Prisma

Tetris statt Betablocker

Kognitive Blockade nach Traumata

cae | Um Patienten zu helfen, traumatische Erlebnisse zu bewältigen, werden ihnen nicht selten Beta­blocker verschrieben. Ein Com­puterspiel könnte jedoch dieser Arzneitherapie überlegen sein.
Foto: tovovan – Fotolia.com

Game over! Mithilfe von Computerspielen kann man traumatische Erlebnisse anscheinend nicht nur verdrängen, sondern auch dauerhaft gut verarbeiten.

Wer das altbekannte Computerspiel Tetris spielt, erlebt einen Zustand höchster geistiger Anspannung, der wie ein Suchtmittel wirken kann, sodass der Spieler seine Alterssorgen zeitweise vergisst. Englische Hirnforscher kamen deshalb auf die Idee, die Wirkung des Spiels bei emotional belasteten Personen zu testen. Gesunde Probanden (n = 56) mussten sich zuerst einen schockierenden Film und am nächsten Morgen Fotos aus diesem Film ansehen. Der zweite Termin sollte eine Rekonsolidierung oder Wiedereinspeicherung der traumatisierenden Szenen in der Erinnerung bewirken – oder genau das Gegenteil. Die Hälfte der Probanden spielte ­unmittelbar, nachdem sie die Fotos angeschaut hatte, zwölf Minuten lang Tetris; die anderen Probanden hatten kein Ablenkungsmanöver. Danach dokumentierten alle Probanden sieben ­Tage lang in einem Tagebuch, wie sie von der Erinnerung an die schockierenden Szenen heimgesucht wurden. Dies war in der Kontrollgruppe erheblich heftiger als in der Tetris-Gruppe, wo das Spiel durch ­kognitive Blockade die Rekonsolidierung verhindert hatte.

Der Studienleiter möchte Tetris demnächst als Therapie bei Patienten testen, die gerade einen Verkehrsunfall erlitten haben. |

Quelle: James EL, et al. Computer Game Play Reduces Intrusive Memories of Experimental Trauma via Reconsolidation-Update Mechanisms. Psychol Sci; Epub 01.07.2015

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