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Aus den Ländern
Das Pharmaziestudium ist nicht wissenschaftlich
Podiumsdiskussion im Rahmen der 118. BVT in Tübingen
Nach dem Zeugnis, das die Teilnehmer dem Pharmaziestudium in seiner jetzigen Form ausstellten, konnte man erst einmal den Eindruck bekommen, es handle sich eher um eine Ruine als um eine Baustelle. Den Anspruch eines wissenschaftlichen Studiums erfülle es in jedem Fall nicht. So würde es im Studium nicht darum gehen, Inhalte zu verstehen, kritisierte Professor Verspohl, man würde vielmehr zu Perfektionismus gezwungen. Die Fähigkeit Probleme zu lösen und nicht nur Erfüller zu sein, bekäme man im Studium wenig bis überhaupt nicht vermittelt. Franziska Möllers pflichtete ihm hier bei. Im Labor gehe es primär um das „Abkochen“ von Analysen. Einzelne Schritte nachzuvollziehen, dazu fehle die Zeit. Dass man sich selbstständig etwas erarbeiten müsse, sei eher selten. Verspohls Auffassung, dass Apotheker auch später in der praktischen Tätigkeit weniger als Problemlöser sondern eher als Erfüller agierten, bestätigte Schäfer. Die Apotheker hätten bei Anfragen an die Kammer ein großes Bedürfnis nach präzisen Antworten.
Die neuen im Vorstand
Auch auf dieser BVT standen Wahlen auf der Tagesordnung. Im BPhD-Vorstand waren das Amt des Generalsekretärs sowie das des EPSA Liaison Secretary neu zu besetzen.
Neue Generalsekretärin ist Nicole Schorde aus Marburg, sie übernimmt das Amt von Stefanie Bus. Den BPhD auf europäischer Ebene vertreten wird künftig Dorothea Dalig aus Freiburg als neue EPSA Liaison Secretary. Sie tritt die Nachfolge von Dena Akbari aus Marburg an.
Wir gratulieren den neugewählten Vorständen und wünschen ihnen für ihre Amtszeit viel Erfolg!
Große Unterschiede zwischen den Hochschulen
Wie gut Pharmaziestudierende auf ihre praktische Tätigkeit in der Apotheke vorbereitet werden, scheint sehr von der Hochschule abzuhängen. Da gebe es, so Hubmann, große Unterschiede. An Standorten, wo die klinische Pharmazie bereits gut etabliert ist, seien die Studenten vielen Apothekern in der Praxis weit voraus, andere hätten hingegen Nachholbedarf. Allerdings selbst am Standort Bonn, wo man nach Aussage von Franziska Möllers in den Genuss einer sehr guten Ausbildung in klinischer Pharmazie kommt, gibt es diesbezüglich Defizite. So habe sie von vielen Medikamenten in der Apotheke im Studium noch nie gehört. Patrick Schäfer gab allerdings zu bedenken, dass auch der dritte Abschnitt Teil der Ausbildung sei. PhiPs sollten sich Zeit geben, wenn sie direkt nach Studium alles wüssten, sei etwas falsch gelaufen. Viele erwarteten zu viel und erlitten dann einen Praxisschock. Hinsichtlich des Studiums habe er natürlich eine Wunschliste, aber in der bestehenden Approbationsordnung gebe es ungenutzten Spielraum. Neben der grundlegenden Kritik an der Struktur des Studiums und an der fehlenden Wissenschaftlichkeit, waren sich die Diskutanten auch einig, die grundsätzliche naturwissenschaftliche Ausrichtung des Studiums beibehalten zu wollen. Jedoch müssen klinisch-pharmazeutische und pharmakologische Inhalte verstärkt Eingang finden. Zu der Frage, wie das bei dem ohnehin schon sehr stressigen und vollen Lehrplan bewerkstelligt werden könnte, gab es mehrere Ideen. So sprach sich Franziska Möllers wie auch einige Studierende im Plenum für eine Verlängerung des Studiums aus. Professor Verspohl hingegen plädierte für Entrümpelung. Seiner Auffassung nach müsse im Studium das gelehrt werden, was später im Beruf erlebt wird. Stellt man dabei z. B. fest, dass Apotheker sich weder in der Apotheke noch in der pharmazeutischen Industrie mit Synthesen befassen, müsse an dieser Stelle gekürzt werden.
POP: ein gefährlicher Begriff?
Ein paar Kontroversen gab es dann aber doch. Die waren jedoch eher begrifflicher Art als inhaltlicher. Die Devise „weg vom Arzneimittel hin zum Patienten“ hält Verspohl für falsch. Die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise stünde da nicht mehr oben an. Der Begriff „Patientenorientierte Pharmazie“ sei in seinen Augen gefährlich. Er habe nichts dagegen, sich näher zum Patienten hinzuwenden. Man müsse aber nicht für gleiche Inhalte ständig neue Begriffe erfinden. Schäfers Auffassung, dass es manchmal neuer Begriffe bedürfe, um auf Veränderungen hinzuweisen, teilte Verspohl nicht. Auch Hubmann sieht das Arzneimittel nach wie vor im Mittelpunkt. Ohne ausreichendes Wissen könne nicht gut beraten werden. Daher dürfe das Arzneimittel nicht vernachlässigt werden, auch wenn der Blick künftig mehr auf den Patienten gehen muss als bisher. Und so herrschte letztendlich auch in diesem Punkt wieder Einigkeit. |
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