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- DAZ 16/2015
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Arzneimittel und Therapie
Vorsicht mit Fischöl während einer Chemo
Fettsäure induziert Resistenz gegen Chemotherapeutika
Nach einer Krebsdiagnose versuchen Patienten oft, durch eine Umstellung von Ernährungsgewohnheiten ihren Gesundheitsstatus zu verbessern. Viele von ihnen greifen auch zu Fischöl-Kapseln, die Omega-3-Fettsäuren enthalten. Präklinische Maus-Studien identifizierten jedoch in der Vergangenheit zwei Fettsäuren [12S-HHT und 16:4(n-3)], die bereits in geringen Mengen die Wirksamkeit von Tumortherapeutika reduzieren und somit möglicherweise die Effektivität einer Chemotherapie beeinflussen können. Als PIFAs (platinum induced fatty acids) stimulieren diese Fettsäuren die Aktivität von Makrophagen und induzieren die Produktion von Lysophospholipiden, welche eine systemische Resistenz gegen Chemotherapeutika vermitteln. Forscher aus den Niederlanden konnten nun zeigen, dass relevante Mengen der 16:4(n-3)-Fettsäure auch in Fischöl-Präparaten zu finden sind, und untersuchten daher die systemische Bioverfügbarkeit der PIFA bei Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder nach Konsum verschiedener Fischarten wie Lachs, Thunfisch, Makrele und Hering [1].
Es wurde die Plasmakonzentration der 16:4(n-3)-Fettsäure vor und nach Einnahme der empfohlenen Menge Fischöl (10 ml) an gesunden Probanden analysiert. Dabei wurde beobachtet, dass die PIFA-Plasmaspiegel um das 20-fache anstiegen und erst nach acht Stunden wieder auf den Ursprungswert zurückfielen. Auch zeigte sich, dass Hering und Makrele höhere Mengen an PIFA enthielten als Thunfisch und Lachs. Darüber hinaus analysierten die Forscher in einer Beobachtungsstudie an 118 Krebspatienten die Rate an Supplementierungen während der Chemotherapie. Rund 30% der Patienten bestätigten die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, wobei 11% auch tatsächlich Fischöl-Präparate mit Omega-3-Fettsäuren verwendeten.
Inwiefern die Einnahme von Fischöl-Kapseln die Wirksamkeit einer Chemotherapie bei Menschen verringert, ist bisher noch nicht gesichert. Doch basierend auf den Daten der Maus-Studien sowie der Pharmakokinetik der PIFA nach Einnahme von Fischöl-Präparaten empfehlen die Autoren, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die die entsprechende PIFA in relevanten Mengen enthalten, vorsichtshalber mindestens 24 Stunden vor und nach einer geplanten Chemotherapie vermieden werden sollte. Ebenso verhält es sich mit dem Verzehr von Makrele oder Hering, in denen der Anteil an 16:4(n-3)-Fettsäure höher ist als in Lachs oder Thunfisch. |
Quelle
Daenen LM, Cirkel GA et al. Increased Plasma Levels of Chemoresistance-Inducing Fatty Acid 16:4(n-3) After Consumption of Fish and Fish Oil. JAMA Oncol. 2. April 2015 doi:10.1001/jamaoncol.2015.0388
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