Fall beim Mann. Dessen natürliche Zeugungsunfähigkeit lässt sich mit einem gentechnischen Test erkennen, der auch Auskunft darüber gibt, ob der Mann mithilfe der In-vitro-Fertilisation Vater werden könnte oder nicht.
Foto: Tatiana Shepeleva – Fotolia.com

Beweglichkeit allein entscheidet nicht, ob ein Spermium eine Eizelle befruchten kann. Auch die RNA muss komplett sein.

Wenn ein Mann seine Fortpflanzungsfähigkeit testen lassen will, muss er ein Ejakulat abgeben, in dem Experten die Anzahl der Spermien feststellen sowie deren Aussehen und Beweglichkeit beurteilen. Selbst wenn alle äußeren Merkmale der Spermien positiv sind, kann der Mann jedoch zeugungsunfähig sein, weil die RNA kleine Defekte aufweist. Genetiker in Detroit haben die RNA von Männern, die in einer ungewollt kinderlosen Partnerschaft leben und deren Spermienqualität aufgrund der bisherigen Tests einwandfrei zu sein schien, analysiert und die Auswirkungen einzelner RNA-Defekte auf die Fruchtbarkeit statistisch er­mittelt.

648 verschiedene RNA-Moleküle im Spermium entscheiden über die Fruchtbarkeit des Mannes. Je nachdem, welche RNA-Moleküle fehlen, erfolgt entweder keine Befruchtung der Eizelle, oder die Entwicklung des Embryos ist so sehr gestört, dass er abstirbt. Wenn die RNA-Defekte nur die Befruchtung verhindern, aber nicht die Embryogenese behindern, könnte das Paar mithilfe einer In-vitro-Fertilisation dennoch Kinder bekommen. Eine RNA-Analyse kann also individuell vorhersagen, ob diese Maßnahme erfolgversprechend oder von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Derzeit erscheint die RNA-Analyse allerdings noch zu aufwendig und zu teuer, um einen praxis­tauglichen Test zu entwickeln. |

Quelle: Jodar M, et al. Absence of sperm RNA elements correlates with idiopathic male in­fertility. Sci Transl Med 2015;7:295re6

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