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Arzneimittel und Therapie
Späte Hormontherapie ohne Benefit
Kein Herzschutz zehn Jahre nach Beginn der Menopause
Im Jahr 2013 waren weltweit 30% der Todesfälle auf kardiovaskuläre Ereignisse zurückzuführen. Frauen und Männer waren gleich häufig betroffen. Allerdings traten die kardiovaskulären Ereignisse bei Frauen rund zehn Jahre später auf als bei Männern. Für Frauen schien die reduzierte Estrogen-Produktion in der Postmenopause ein wesentlicher Risikofaktor zu sein. Nach der Menopause steigen die Blutkonzentrationen von LDL-Cholesterol und Triglyceriden an, und die Verteilung des Körperfetts ändert sich. Der Anstieg kardiovaskulärer Ereignisse nach der Menopause hat zu der Annahme geführt, dass der Wegfall der Estrogen-Produktion zu einem vaskulären Remodelling führt.
Man ging deshalb davon aus, dass kardiovaskulären Ereignissen mit einer langfristigen Hormontherapie bei Frauen vorgebeugt werden kann. Beobachtungsstudien zeigten, dass das Risiko für Herzinfarkt und koronare Herzkrankheit unter einer Hormontherapie sinkt. Gleichzeitig wurden jedoch vermehrt Schlaganfälle und venöse Thromboembolien beobachtet. Dies bestätigte ein Cochrane Review mit 38.171 Frauen aus dem Jahr 2013. Seither wurden weitere Langzeitstudien veröffentlicht, welche einen Zusammenhang mit der Einnahmedauer und dem Zeitpunkt der Menopause vermuten ließen. Dies wurde nun in einem aktuellen Cochrane Review untersucht.
Erhöhtes Schlaganfall- und Thromboserisiko
Als primärer Endpunkt wurde die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse durch eine Hormontherapie bei postmenopausalen Frauen analysiert. Insgesamt wurden 19 randomisierte, kontrollierte Studien mit einer Dauer von mindestens sechs Monaten eingeschlossen. Dadurch konnten 40.410 Frauen berücksichtigt werden, wobei 20.517 mit oraler Hormontherapie mit 19.893 Kontrollpersonen (Placebo oder keine Therapie) verglichen wurden.
Für die Gesamtmortalität wurde kein Benefit der Hormontherapie festgestellt: Mit hoher Evidenz und anhand von über 34.000 Teilnehmerinnen konnte ein ähnliches relatives Risiko ermittelt werden (relatives Risiko (RR) = 1; 95%-Konfidenzintervall: 0,89 bis 1,12). Auch die kardiovaskuläre Mortalität war ähnlich. Hingegen hatten Frauen mit Hormontherapie ein um 32% höheres Risiko für einen Schlaganfall im Vergleich zu Frauen der Kontroll-Gruppe. Das Risiko für venöse Thromboembolien war um 92% erhöht.
In einer Subgruppenanalyse wurde untersucht, ob die Dauer der Hormontherapie und der postmenopausale Zeitpunkt des Therapiebeginns die Mortalität beeinflussen. Frauen, bei denen die Zeitspanne zwischen der Menopause und dem Beginn der Hormontherapie weniger als zehn Jahre betrug, hatten eine niedrigere Mortalität (relatives Risiko = 0,70) und erkrankten seltener an einer koronaren Herzkrankheit (RR = 0,52). Allerdings hatten auch sie ein um 74% höheres Risiko für venöse Thromboembolien als die Vergleichspersonen. War die Zeitspanne zwischen der Menopause und dem Beginn der Hormontherapie größer als zehn Jahre, konnte kein Benefit für einen vaskulären Endpunkt festgestellt werden.
Bei einer bis zu acht Jahre dauernden Hormontherapie konnte kein Mortalitätsunterschied im Vergleich zur Kontroll-Gruppe gefunden werden. Mit geringer Evidenz wurde bei einer zehnjährigen Hormontherapie ein Überlebensvorteil gefunden.
Fazit
Der Cochrane Review bestätigte, dass die Hormontherapie sowohl für die Primär- als auch für die Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Frauen meist keinen Benefit hat. Stattdessen ist das Risiko für Schlaganfälle und venöse Thromboembolien erhöht. |
Zum Weiterlesen
Hormone in den Wechseljahren: Pro und Kontra individuell abwägen
Quelle
Boardman HMP, Hartley L, Eisinga A et al. Hormone therapy for preventing cardiovascular disease in post-menopausal women (Review). Cochrane Database of systematic reviews 2015; Issue 3, Art.No.: CD002229.
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