Die Seite 3

Totgesagte leben länger

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

In Anlehnung an die Navigationssysteme, die uns heute sicher von A nach B leiten, beschrieb ABDA-Präsident Friedemann Schmidt auf dem Sächsischen Apothekertag in Leipzig mit seinem Festvortrag „Die Route wird berechnet“ den Weg zur Apotheke 2030 (s. S. 14). Das Ziel sei klar, so Schmidt, der Weg dorthin jedoch nicht. Hindernisse müssten umfahren und schlechte Wegstrecken langsam bewältigt werden. Aus Sackgassen müsse man sich rückwärts herausmanövrieren, gelegentlich müssten Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden.

Diese schöne Parallele passt natürlich und vielleicht besonders gut auch auf die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen, kurz ARMIN. Wie oft wurde das zu ARMIN mutierte ABDA-KBV-Modell schon tot­gesagt – und doch kam das Projekt in Gang. Langsamer als erwartet, anders als geplant. Doch mit Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit haben zumindest unsere Kolleginnen und Kollegen in Sachsen und in Thüringen an der Idee festgehalten, haben ihre Ärzte vor Ort überzeugt und die Initiative im letzten Jahr gestartet. Sie haben die Wirkstoffverordnung und den Medikationsplan erfolgreich etabliert und sie haben auch nicht vor besonders hohen Hürden wie der elektronischen Vernetzung von Apotheken- und Arztsoftware und Datenschutzbestimmungen kapituliert. Die anfänglich geringe Zahl teilnehmender Ärzte ist langsam gewachsen. Sicher, ca. 530 eingeschriebene Ärzte bzw. Praxen und rund 900 Apotheken zeigen, dass insgesamt noch viel Luft nach oben ist und speziell bei Ärzten noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Die Angst vor dem Eingriff in ihre Therapiehoheit und vor einer Verunsicherung ihrer Patienten ist nach wie vor groß. Deshalb hat man sich bei ARMIN wohl auch sehr viel Mühe mit der Prozessbeschreibung und der ganz klaren Aufgabentrennung von Arzt und Apotheker gegeben. Das ist gut und richtig so. Gut ist auch, dass sich die Apotheker- und Ärzte-Paare langsam an ihre neuen Aufgaben herantasten. So können sie lernen, was der jeweilige Partner zur Verbesserung von Therapietreue und AMTS der Patienten beitragen kann. So wird Vertrauen entstehen und die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker zum Nutzen der Patienten immer besser werden. Monika Koch, ARMIN-Beauftragte des Sächsischen Landesapothekerverbandes ist überzeugt, dass ARMIN ein Erfolg werden wird und sie fühlt sich gleichzeitig zum Erfolg verdammt. Das klingt ein Stück weit nach Getriebensein, aber es zeugt auch von einem großen Willen, an den gesetzten Zielen festzuhalten. Noch in diesem Jahr soll die letzte Stufe der Modellinitiative gezündet werden, das Medikationsmanagement. Auch hier werden noch viele Hürden zu überwinden sein. Wir wünschen den Projektpartnern und vor allem den teilnehmenden Apotheken in Sachsen und Thüringen, dass sie auch diese Hürden erfolgreich meistern werden, so dass ARMIN am Ende der Modellphase so viel Strahlkraft und auch Integrationskraft für die vielen anderen Projekte zur interprofessionellen Zusammenarbeit entwickelt hat, dass die bundesweite und kassenübergreifende Umsetzung einfach die logische Konsequenz sein wird. Ganz nach dem Motto: Totgesagte leben länger!

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