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Aus den Ländern
Museumsfreunde besichtigten Konstanz
Förderverein Deutsches Apotheken-Museum
Konstanz hatte den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden, weil die Alliierten eine Bombardierung wegen der unmittelbaren Nähe zur neutralen Schweiz nicht wagten. Bei einer Stadtführung besichtigten die Mitglieder das 1388 – 1391 als Kaufhalle erbaute Konzilgebäude, in dem vor genau 600 Jahren die Teilnehmer des berühmten Konstanzer Konzils untergebracht waren, und das Münster, in dem sich die Mauritius-Rotunde aus dem 13. Jahrhundert befindet. In diesem als heiliges Grab bezeichneten zwölfeckigen Maßwerk aus Rorschacher Sandstein steht die 60 cm hohe Figur eines Apothekers (Salbenmischers), eine der frühesten dreidimensionalen Darstellungen eines Berufskollegen. Der Weg führte die Mitglieder auch zu den ältesten Offizinen der Stadt, der Tiergarten-Apotheke (gegründet 1264) und der Malhaus-Apotheke aus dem 14. Jahrhundert. Letztere war einst im Besitz von Ludwig Leiner (1830 – 1901), der sich auch als Botaniker und Paläontologe einen Namen machte.
Bereits am Freitag hatten die Mitglieder die Blumeninsel Mainau besichtigt, und am Sonntag folgte eine Fahrt auf die Gemüseinsel Reichenau mit der Besichtigung der drei Kirchen in Oberzell, Mittelzell und Unterzell.
Verein und Spender finanzieren Restaurierungen
Die Mitgliederversammlung des Fördervereins fand im Konzilgebäude statt. Nach der einstimmigen Entlastung des Vorstands wurden Volker Articus (Vorsitzender), Dr. Gerhard Gensthaler, Dr. Christiane Eckert-Lill und Rotraud Mörschner wiedergewählt. Neu im Vorstand ist Monika Koch, ehemalige Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands; sie löst Dr. Hartmut Meyer-von Froreich ab, der nicht mehr kandidierte. Für ihre zahlreichen Verdienste wurde Rotraud Mörschner mit der Fritz-Ferchl-Medaille ausgezeichnet. 2013/14 erhielt der Verein etwa 30.000 Euro Spenden, sodass er das Museum finanziell großzügig unterstützen konnte.
Die Direktorin des Deutschen Apotheken-Museums, Dr. Elisabeth Huwer, berichtete, dass jährlich fast 600.000 Personen das Museum besuchen. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums (2013) ging ein besonders wertvolles Geschenk ein: ein Exemplar des Dispensatorium Norimbergense aus dem Jahre 1666 mit einem eingebundenen Gutachten des ersten Pharmakopöekommentators Johannes Zwelfer (1618 – 1668) aus dem Jahr 1665, die dieser zu den früheren Ausgaben des Nürnberger Arzneibuches von 1598 und 1612 erstellt hatte.
Das Museum startete die Aktion „Buchpaten gesucht“, um ehemals häufig genutzte Standardwerke zu restaurieren. Inzwischen haben acht Buchpaten etwa 10.000 Euro gespendet. Der Förderverein beteiligte sich an den Kosten der Papier-Restaurierung (Tintenfraß) des Nachlasses Sertürner und an der Instandsetzung von 75 Holzstandgefäßen; ferner an der Einrichtung dreier neuer staubdichter Vitrinen, einer neuen Alarmanlage und eines Luftbefeuchters. Auch die Umlagerung der Archivalien in säurefreie Archivkartons bzw. Mappen sowie die Digitalisierung von Ton- und Bildmedien im Museum sind vorangeschritten.
Zu den Neuzugängen zählen ein Rezeptmanual aus dem 16. Jahrhundert sowie eine silberne Halskette aus dem ehemaligen Besitz des Apothekers Johann August Wilhelm Kunitz in Cammin (Pommern). Die ehemalige Asta-Sammlung ist seit 2013 in die Bamberger Offizin integriert. Mit der Fertigstellung des Apothekergartens ist 2017 zu rechnen. Huwer wies auch auf die neuen Themenführungen hin: „Medizinische Weinprobe“, „Vom Rosenwasser zum Konfekt“ und „Kulinarische Zusammenkunft“.
Die nächste Tagung des Fördervereins findet Ende April 2017 in Worms oder Speyer statt. |
Quelle: Peter Hartwig Graepel, Gladenbach
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