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Adexa-Info
Tarifgehälter sind höher
WSI-Studie zeigt Vorteile für tarifgebundene Arbeitnehmer
Durchschnittlich 15,84 Euro pro Stunde verdient ein deutscher Arbeitnehmer ohne Tarifvertrag*. Mit einem Branchentarifvertrag sind es 19,01 Euro (+20%), mit einem Firmentarifvertrag sogar 19,81 Euro (+25%).
* In privatwirtschaftlichen Firmen ab zehn Beschäftigten
Beruhen diese Unterschiede auf der Tarifbindung? Oder werden in Branchen und Firmen mit besonders guter Finanzsituation überdurchschnittlich häufig Tarifverträge abgeschlossen? Der Studienautor Marc Amlinger vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) kam zu dem Ergebnis, dass Tarifbeschäftigte spürbar profitieren, auch wenn man betriebliche Effekte wie Branche, Standort und Größe, Geschlechterverteilung etc. herausrechnet. Das gilt aber auch für Arbeitnehmermerkmale wie Dauer der Betriebszugehörigkeit, Mann oder Frau, Ausbildung, Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, befristet oder unbefristet. Wenn also betriebliche und personelle Einflüsse „rechnerisch neutralisiert werden“, bleibt bei Branchentarifgehältern ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber tariflosen Beschäftigungsverhältnissen (bei Firmentarifverträgen sogar +8,2%).
Tendenz wie bei ADEXA-Umfrage
„Die Tendenz dieser Analyse können wir auch für den Apothekenbereich bestätigen“, sagt Tanja Kratt, Leiterin der ADEXA-Tarifkommission. „Bei unserer Umfrage im Frühjahr 2014 haben sich viele Nichtmitglieder beteiligt, sodass wir die Gehälter von (in der Regel) tarifgebundenen Mitgliedern und nicht tarifgebundenen Nichtgewerkschaftsmitgliedern vergleichen konnten. 62 Prozent der Mitglieder bekommen eine übertarifliche Bezahlung, aber nur 53 Prozent der Nichtmitglieder. Unter Tarif bezahlt werden dagegen mit 29 Prozent deutlich mehr Nichtmitglieder als Mitglieder (18%). Und eine ungekürzte jährliche Sonderzahlung erhalten 63 Prozent der Mitglieder, aber nur 54 Prozent der Nichtmitglieder.“ Mehr zu dieser Auswertung lesen ADEXA-Mitglieder Anfang Januar in der Mitgliederzeitschrift Spektrum.
Quelle: Böckler-Impuls 19/2014
Sächsische Mitarbeiter brauchen Sicherheit
Ein Kommentar von Tanja Kratt
Der Sächsische Apothekerverband (SAV) formiert sich in diesen Tagen neu. Vorstandswahlen stehen im Dezember an. Ein neuer Geschäftsführer wurde nach zwei vergeblichen Anläufen gefunden.
1997 trat der SAV aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) aus. Seit dieser Zeit waren weder Arbeitgeber tarifgebunden noch – unfreiwillig – die Mitarbeiter. Die Gehaltssituation der langjährig Angestellten kann man mittlerweile als desaströs bezeichnen.
Das Blatt beginnt sich allerdings zu wenden. Mehr und mehr Apothekenleiter in Sachsen haben Probleme, offene Stellen zu besetzen. Der sächsische Fachkräftemangel ist mit Sicherheit eine Folge der Tarifflucht!
Die Empfehlung des SAV an seine Mitglieder, sich an Tarifgehältern zu orientieren, greift da zu kurz! Angestellte brauchen Sicherheit und nicht nur „Empfehlungen“.
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