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Renten von Frauen im Schnitt 467 Euro niedriger

Rentenbezüge im Gender- und Ost-West-Vergleich

Beim Erstbezug ihrer Altersrente erhalten Frauen durchschnittlich 370 Euro weniger als Männer. Dieser Gender Gap (Geschlechterkluft) ist in Westdeutschland größer als in Ostdeutschland. Andererseits beziehen Frauen wegen ihrer höheren Lebenserwartung knapp fünf Jahre länger Rente als Männer. Für beide Geschlechter dauert das Rentnerdasein drei Jahre länger als im Jahr 1995.

Welche Ansprüche erwerben Frauen und Männer in der gesetzlichen Rentenversicherung sowie über Riester- und Betriebsrenten? Wann gehen sie in Rente, und wie lang sind ihre durchschnittlichen Bezugszeiten? Zu diesen und weiteren Fragen rund um die Rente hat das WSI GenderDatenPortal der Hans-Böckler-Stiftung einen ausführlichen Vergleich nach Geschlechtern veröffentlicht. Die Forscher stützen sich dabei auf statistische Daten der Deutschen Rentenversicherung. Die Auswertung umfasst den Zeitraum von 1992 bis 2012.

Aktiv Versicherte

Alle, die zum Untersuchungszeitpunkt Rentenanwartschaften aufbauen (durch Pflichtbeiträge oder freiwillige Beiträge, auch durch sogenannte Anrechnungszeiten wie Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit), gelten als „aktiv Versicherte“. Hier hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten der Abstand zwischen Männern und Frauen deutlich verringert. Denn die Erwerbstätigkeit von westdeutschen Frauen ist gestiegen. In Ostdeutschland war der Unterschied im gesamten Zeitraum nur sehr gering ausgeprägt.

Von den aktiv versicherten Frauen waren 60 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt; bei den Männern waren es 70 Prozent.

Rentenhöhe

Frauen erhalten deutlich geringere Renten als Männer: Im Schnitt beziehen sie monatlich rund 550 Euro Altersrente – und damit 467 Euro weniger als Männer, die 1017 Euro bekommen. Bei den Neurentnern fällt die Differenz zwischen Frauen und Männern zwar geringer aus (370 Euro, Daten von 2012). Allerdings erhalten die männlichen Neurentner mit 899 Euro auch deutlich weniger als alle männlichen Rentner im Durchschnitt.

Bei allen Rentenarten (Alters-, Erwerbsminderungs- und Witwenrente) erhalten ostdeutsche Frauen höhere Leistung als Frauen in Westdeutschland. Bei der Altersrente waren es im Jahr 2012 bei Neurentnerinnen 753 Euro (Ost) versus 493 Euro (West).

Betrachtet man die Alters- und Erwerbsminderungsrenten, so erhalten Rentnerinnen nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen nur etwas mehr als die Hälfte (57%) von dem, was die Männer bekommen. Bei den Neurentnern erhalten die Frauen immerhin knapp zwei Drittel vom Betrag der Männer (im Bundesdurchschnitt), aber im Osten deutlich mehr (88%) als im Westen (60%).

Erwerb von Rentenansprüchen

Rentenansprüche werden durch die jährlich gesammelten Entgeltpunkte erworben. Auch hier liegen Frauen gegenüber Männern zurück: Pro Versicherungsjahr kommen sie nur auf etwa drei Viertel der Entgeltpunkte, bei der Altersrente sogar nur auf 71 Prozent. Dabei ist der geschlechtsspezifische Abstand im Westen deutlich größer als in Ostdeutschland. Außerdem nimmt er in Westdeutschland seit 2005 sogar wieder zu!

Renteneintritt und Bezugsdauer

Frauen und Männer gehen nahezu im gleichen Alter in Rente (Altersrente: 63,9 vs. 64,0 Jahre). Etwas größer ist der Unterschied bei den Empfängern von Erwerbsminderungsrenten: Frauen 50,1 Jahre, Männer 51,4 Jahre.

Ostdeutsche Frauen gehen schon mit durchschnittlich 61,8 Jahren in Altersrente, westdeutsche erst mit 64,1 Jahren. Dies liegt daran, dass sie aufgrund längerer Erwerbstätigkeit früher die Voraussetzungen für die abschlagsfreie „Frauenrente“ mit 60 Jahren erfüllen.

Seit 1995 ist die Rentenbezugsdauer bei Männern wie bei Frauen um drei Jahre gestiegen. Der Abstand zwischen den Geschlechtern blieb dagegen mit circa fünf Jahren etwa gleich. 2012 dauerte das Rentnerdasein bei Frauen 21,3 Jahre, bei Männern 16,7 Jahre.

Bezug mehrerer Rentenarten

Fast ein Drittel der Frauen bezieht mehr als eine Rentenart – häufig kommt zur eigenen Altersrente noch eine Witwenrente hinzu. Dagegen erhält nur einer von 20 Männern eine Mehrfachrente.

Kindererziehungszeiten

Von den Neurentnern im Jahre 2012, die Kindererziehungszeiten geltend machen konnten, waren 99 Prozent Frauen (rund 257.300 gegenüber nur knapp 3000 Männern). Auch der Anteil, den die Erziehungszeiten am Rentenbetrag ausmachen, ist bei Frauen höher. Dieser sinkt jedoch insbesondere bei westdeutschen Frauen durch den zunehmenden Umfang der Berufstätigkeit: von 13,3 Prozent im Jahr 2005 auf 9,5 Prozent im Jahr 2012. Bei Frauen in Ostdeutschland betrug dieser Anteil zuletzt nur 4,3 Prozent.

Riesterrente und staatliche Förderung

Von der staatlichen Förderung der Riesterrente profitieren Frauen in etwas höherem Maße als Männer; auch haben sie deutlich häufiger Anspruch auf Kinderzulage(n). Bei Frauen beträgt der Förderanteil am Gesamtbeitrag 38 Prozent, bei Männern im Schnitt gut 16 Prozent. Hintergrund sind die niedrigeren weiblichen Erwerbseinkommen, bei denen die Förderung stärker ins Gewicht fällt.

Betriebliche Altersversorgung

In Betriebsrentensystemen der westdeutschen Privatwirtschaft sind deutlich weniger Frauen als Männer erfasst (31 vs. 46%); in Ostdeutschland sind die Zahlen niedriger, aber das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen.

Seit 2001 hat bei beiden Geschlechtern der Anteil derjenigen zugenommen, die Ansprüche auf eine Betriebsrente erwerben.

Nur sechs Prozent der Rentnerinnen bekommen eine Rente aus einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge (Stand 2011); bei den Männern sind es 25 Prozent. In Westdeutschland ist der Abstand zwischen Frauen und Männern noch größer (8 vs. 31%); in Ostdeutschland beziehen nur sehr wenige Personen eine Betriebsrente.

Die Höhe der Betriebsrente beträgt bei Frauen im Schnitt 204 Euro, bei Männern 574 Euro, also fast das Dreifache.

Von einer Zusatzversicherung im öffentlichen Dienst profitieren gleich viele Frauen wie Männer (je 10%). Hier ist auch der Unterschied der Rentenhöhe geringer (Frauen 250 Euro, Männer 392 Euro).

Entgeltumwandlung

Die Entgeltumwandlung – d.h. die Altersvorsorge durch steuer- und sozialabgabenfreie Beiträge aus dem Bruttogehalt von Arbeitnehmern – wird von Frauen seltener genutzt als von männlichen Arbeitnehmern (20 vs. 24% im Jahr 2010). Frauen wandeln pro Jahr im Schnitt knapp 1200 Euro um, Männer knapp 1500 Euro. Aufgrund des geringeren weiblichen Erwerbseinkommens ist der Anteil am Gehalt allerdings mit 3,4 Prozent relativ höher als bei Männern (2,8%). 

Quelle: WSI GenderDatenPortal; www.boeckler.de/wsi_38957.htm

 

Dr. Sigrid Joachimsthaler

Auftrag an die Arbeitgeber

Ein Kommentar von Tanja Kratt

Tanja Kratt, ADEXA, Zweite Vorsitzende

Die Zahlen sind deprimierend: Wer als Frau mit der eigenen Rente auskommen muss, hat in Deutschland immer noch schlechte Karten. Ganz besonders sind die alten Bundesländer betroffen.

Aber auch im Osten ist nicht alles eitel Sonnenschein. Hier ist es besonders um die zweite Säule des Rentensystems, die betriebliche Altersversorgung, schlecht bestellt. In diesem Fall trifft es auch die männlichen Arbeitnehmer.

Für den Apothekenbereich gilt: Die Gehälter sind nicht hoch, die Erwerbsbiografien der weiblichen Mitarbeiter oft lückenhaft und durch Teilzeitarbeit geprägt. Da kann sich jeder ausrechnen, was im Rentenalter herauskommt: zu wenig! Private Vorsorge ist in solchen Fällen oft nicht möglich. Die tarifliche Altersvorsorge ist da ein richtiger, aber kein hinreichender Baustein. Die Apothekeninhaber tragen eine unternehmerische Verantwortung, dass in den Apothekenberufen, insbesondere auch den nichtapprobierten, die Altersarmut nicht zur Norm wird.

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