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Aus den Ländern
Wahre Herzensangelegenheiten
Auf dem Sächsischen Apothekertag wurde für die Pharmazie und herzkranke Patienten gekämpft
Wer glaubte, die Rettung des pharmazeutischen Instituts der Universität Leipzig sei in trockenen Tüchern, muss sich eines Besseren belehren lassen. Zwar dürfen im Herbst wieder 36 Studentinnen und Studenten ihr Pharmaziestudium an der Universität Leipzig aufnehmen, doch nach wie vor hängt das Überleben am Veto-Tropf des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz. Die Lehrstühle für Pharmazeutische Biologie und Pharmakologie sind vakant, die wissenschaftliche Forschung entsprechend auf Eis gelegt.
Schmidt und Dittrich kämpfen
Friedemann Schmidt in seiner Funktion als Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer und Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbands, forderten die Universität eindringlich dazu auf, die freigewordenen Lehrstühle endlich wieder zu besetzen. Nur das sichere eine qualitativ hochwertige Lehre und den Fortbestand des Instituts. Schmidt und Dittrich wollen das Gespräch sowohl mit den gesundheits- und hochschulpolitischen Sprechern der CDU- und SPD-Regierungsfraktionen im Sächsischen Landtag als auch mit der Rektorin der Universität, Prof. Dr. Beate Schücking, suchen. Sie sehen vor allem die Universität Leipzig in der Pflicht, eine eindeutige Strukturentscheidung für das Institut zu treffen.
13 Deutschland-Stipendien
Neben Kammer und Verband kämpfen die Hochschullehrer, allen voran Prof. Dr. Michaela Schulz-Siegmund (Pharmazeutische Technologie) und Prof. Dr. Thilo Bertsche (Klinische Pharmazie) um den Erhalt des Instituts und damit neben dem Ausbau der Forschungsmöglichkeiten um eine qualitativ hochwertige Lehre und optimale Studienbedingungen für ihre Studenten. Wie gut das gelingt, spiegelt die Vergabe von insgesamt 73 Deutschland-Stipendien der Universität Leipzig an 13 Studierende der Pharmazie wider. Die Studenten erhalten über ein Jahr monatlich 300 Euro, die je zur Hälfte vom Bund und von privaten Förderern getragen werden. Im Rahmen des Sächsischen Apothekertags warben Schulz-Siegmund und ihre Studenten um weitere Förderer. Ziel ist es, pro Semester die fünf engagiertesten und leistungsstärksten Studenten in den Genuss dieser finanziellen Unterstützung kommen zu lassen.
Herzenssache AMTS bei Herzerkrankungen
Neben dieser Herzensangelegenheit in Sachen Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses ging es beim wissenschaftlichen Teil des Apothekertages um eine andere wahre Herzensangelegenheit, die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Apothekerin Susanne Schiek, Bereichsleiterin Geriatrische Pharmazie in der Abteilung Klinische Pharmazie an der Universität Leipzig, leitete mit ihrem Vortrag in die pathophysiologischen und pharmakologischen Grundlagen ein.
Professor Dr. Thilo Bertsche, Leiter der Abteilung Klinische Pharmazie und des Zentrums für Arzneimittelsicherheit der Universität Leipzig, legte im Anschluss den Fokus auf die leitliniengerechte Therapie der Herzinsuffizienz und sensibilisierte unter anderem für eine evidenzbasierte und patientenorientierte Therapie.
Apothekerin Isabel Waltering, PharmD, AMTS-Dozentin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, demonstrierte dann ausgehend von einem Brown-bag-(„Lidl-Tüten-“)Check ganz praxisnah, wie eine leitliniengerechte und patientenorientierte Betreuung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit aussehen kann. Immer wieder auftretende Probleme sind Parallelverordnungen bzw. -einnahmen von ASS und Ibuprofen. Waltering machte klar, dass der notwendige Zeitabstand der Ibuprofen-Einnahme eine halbe Stunde nach oder acht Stunden vor der ASS-Einnahme bei ASS-Protect bei einer Ibuprofen-Verordnung von dreimal täglich nicht einzuhalten ist und auf andere Schmerzmittel wie Metamizol und Diclofenac zurückgegriffen werden muss.
Mit seinem Vortrag „Das geht ans Herz – kardiale Nebenwirkungen und Maßnahmen im Medikationsmanagement“ legte Apotheker Dr. Dirk Keiner vom SRH-Zentralklinikum Suhl den Fokus auf das Thema QT-Zeit-Verlängerung durch Arzneimittel, von denen Frauen in besonderem Maße betroffen sind und die immer wieder Gegenstand Roter-Hand-Briefe sind. Aktuell wird beispielsweise in einem Rote-Hand-Brief über Anwendungseinschränkungen von Hydroxyzin (Atarax®) informiert, die aufgrund neuer Erkenntnisse notwendig geworden sind. |
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