Prisma

Wirkstoffe gegen Stress

Eine Chance für A2A -Antagonisten

cae | Coffein ist nicht nur ein ­Wachmacher, sondern auch ein Stimmungsaufheller. Ein aktueller Tierversuch zeigt, dass es ebenso wie andere A2A -Antagonisten den krank machenden Folgen von chronischem Stress vorbeugen kann.

Coffein bindet aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit mit Adenosin an Adenosinrezeptoren, wirkt dort aber nicht als Agonist, sondern als Antagonist. Der Adenosinrezeptor-Subtyp A2A ist seit Langem als Target zur Behandlung neurodegenerativer und psychischer Erkrankungen im Gespräch. So haben die Firmen Schering-Plough in den USA und Kyowa Hakko in Japan schon vor 20 bzw. 15 Jahren die A2A -Antagonisten SCH58261 bzw. KW6002 entwickelt, die zwar nicht als Arzneimittel zugelassen wurden, aber weiterhin als Testsubstanzen in der experimentellen Pharmakologie zum Einsatz kommen.

Nun hat das Team um den Pharmakologen Rodrigo Cunha in Portugal zunächst die Wirkung von chronischem, aber unvorhersehbar auftretendem Stress (chronic unpredictable stress, CUS) auf das Verhalten und das Gehirn bei Mäusen getestet und dabei u. a. ein ängstliches bis hilfloses Verhalten und ein vermindertes Erinnerungsvermögen sowie diverse Änderungen in der Chemie der Synapsen festgestellt. Anschließend hat das Team in vier Gruppen getestet, ob die CUS-geplagten Mäuse durch die vorherige (prophylaktische) Gabe von Coffein oder KW6002 bzw. durch die teilweise oder vollständige Entfernung der A2A -Rezeptoren im Hirn vor diesen Schäden bewahrt werden können. Die Ergebnisse fielen hinsichtlich der Ängstlichkeit gemischt aus, waren aber bei allen anderen Parametern durchweg positiv. In einem weiteren Versuch zeigte das Team, dass die spätere (therapeutische) Gabe von SCH58261 nach einer CUS-Belastung die krankhaften Symptome der Labormäuse besserte.

Fraglich ist allerdings, ob es überhaupt sinnvoll ist, ein Medikament zur Stressbewältigung zu entwickeln. Wäre es nicht besser, das Problem an seiner Wurzel zu lösen und alles Mögliche zu tun, um den Stress zu verringern? |

Quelle: Kaster MP, et al. Caffeine acts through neuronal adenosine A2A receptors to prevent mood and memory dysfunction triggered by chronic stress. Proc Natl. Acad. Sci; Epub 08.06.2015

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