Arzneimittel und Therapie

Zink - noch effektiver als angenommen

Erkältungssymptome werden durch Lutschtabletten erfolgreich reduziert

Frühere Arbeiten bestätigten bereits, dass durch hochdosierte Zink-Lutschtabletten die Dauer einer Erkältung reduziert werden kann. Eine neue Studie zeigt nun ebenfalls, dass die frühzeitige Behandlung mit Zink-Präparaten typische Symptome wie Husten, Heiserkeit und eine verstopfte Nase effektiv reduziert.
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Zink scheint noch mehr positive Effekte zu haben als bisher angenommen.

Seitdem vor über 30 Jahren erstmals beobachtet wurde, dass der Mineralstoff Zink die In-vitro-Vermehrung von Rhinoviren hemmt, gelten Zink-Präparate als mögliche Maßnahme, um die Dauer einer Erkältung und die Schwere der Symptome zu reduzieren. Tatsächlich bestätigte eine kürzlich erschienene Cochrane-Übersicht, dass sich durch die rechtzeitige Einnahme von Zink, ab einer Dosierung von 75 mg am Tag, die Erkältungsdauer im Vergleich zu Placebo signifikant um einen Tag verkürzt. Jedoch konstatierten die Forscher auch, dass sich der Schweregrad der Symptome durch die Anwendung von Zink nicht verbesserte [1].

Spielt die Formulierung eine Rolle?

Dabei vermutete man allerdings Unterschiede der Effektivität der Zink-Präparate in Abhängigkeit ihrer Galenik. Denn klinische Beobachtungen wiesen zufällig darauf hin, dass sich Erkältungssymptome effektiver reduzieren ließen, wenn Zink in Form von Lutschtabletten verabreicht wurde anstatt einer einfachen oralen Applikation [2]. Trotz der bisher noch weithin uneinheitlichen Studienlage zur Wirksamkeit von Zink bei Erkältungsbeschwerden wird vermutet, dass lokale Effekte hoher Zink-Ionen-Konzentrationen möglicherweise die Dauer der Symptome im Mund- und Rachenraum reduzieren.

Eine nun im BMC Family Practice erschienene Übersichtsarbeit finnischer und australischer Forscher untersuchte daher, ob Zink mögliche lokale Effekte im Rachenraum ausübt, und verglich die Dauer von Erkältungssymptomen in unterschiedlichen anatomischen Regionen [3]. Hierzu dienten die Ergebnisse von drei randomisierten klinischen Studien, welche die Wirksamkeit von Zink-Lutschtabletten in Dosierungen von 80 bis 92 mg am Tag anhand der Schwere der respiratorischen sowie systemischen Symptomatik der jeweiligen Probanden beurteilten. In der Tat scheinen hohe lokale Konzentrationen an Zink-Ionen die Dauer der Symptome im Rachenbereich zu reduzieren. So verkürzte sich durch die Anwendung von Zink-Lutschtabletten die Dauer von Heiserkeit (-43%), Halskratzen (-33%) sowie Halsschmerzen (-18%). Aber auch die Länge von Niesattacken (-22%), Husten (-46%), Schnupfen (-34 %) und das Gefühl der verstopften Nase (-37%) reduzierten sich. Sogar etwaige Muskelschmerzen (-54%) schienen rascher abzuklingen, sodass sich die Wirkung der Zink-Ionen nicht nur auf respiratorische Beschwerden beschränkte. Keine Unterschiede fanden sich dagegen in der Dauer von Kopfschmerzen und Fieber.

Anwendungsdauer beachten

In den USA liegt die täglich empfohlene diätetische Einnahme von Zink bei ca. 8 bis 11 mg pro Tag. Aufgrund der gesammelten Ergebnisse empfehlen die Autoren der Übersichtsstudie, innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der ersten Symptome mittels Zink-Lutschtabletten die Dosierung auf mindestens 75 mg am Tag zu steigern, um eine klinisch gesicherte Wirksamkeit zu erreichen und Erkältungsbeschwerden effektiv zu reduzieren. Jedoch sollte man auch negative Effekte einer Langzeitbehandlung mit hochdosierten Zink-Präparaten berücksichtigen und die Therapiedauer auf maximal zwei Wochen beschränken, um Auswirkungen auf den Kupferhaushalt sowie mögliche Veränderungen im Blutbild zu vermeiden. |

Quellen

[1] Singh, M. and R. Das Rashmi (2013) Zinc for the common cold. Cochrane Database of Systematic Reviews doi: 10.1002/14651858.CD001364.pub4

[2] Eby GA, Davis DR, Halcomb WW. (1984) Reduction in duration of common cold by zinc gluconate lozenges in a double-blind study. Antimicrob Agents Chemother. 25:20–4.

[3] Hemilä, H. and Chalker, E. (2015) The effectiveness of high dose zinc acetate lozenges on various common cold symptoms: a meta-analysis. BMC Family Practice 16:24 doi:10.1186/s12875-015-0237-6

Apotheker Dr. André Said

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