Arzneimittel und Therapie

Was hilft bei Muskel- und Skelettschmerzen?

Maßnahmen gegen häufige Nebenwirkungen der Aromatasehemmer

Die Einnahme von Aromatasehemmern führt sehr häufig zu muskuloskelettalen Schmerzen, was wiederum die Adhärenz beeinträchtigt. Gibt es therapeutische Ansätze zur Linderung einer Aromatase-Inhibitor-induzierten Arthralgie?

Aromatasehemmer wie etwa Anastrozol, Letrozol oder Exemestan werden zur endokrinen Therapie des Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms eingesetzt. Durch die Blockade der Estrogen-Bildung werden tumorfördernde Signale unterdrückt, was zu einer verringerten Rezidivrate führt. Die antihormonelle Therapie muss langfristig – in der Regel fünf Jahre – durchgeführt werden, was eine hohe Compliance erfordert, die durch das Auftreten unerwünschter Wirkungen beeinträchtigt wird. Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen muskuloskelettale Schmerzen, deren Inzidenz bis zu 50% betragen kann. Da Therapieabbrüche aufgrund dieser Beschwerden sehr häufig sind, sucht man nach supportiven Maßnahmen, um eine Fortführung der Therapie zu ermöglichen. Dies ist nicht einfach, da nicht genau bekannt ist, warum Aromatasehemmer Arthralgien hervorrufen. Ein jüngst untersuchter Therapieansatz geht von der Hypothese aus, dass Omega-3-Fettsäuren aufgrund ihrer antiinflammatorischen und lipidsenkenden Wirkung protektiv wirken könnten. Diese Annahme beruht unter anderem auf Studien, in denen Omega-3-Fettsäuren zu einer Linderung rheumatologisch bedingter Arthralgien und einer Abnahme der Serumtriglyceride (diese können unter einer Therapie mit Aromatasehemmern erhöht sein) führten.

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Muskuloskelettale Schmerzen führen häufig zum Therapieabbruch.

Fischöl nicht besser als Placebo

In einer randomisierten, multizentrischen, Placebo-kontrollierten Studie erhielten 249 Brustkrebspatientinnen, die unter einer Therapie mit einem Aromatasehemmer muskuloskelettale Schmerzen entwickelt hatten, während 24 Wochen zusätzlich täglich 3,3 g Omega-3-Fettsäuren oder eine Placebo. Festgehalten wurde unter anderem der Einfluss der Therapie auf die muskuloskelettalen Schmerzen sowie auf das Lipidmuster der Patientinnen. Das Ergebnis war überraschend: Patientinnen beider Gruppen erfuhren eine deutliche und anhaltende Symptomlinderung um 50%, der Unterschied zwischen Verum- und Placebogruppe zeigte aber keine statistische Signifikanz. Der hohe Placeboeffekt war auch für die Studienautoren unerwartet; sie sehen im üblichen Verlauf der Arthralgie – d. h. einer Abnahme der Beschwerden im Lauf der Zeit – eine mögliche Erklärung. Was das Lipidmuster anbelangt, so sanken die Triglyceride in der Verumgruppe und blieben in der Placebo-Gruppe konstant.

Beratungshinweise

  • Stärkung der Adhärenz; Aufklärung über Nutzen der Therapie und Hinweis auf die im Lauf der Zeit häufig abnehmenden Beschwerden (diese sind normalerweise im sechsten Therapiemonat am stärksten ausgeprägt und gehen dann zurück).
  • Die abendliche Einnahme des Aromatasehemmers kann sinnvoll sein.
  • Im Bedarfsfall zusätzliche Einnahme eines leichten Schmerzmittels (z. B. Naproxen oder Paracetamol)
  • Körperliche Aktivität bessert die Beschwerden.
  • Eventuell Umstellung der Therapie (auf Tamoxifen oder einen anderen Aromatasehemmer; ärztliche Entscheidung)
  • Substitution von Vitamin D nach Rücksprache mit Arzt

Positive Ergebnisse für Sport und Vitamin D

Mit der Frage, wie eine Aromatasehemmer-induzierte Arthralgie gelindert werden kann, befassten sich bereits mehrere Untersuchungen. In der HOPE-Studie konnte der günstige Einfluss körperlicher Aktivitäten gezeigt werden. So bewirkte ein einjähriges Sportprogramm eine Abnahme der Schmerzintensität um rund 25%. In der VITAL-Studie führte die zusätz­liche Gabe von hochdosiertem Vitamin D (30.000 IU Vitamin D3 p. o. pro Woche) zu signifikant weniger muskuloskelettalen Schmerzen und einer Besserung der Fatigue.

Diese Studien wurden allerdings an einem relativ kleinen Patientenkollektiv durchgeführt, so dass ihre Ergebnisse nicht als etablierte Therapieempfehlungen zu werten sind. Dasselbe gilt für weitere Optionen wie Akupunktur oder die Einnahme von Prednisolon, Glucosamin-Chondroitin oder Testosteron. In prospektiven Studien wird derzeit die Gabe von Duloxetin sowie von Testosteron als TTS untersucht. |

Quellen

Hershman D et al. Randomized multicenter placebo-controlled trial of Omega-3 fatty acids for the control of aromatase inhibitor–induced musculoskeletal pain: SWOG S0927. J Clin Oncol 2014.59.5595; published online on May 4, 2015.

Irwin ML et al. Randomized trial of exercise vs. usual care on aromatase inhibitor-associated arthralgias in women with breast cancer: The hormones and physical exercise (HOPE) study. SABCS 2013; Abstr. S3-03.

Khan QJ et al. Randomized trial of vitamin D3 to prevent worsening of musculoskeletal symptoms and fatigue in women with breast cancer starting adjuvant letrozole: The VITAL trial. J Clin Oncol 30, 2012 (suppl; abstr 9000).

http://www.osp-stuttgart.de/nsl/nsl.htm

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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