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Vorhersehbares Ende
PI-Fachgruppentreffen am 28. März in Nürnberg
Dagmar Carsten, aktives Fachgruppenmitglied und Apothekerassistentin, referierte über die Geschichte ihres Berufes. Dabei zitierte sie interessante Passagen aus dem Buch von Gabriele Beisswanger et al.: „Frauen in der Pharmazie“.
Bis zur Neuordnung der Approbationsordnung im Jahr 1971 musste vor dem Pharmaziestudium ein zweijähriges Praktikum in der Apotheke und anschließend ein pharmazeutisches Vorexamen absolviert werden. Eigentlich mussten die „Vorexaminierten“ unmittelbar danach mit dem Studium beginnen. Doch gerade Frauen blieben oft in der Apotheke „hängen“, weil es vor und während des Zweiten Weltkriegs dort an männlichen Fachkräften fehlte. Daher wurde es den weiblichen Vorexaminierten 1939 erlaubt, ihr Studium für sechs Jahre zurückzustellen.
Auch nach dem Krieg war die Situation der überwiegend weiblichen Vorexaminierten nicht rosig: Sie waren billigere Arbeitskräfte als die Approbierten und stellten gerade deshalb eine unliebsame Konkurrenz für die studierten Pharmazeuten dar.
1968 wurden die PTA als neue Berufsgruppe etabliert. Die Vorexaminierten gerieten damit zum „Auslaufmodell“. Es war geplant, sie mit den PTA gleichzustellen, und auch die Vertretungsbefugnis sollte ihnen wieder genommen werden, wogegen sie sich allerdings vor dem Verfassungsgericht erfolgreich zur Wehr setzten. 1973 wurde nach zähem Ringen gesetzlich festgelegt, dass die sogenannten „vorgeprüften Apothekeranwärter“ die Berufsbezeichnung „Apothekerassistent/in“ führen und den Apotheker vier Wochen im Jahr vertreten dürfen.
Nun gehen bald die letzten Apothekerassistentinnen in den wohlverdienten Ruhestand, und der Beruf ist dann Geschichte.
Parallelen im Osten
Auch in der ehemaligen DDR war nach dem Zweiten Weltkrieg in den staatlich geführten Apotheken das Fachpersonal knapp. Vorexaminierte konnten sich als Apothekenassistenten qualifizieren, indem sie ein zweijähriges Studium an einer Ingenieurschule absolvierten.
Ab 1972 wurden in Leipzig Pharmazieingenieure (PI) ausgebildet. Diese konnten nach einem dreijährigen Studium die Leitung von Ausgabestellen z. B. in Polikliniken übernehmen. Auch durften sie vorübergehend den Apothekenleiter vertreten. Nach der Wiedervereinigung begann auch in Ostdeutschland die Ausbildung von PTA. Nun mussten die PI um ihre Vertretungsbefugnis kämpfen, da man ihre gute und breite Ausbildung nicht wertschätzte. Durch konsequenten Einsatz konnten sie die Gleichstellung mit den Apothekerassistenten und damit eine Vertretungsbefugnis von vier Wochen erringen.
Auch die PI verschwinden nun langsam aus den Apotheken. Im Jahr 2003 gab es noch rund 9600 Kolleginnen (inkl. Apothekerassistenten), 2013 waren es laut ABDA 6846. Es dauert wohl keine 20 Jahre mehr, bis die letzten PI in Rente gehen.
Blick nach vorn: PTA im Fokus
Mit Blick in die Zukunft lässt sich festhalten: Der PTA-Beruf ist ein interessanter und schöner Beruf, aber für viele junge Menschen, die sich noch entwickeln wollen, nach der bisherigen Ausbildungsordnung eine Sackgasse.
PI hatten die Möglichkeit, direkt nach dem Fachschulabschluss ein Studium der Pharmazie aufzunehmen, was einige auch taten. Es wäre nun endlich an der Zeit, den PTA-Beruf mit einer Ausbildungsnovellierung auf einen Weg mit neuen Perspektiven zu bringen. |
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