Aus den Ländern

„Was läuft bei dir?“

15 Jahre Kommunale Gesundheitskonferenzen in Nordrhein-Westfalen

Rückschau und Perspektiven – unter diesem Motto dokumentierten und diskutierten Beteiligte der Kommunalen Gesundheitskonferenzen in Nordrhein-Westfalen am 7. Mai in Düsseldorf ihre Arbeit. Die Veranstaltung zeigte auch, wie Apotheker sich in Public-Health-Projekte einbringen können.

Kommunale Gesundheitskonferenzen (KGK) sind seit 15 Jahren ein Forum der Beteiligten des Gesundheitswesens – wie Apotheker, Ärzte, Vertreter von Krankenkassen, Sozialarbeiter oder Selbsthilfegruppen – in den Kreisen und kreisfreien Städten von NRW.

Die KGK wurden durch das Gesetz für den öffentlichen Gesundheitsdienst NRW von 1998 (§ 23 ÖGDG NRW) etabliert, nachdem sich ein neues Verständnis von Gesundheit entwickelt hatte, das den Einfluss von sozialen, ökologischen und psychologischen Faktoren auf die Gesundheit stärker ins Bewusstsein rückt (Public Health).

Der Medizinsoziologe Prof. Dr. Dr. Alf Trojan vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erinnerte in seinem Festvortrag daran, dass die WHO bereits 1986 in der Ottawa-Charta die interdisziplinäre Gesundheitsförderung und -prävention als Ziel definiert hatte. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse Gesundheit zu einem Querschnittsanliegen in allen Politikbereichen werden. Die Gründung der KGK in NRW sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin gewesen, so Trojan.

Projektpräsentationen

Auf die Frage „Was läuft bei dir?“ gaben die Kreise und kreisfreien Städte mit zahlreichen Postern ihre Antworten. Die meisten in den KGK entwickelten Projekte haben die Verbesserung der Altenversorgung und die Gesundheitsprävention bei Kindern zum Ziel. Während soziale Einrichtungen, Selbsthilfegruppen, Kommunalpolitiker und Ärzte sich stark beteiligen, sind Apotheker nur in einigen Projekten verankert.

Beispiele für die Mitwirkung von Pharmazeuten sind das „Bündnis gegen Depression in der Region Aachen“, welches 2008 endete, und der Recklinghausener Leitfaden zur Versorgung sterbenskranker Menschen. In Hamm untersuchte der Arbeitskreis Sozialpharmazie der KGK unter Leitung der Amtsapothekerin Dr. Ute Stapel die Arzneimittelversorgung in Pflegeeinrichtungen. Die Ergebnisse eines zweiten Projekts zur Teilbarkeit von Tabletten flossen in einen Leitfaden ein, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie der Universität Münster erarbeitet wurde.

Vernetzung vor Ort

Eine offene Talkrunde mit der Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW, Barbara Steffens, würdigte die Arbeit der KGK. Die Vertreterin der Koordination für die Selbsthilfe-Unterstützung in NRW (KOSKON), Petra Belke, kritisierte die stark reglementierte Form der KGK. Für Selbsthilfegruppen sei es schwierig, sich dort einzubringen, obwohl dies gewünscht sei. Auch Anja Ritschel, Dezernentin der Stadt Bielefeld, Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung NRW, und Dr. Martin Klein aus dem Landkreistag NRW sprachen sich dafür aus, eine höhere Partizipation der Betroffenen an den KGK zu erreichen und mehr Beteiligte ins Boot zu holen. Da die Finanzierung der Projekte oft problematisch ist, äußerten die Kommunen den Wunsch, durch das geplante Präventionsgesetz entsprechende Finanzmittel direkt zu erhalten. Ministerin Steffens deutete jedoch an, dass wahrscheinlich der Bund über die Zuweisung der Gelder bestimmen werde.

In einer weiteren Talkrunde lobten drei KGK-Geschäftsführer – Wolfgang Klier aus Köln, Christel Kunz aus Gütersloh und Christoph Neumann aus Dortmund – die Vernetzung dieser Gremien. Sie sahen in den verschiedenen Blickwinkeln, mit denen man auf das Thema Gesundheit schaue, das hohe Potenzial der KGK. Allerdings fehle es an Kräften aus der Umwelt- und Stadtplanung, so Klier. Kurze Einlagen des Improvisationstheaters clamotta lockerten die Fachtagung auf. |

Theresa Rueter, Münster

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