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Prisma
Plazentophagie gegen Depressionen
Metaanalyse bezweifelt Wirksamkeit
Etwa zehn bis 20 Prozent der Mütter erleiden eine Wochenbettdepression (postpartale Depression), die ein bis zwei Tage nach der Geburt einsetzt und mehrere Wochen anhalten kann. Als Ursache gilt u. a. der plötzliche Abfall des Estrogenspiegels nach der Geburt. Da die Plazenta neben anderen Hormonen auch Estrogene enthält, erscheint der Gedanke naheliegend, die Frau könne durch den Verzehr ihrer eigenen Plazenta ihren Estrogenspiegel wieder anheben und einer Depression vorbeugen. Doch ganz so einfach geht es nicht, denn oral zugeführte Estrogene werden sehr schnell metabolisiert und sind kaum wirksam – das ist der Grund, dass arzneilich nur ihre Ester oder substituierten Derivate angewendet werden. Andererseits ist die Plazentophagie nicht selten bei Tieren zu beobachten, und Tieren unterstellt man gemeinhin, dass sie in ihrem natürlichen Instinkt nichts völlig Unnützes tun.
Von insgesamt 49 Publikationen zur Plazentophagie seit 1950 hielt ein Team von Psychiatern in Chicago vier Studien bezüglich Frauen und sechs Studien bezüglich Tiere für so fundiert, um die Ergebnisse auszuwerten. Bei den Humanstudien wurden eventuelle Auswirkungen auf die Rückbildung des Uterus auf seine normale Größe, die Normalisierung des Hormonzyklus (die Wochenbettdepression war keine explizite „Indikation“) und die Milchproduktion beobachtet. Die Befunde waren jedoch widersprüchlich oder nicht aussagekräftig.
Die Autoren der Metaanalyse weisen darauf hin, dass die Plazenta auch Schwermetalle und Pathogene enthalten kann, die sie während der Schwangerschaft akkumuliert hat, sodass ihr Verzehr sogar gesundheitsschädlich sein könnte.
Was die Zubereitung betrifft, so wird die Plazenta meistens gekocht, z. B. in Form von Plazenta-Lasagne. Einige Frauen bevorzugen es, sie roh zu verzehren. Zudem gibt es pharmazeutische Zubereitungen, z. B. Kapseln mit dem getrockneten, gepulverten Material und Nosoden, die auch hierzulande in der komplementären Medizin bekannt sind. |
Quelle: Coyle CW, et al. Placentophagy: therapeutic miracle or myth? Arch Womens Ment Health; Epub 4. 6. 2015
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