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Betreuung durch die Apotheke wirkt
Wipig-Studie zur Diabetesprävention mit ermutigenden Ergebnissen
Typ-2-Diabetes kann in vielen Fällen vermieden werden – dafür gibt es eine Reihe von Belegen. Doch an Präventionskonzepten, die flächendeckend umgesetzt werden können, mangelt es bislang. Nun zeigt eine Studie, dass eine einjährige Betreuung von Apothekern das Diabetesrisiko reduzieren kann – für das Wipig eröffnet sich hiermit die Möglichkeit, Diabetesprävention erstmals flächendeckend zu etablieren.
GLICEMIA-Präventionskonzept
Zentrale Fragestellung der Studie war, ob ein Diabetespräventions-Programm in Apotheken umsetzbar ist und damit eine Reduktion des Diabetesrisikos bei den Teilnehmern erreicht werden kann. 40 bayerische Apotheken beteiligten sich an der Studie. Die eine Hälfte betreute ihre Teilnehmer intensiv mit dem Programm „GLICEMIA“: In drei persönlichen Beratungsgesprächen und fünf Gruppenschulungen wurden individuelle Gesundheitsziele definiert und das notwendige Hintergrundwissen für eine langfristige Lebensstiländerung vermittelt. Die andere Hälfte der Apotheken erhob bei drei Terminen Risikofaktoren für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und händigte eine schriftliche Information mit Hinweisen zur Lebensstiländerung aus. Nach einem Jahr wurden die beiden Gruppen hinsichtlich ihres Diabetesrisikos und der assoziierten Risikofaktoren verglichen.
Wie das Wipig jetzt mitteilte, schlossen von anfangs 1092 letztlich 977 Teilnehmer die Studie nach einem Jahr ab. Schon die geringe Abbrecherquote von 10,5 Prozent lege eine gute Akzeptanz der Studie nahe. Und: Nach einem Jahr hatte sich das Diabetesrisiko der 530 betreuten Teilnehmer im Vergleich zu den 562 nicht-betreuten Probanden hochsignifikant reduziert. So sei es den betreuten Teilnehmern gelungen, abzunehmen und sich mehr zu bewegen; dabei habe sich auch die körperliche Lebensqualität verbessert. Da die Studie nur ein Jahr dauerte, konnte allerdings kein Unterschied bei der Diabetes-Neuerkrankungsrate festgestellt werden. Diese Ergebnisse wurden diese Woche in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlicht.
Ein Programm für die Fläche
Studienleiterin Prof. Dr. Kristina Friedland, Professorin für Molekulare und Klinische Pharmazie der Universität Erlangen-Nürnberg, ist höchst zufrieden: „Mit der Umsetzung des Präventionsprogramms GLICEMIA gelang es uns erstmals zu zeigen, dass Apotheker wirksam und effektiv zur Verhinderung der Diabetes-Epidemie beitragen können. Unser Ziel ist es nun, das Programm in die Fläche zu tragen.“ Hierfür stellt das Wipig die Programmmaterialien Apotheken kostenlos zur Verfügung. Damit Apotheken dies auch anbieten können, fordert Dr. Helmut Schlager, Geschäftsführer des Wipig, die Aufnahme der Apotheker ins Präventionsgesetz: „Dass Diabetesprävention durch Apotheker wirkt, haben wir wissenschaftlich bewiesen. Diese Erkenntnisse sollten nun auch von Politikern und Krankenkassenvertretern bei der zukünftigen Ausgestaltung der Prävention in Deutschland berücksichtigt werden.“
ABDA-Präsident: Potenziale der Apotheken besser nutzen
Dieser Meinung ist auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt: „Die Studie belegt, dass Präventionsmaßnahmen durch die Apotheke bei Volkskrankheiten wie Diabetes nicht nur theoretisch sinnvoll, sondern auch praktisch durchführbar sind.“ Apotheken könnten niederschwellige und alltagsnahe Beratungsangebote machen. „Dieses Potenzial sollte man präventionspolitisch in Zukunft stärker nutzen“, so Schmidt. Die Einbindung der Apotheker als Leistungserbringer im Präventionsgesetz, wäre ein erster Schritt. |
Zum Weiterlesen
Studie GLICEMIA gestartet: Wipig untersucht Diabetesprävention durch Apotheken DAZ 2012, Nr. 43, S. 34
Diabetesprävention in Bayern: Akteure der Diabetes-Kampagne 2014 ziehen Bilanz DAZ 2014, Nr. 49, S. 77
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