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Arzneimittel und Therapie
Keine Sicherheitsbedenken
Review bescheinigt Pelargonium-Spezialextrakt gute Verträglichkeit bei Atemwegsinfektionen
Enthalten ist der in den eingeschlossenen Studien verabreichte wässrig-ethanolische Spezialextrakt EPs® 7630 aus getrockneten Wurzeln von Pelargonium sidoides DC derzeit in Filmtabletten, Flüssigkeit zum Einnehmen und Sirup (Umckaloabo®). Die Zulassung besteht für die Behandlung der akuten Bronchitis, je nach Darreichungsform für Erwachsene und Heranwachsende über zwölf Jahre (Filmtabletten), für Erwachsene und Kinder ab einem Jahr (Flüssigkeit) bzw. für Kinder von einem bis zwölf Jahren (Sirup). Der Review basiert auf 29 bis Februar 2010 abgeschlossenen, teilweise noch nicht publizierten klinischen Studien und Postmarketing-Analysen und war vom Umckaloabo®-Hersteller Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG finanziell unterstützt worden.
Teilnehmer mit verschiedenen Diagnosen
In die Auswertung eingeschlossen wurden zehn doppeltblinde, placebokontrollierte Untersuchungen, eine doppeltblinde, placebokontrollierte pharmakokinetische Interaktionsstudie mit Gesunden, eine doppeltblinde aktiv kontrollierte Studie, zwei offene, aktiv kontrollierte Studien (Vergleichssubstanz Acetylcystein) und sechs nicht kontrollierte Untersuchungen. Zu den häufigsten Diagnosen der insgesamt 10.026 erkrankten Erwachsenen und Kinder zählten akute Tonsillopharyngitis, Rhinopharyngitis, akute Sinusitis, akute Bronchitis oder COPD, 31 Teilnehmer waren gesund. Der Anteil der Studienteilnehmer unter 18 Jahren lag bei 39,3%.
Gängige Dosierungen
Insgesamt 8005 Teilnehmer, darunter 3243 Kinder und Jugendliche, hatten EPs® 7630 eingenommen. In den meisten Studien war der Spezialextrakt in Dosierungen verabreicht worden, wie sie auch bei den derzeit auf dem Markt befindlichen Fertigarzneimitteln empfohlen werden, beispielsweise dreimal täglich eine Filmtablette á 20 mg oder dreimal täglich 30 Tropfen Flüssigkeit zum Einnehmen (für Erwachsene und Kinder über zwölf Jahre) bzw. zwischen fünf und 20 Tropfen dreimal täglich für Kinder zwischen einem und zwölf Jahren.
Die Behandlungsdauer richtete sich nach der Indikation; sie lag beispielsweise bei Tonsillopharyngitis zwischen sechs und zehn Tagen, zwischen sieben und 14 Tagen bei Bronchitis, bis zu 24 Wochen bei COPD.
Sicherheit gewährleistet
In keiner der ausgewerteten Studien wurden während der Behandlungszeit schwere arzneimittelbezogene Nebenwirkungen beobachtet. Bei vier weiteren schweren unerwünschten Ereignissen – drei unter EPs® 7630®, eins unter Placebo – wurde kein Zusammenhang mit der Studienmedikation gesehen, da sie andere Infektionskrankheiten (infektiöse Enteritis, Diphtherie, Pneumonie) betrafen.
In den Fach- und Gebrauchsinformationen der Umckaloabo®-Präparate werden als unerwünschte Wirkungen unter anderem Magen-Darm-Beschwerden (Magenschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall), Zahnfleisch- oder Nasenbluten sowie Überempfindlichkeitsreaktionen an Haut und Schleimhäuten aufgeführt. Diese Nebenwirkungen traten auch in den Studien des Reviews auf, und zwar sowohl bei Einnahme des Extrakts als auch unter Placebo:
- gastrointestinale Beschwerden mit einer Häufigkeit von 6,0% bzw. 31% (EPs® 7630 bzw. Placebo, p < 0,001)
- Überempfindlichkeitsreaktionen zu 0,7% und 0,3% (p = 0,036)
- Nasenbluten zu 1,2% und 0,5% (p = 0,028)
- Zahnfleischbluten zu 0,2% und 0,0% (p = 0,071).
In den Fachinformationen sind gastrointestinale Beschwerden nach dem MEDRA-System als gelegentliche Nebenwirkung klassifiziert, das heißt bei 0,1 bis 1% der Behandelten auftretend, Nasenbluten als selten (bei 0,01 bis 0,1% der Behandelten). Damit liegen die im Review gefundenen Häufigkeiten etwas höher. Sie decken sich nach Aussage der Autoren jedoch mit den Befunden, die nach der Zulassung in Postmarketing-Studien in großen Patientengruppen gewonnen wurden, und bilden damit die Realität besser ab.
Leberfunktion im Fokus
Aufgrund von Spontanmeldungen war Umckaloabo® im Herbst 2011 in den Verdacht geraten, leberschädigend zu sein. Eine 2012 veröffentlichte Analyse von Teschke und Mitarbeitern kam jedoch zu dem Ergebnis, dass in keinem einzigen Fall ein Kausalzusammenhang wahrscheinlich ist. Vor diesem Hintergrund wurde auch im Review besonderes Augenmerk auf diese Problematik gerichtet.
Leber-assoziierte unerwünschte Ereignisse wurden unter EPs® 7630 oder Placebo in sechs von 19 placebokontrollierten Untersuchungen beobachtet. In allen diesen Studien lag die Häufigkeit hepatobiliärer Nebenwirkungen sowohl unter dem Extrakt als auch unter Placebo bei 0,48%. Über alle Studien hinweg waren 12 Patienten unter EPs® 7630 und neun unter Placebo betroffen.
Von insgesamt 1578 Patienten, die in den placebokontrollierten Studien das Verum oder Placebo erhalten hatten, waren Daten zur Aktivität der Leberenzyme ALAT, ASAT und γ-GT vor und nach der Behandlung verfügbar, bei 333 Patienten waren Bilirubin-Bestimmungen im Serum durchgeführt worden. Patienten, die EPs® 7630 eingenommen hatten, zeigten keinen Anstieg der Leberenzyme oder der Bilirubin-Werte.
Insgesamt ziehen die Autoren aus ihren Ergebnissen die Schlussfolgerung, dass der Extrakt EPs® 7630 ein gut verträgliches, gleichermaßen für Erwachsene wie Kinder geeignetes Phytopharmakon zur Behandlung von Atemwegsinfektionen darstellt. Hinweise auf eine Hepatotoxizität während der Behandlung zeigten sich weder in der Literatur noch bei den eigenen Analysen, so die Autoren.
Quelle
Matthys H et al. Safety and Tolerability of EPs® 7630 in Clinical Trials. Adv Pharmacoepidemiol Drug Saf (2013) 2: 4, doi.:10,4172/2167-1052.1000142
Teschke R et al. Spontaneous reports of primarily suspected herbal hepatotoxicity by Pelargonium sidoides: was causality adequately ascertained? Regul Toxicol Pharmacol (2012) 63: 1–9.
Fachinformation Umckaloabo® Flüssigkeit, Filmtabletten, Saft für Kinder, Stand Juni 2013;
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