Prisma

Scheinbar unsichtbar

Was man nicht sieht, existiert nicht

cae | Es ist gar nicht so schwer, einen Menschen durch psychologische Tricks glauben zu machen, er sei unsichtbar. Solche Täuschungsmanöver könnten auch therapeutisch genutzt werden, z. B. um Ängste bei öffentlichen Auftritten abzubauen.
Foto: Staffan Larsson; http://ki.se/en/neuro

Während der Versuchsleiter dem Probanden den Körper pinselt, sieht dieser, wie ein anderer Pinsel die gleichen Bewegungen ausführt, die er an seinem Bauch spürt, jedoch in der Luft, ohne dass ein Bauch oder ein Pullover zu sehen ist. Schon bald glaubt der Proband, dass er unsichtbar ist.

Der Hirnforscher Henrik Ehrsson in Stockholm hat schon zahlreiche Experimente durchgeführt, in denen er den Probanden durch manipulierte falsche Sinneswahrnehmungen falsche Vorstellungen über ihren eigenen Körper vermittelt hat. Die Vorstellungen, die ein Individuum von sich hat, werden nämlich durch aktuelle Eindrücke ständig korrigiert. Dabei sind auch ganz neue Empfindungen möglich, die allen bisherigen Erfahrungen widersprechen, etwa das Gefühl, unsichtbar zu sein. Im Alltag wird man so eine ­Erfahrung kaum machen, im Labor ist das jedoch gut möglich.

Seit alters her und überall gab und gibt es Mythen, dass man sich mit wundertätigen Ringen, Tarnkappen oder Zaubertränken unsichtbar machen kann, was natürlich bei Auseinandersetzungen mit Feinden sehr hilfreich ist. Dass es sogar relativ einfach ist, diese Illusion zu erzeugen, demonstrierte das Team um Ehrsson mit seinen Probanden. Sie mussten sogenannte „Virtual-Reality-Brillen“ aufsetzen: Hohl­masken, die sich nahtlos an das Gesicht anschmiegen, sodass kein natürliches Licht mehr in die Augen fallen kann. In der Maske blickt der Proband auf zwei kleine Monitoren, die das von einer Kamera in Echtzeit aufgenom­mene Bild wiedergeben. Die Technik ist jedoch so ausgefeilt, dass der Proband das Gefühl hat, durch die Maske hindurch direkt ins Freie zu blicken.

In einem Experiment strich der Versuchsleiter einem Probanden mit einem Pinsel über den Bauch. Der Proband musste seinen Kopf vorbeugen, um diesen Vorgang zu beobachten. Tatsächlich sah er aber einen etwas anderen, von der Kamera übermittelten Vorgang: Ein Pinsel machte die Auf- und Abwärtsbewegungen, die er am Bauch spürte, nicht an seinem Bauch, sondern einfach so in der Luft. Schon nach etwa zehn Sekunden glaubte der Proband, dass er – mitsamt seiner Kleidung – unsichtbar sei.

In einem weiteren Experiment zeigte sich, dass dieser Eindruck noch fortdauerte, nachdem der Proband die „Virtual-Reality-Brille“ abgesetzt hatte. Wenn er dann vor ein Publikum trat, zeigte er weniger Angst- und Stress­reaktionen als ohne diese „Vorbehandlung“. Die Versuche wurden mit mehreren Probanden durchgeführt und waren reproduzierbar. |

Quelle: Guterstam A, et al. Illusory ownership of an invisible body reduces autonomic and subjective social anxiety responses; www.nature.com/articles/srep09831

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