Prisma

Klima und Übergewicht

Risiko wächst mit Entfernung vom Äquator

cae | Wenn zwei Menschen die gleiche Nahrungsmenge essen, kann bei ihnen die Resorption der Nahrungsbestandteile und damit auch die Zufuhr von Kalorien stark differieren. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Darmbakterien.

Wenn Bakterien im Darm unsere Nahrung nicht vorverdauen würden, indem sie insbesondere Polysaccharide und Proteine spalten, könnten wir nur einen Bruchteil davon resorbieren. Diese Bakterien gliedert man in zwei Hauptgruppen: die grampositiven Firmicutes (z.B. Clostridium, Lactobacillus) und die gramnegativen Bacteroidetes (hauptsächlich Bacteroides). Je größer der Anteil der Firmicutes ist, desto besser verwertet der Körper die Nahrung. Eine Darmflora mit relativ viel Firmicutes erhöht deshalb das Risiko für Übergewicht.

Die Darmflora variiert nicht nur individuell von Mensch zu Mensch, sondern auch zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Der Faktor, der dabei maßgeblich ist, ist die Klimazone, die wiederum von der geografischen Breite abhängt. Dies belegt eine Metaanalyse von sechs Studien, die über 1000 Probanden aus 23 Staaten einschließt. Sie ergab tendenziell, dass umso mehr Firmicutes und umso weniger Bacteriodetes im Darm der Menschen sind, je kälter das durchschnittliche Klima ihres Wohnortes ist. Das Geschlecht oder das Alter der Personen spielten hingegen ebenso wenig eine Rolle wie die ethnische Abstammung. So unterscheiden sich Afroamerikaner in den USA bezüglich der Darmflora nicht grundsätzlich von ihren weißen Nachbarn.

Das Ergebnis lässt vermuten, dass die weise Natur mit der Variation der Darmflora den größeren Kalorienbedarf in höheren Breitengraden decken wollte. Wenn man aber bedenkt, dass der moderne Mensch die meiste Zeit in klimatisierten Räumen verbringt und sich nur selten freiwillig der kalten Witterung aussetzt, ist das Ergebnis schon einigermaßen überraschend. 

Quelle: Suzuki TA, Worobey M. Geographical variation of human gut microbial composition. Biol Lett, Epub 12.02.2014.

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