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Adexa-Info
Alleinerziehend, berufstätig, arm
Arbeitsmarkt im europäischen Vergleich
Der Anteil erwerbstätiger Alleinerziehender ist gegenüber den 1990ern zwar gewachsen. Doch haben sich die Armutsquoten nicht verringert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen (IAQ).
Der positive Effekt der zunehmenden Erwerbsbeteiligung wird durch gegenläufige Einflüsse neutralisiert. Dazu tragen ein sinkendes Lohnniveau, insbesondere bei den unteren Lohngruppen, sowie knappe oder sogar reduzierte Sozialleistungen bei. Außerdem haben Alleinerziehende überdurchschnittlich oft befristete Stellen oder anderweitig unsichere Arbeitsplätze.
Ländervergleich
Die soziale Lage der Frauen allgemein und der alleinerziehenden Mütter ist in den verglichenen Ländern sehr unterschiedlich. Während in Deutschland und Großbritannien mehr als ein Viertel der Frauen einen Niedriglohn erhalten, sind es in Schweden nur drei Prozent und in Frankreich acht Prozent.
Dafür ist die Höhe der Sozialleistungen in Schweden und Frankreich mit rund 50 Prozent des mittleren Einkommens niedriger als in Deutschland und Großbritannien mit etwa 60 Prozent.
Die Arbeitszeiten sind hierzulande bei alleinerziehenden Frauen deutlich höher als bei Müttern in einer Paarbeziehung. In Frankreich sind solche Unterschiede dagegen kaum vorhanden.
In Deutschland erhielten 2008 rund 40 Prozent der Alleinerziehenden Hartz IV. Ähnlich sah es in Großbritannien aus, während der Anteil in Frankreich und Schweden nur halb so hoch war. Dort gibt es allerdings für viele Alleinerziehende ein Wohngeld.
Das Armutsrisiko alleinerziehender Mütter betrug 2008:
- in Deutschland mit Job 18%, ohne Job 70%
- in Frankreich mit Job 16%, ohne Job 50%
- in Schweden mit Job 19%, ohne Job 53%
- in Großbritannien mit Job 23%, ohne Job 73%.
Verbesserung beim Einkommen
Die „relative Position“ der Alleinerziehenden am Arbeitsmarkt hat sich von 2003 bis 2008 nicht verbessert, obwohl es politische Maßnahmen zur Armutsvermeidung gegeben hat, sagen die IAQ-Forscher. Man müsse also direkt bei den Einkommen der alleinerziehenden Mütter und Väter eingreifen, z.B. die Steuerfreibeträge erhöhen.
Frauenbranchen besonders betroffen
„Außer staatlichen Eingriffen im Steuerrecht brauchen wir aber auch in der Tarif- und Gesundheitspolitik Bewegung“, kommentiert ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer die Ergebnisse. „Im Apothekenbereich mit dem hohen Anteil weiblicher Angestellter gibt es natürlich auch viele Alleinerziehende, die von ihrem Einkommen sich und ihre Kinder finanzieren müssen. Das heißt, es sind höhere Tarifgehälter nötig – und außerdem eine bessere Honorierung der Apotheken.“
Quelle: Böckler Impuls 19/2014
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