Einmal besser sein als der Chef

Unter einem Firmenlauf versteht man einen Team-Laufwettbewerb, bei dem mehrere Mitarbeiter eines Unternehmens, einer Behörde etc. als Team an den Start gehen. Damit möglichst viele Mitarbeiter teilnehmen können, hält sich der sportliche Ehrgeiz dabei üblicherweise in Grenzen: Die Streckendistanz, die die einzelnen Teilnehmer zurückzulegen haben, liegt meist – je nach örtlicher Gegebenheit – zwischen 4,5 und 7 km.

Firmenläufe erfreuen sich zunehmender Beliebtheit: So nahmen 70.239 Läuferinnen und Läufer aus 2682 Unternehmen bei der 2015 zum 23. Mal in Frankfurt ausgetragenen J.P. Morgan Corporate Challenge (JPMCC) teil.

„So wie das Laufen seit Jahren einen Boom erlebt, gibt es natürlich auch die Form des Firmenlaufs“, erläutert der Sportpsychologe Andreas Marlovits von der BSP Business School Berlin Potsdam in der „Wirtschaftswoche“. Dabei profitiere der Arbeitgeber vom sportlichen Ehrgeiz seiner Angestellten: „Firmenläufe können die Bindung an das Unternehmen stärken.“

Dazu kommt, so Marlovits, dass im Laufdress „einfacher Mitarbeiter und Vorgesetzter gleichgestellt“ sind: „Im Firmenlauf ist unter Umständen der einfache Mitarbeiter der Mächtigere.“

Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. „Wenn das Training in die Freizeit verlegt wird, ist dies eine deutliche Erweiterung der Arbeitswelt ins Private“, gibt Lauf-Psychologe Marlovits zu bedenken. Und zudem werde die gemeinsame Freizeitaktivität doch sehr vom Leistungsgedanken geprägt: „Spätestens am Start spüren die Läufer einen Sog zur Geschwindigkeit. Dann sind schnell alle guten Vorsätze über Bord geworfen.“

Also mit dem Apothekenteam doch lieber schön essen gehen als laufen? Das hängt ganz davon ab, wie Ihr Team sportlich aufgestellt ist. Sind Super-Ehrgeizige am Start, die den anderen den Spaß verderben, dann ist ein Firmenlauf womöglich sogar kontraproduktiv für das Betriebsklima. Sind sich dagegen alle einig, dass Sport gesund, übertriebener Ehrgeiz aber ungesund ist, kann der Firmenlauf durchaus das Team zusammenschweißen. Und das schöne Essen am Abend danach hat man sich dann sowieso verdient ... |