Die Seite 3

Ein gutes Gefühl

Dr. Beatrice Rall, Redakteurin der DAZ

In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal in meinem Leben gegen Grippe geimpft. Das liegt nicht daran, dass sich meine Einstellung zur Grippeimpfung plötzlich geändert hätte. Auch in den vergangenen Jahren war ich immer der Meinung, die Grippeimpfung ist eine gute Idee. Allerdings bin ich über den Gedanken „sollte ich auch machen“ nie hinausgekommen. Denn Grippeimpfung hätte ja einen Arzttermin bedeutet – also anrufen, einen Termin mit meinen gefühlten tausend anderen Terminen abstimmen, hinfahren, im Wartezimmer sitzen – kurz, ein Riesenaufwand für eine kleine Spritze.

In diesem Jahr war das anders. In diesem Jahr musste ich mich für die Grippeimpfung nur vom Schreibtisch aus in eine Liste eintragen, am Tag X kurz von meinem Büro in den Konferenzraum wechseln, mir dort die Spritze geben lassen – und gut war es. Denn in diesem Jahr hat der Deutsche Apotheker Verlag seinen Mitarbeitern die Grippeimpfung als Maßnahme im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements angeboten. Ich finde das toll, weil – siehe oben. Und mein Arbeitgeber profitiert davon, dass ich in diesem Winter zwar möglicherweise eine Erkältung, aber wohl keine Grippe bekommen werde. Damit wäre ein wichtiges Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements erreicht: Es soll „Beschäftigten und dem Unternehmen gleichermaßen zugutekommen“.

Aufgekommen ist die Idee des betrieblichen Gesundheitsmanagements übrigens bereits Ende der 1980er Jahre. Doch erst in jüngerer Zeit nimmt das Thema einen breiteren Raum ein. Das mag daran liegen, dass die Arbeitsbedingungen sich verändert haben, dass es heute stressiger ist als früher, dass physische Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (siehe hierzu auch unseren Beitrag „Pharmako-logisch! Update“ ab Seite 49) und psychische Probleme bei Arbeitnehmern zunehmen und daher die Erkenntnis wächst, dass hier gegengesteuert werden sollte. Das kann auch darin begründet sein, dass auf politischer Ebene verstärkt über gesundheitsfördernde Maßnahmen gesprochen wird, Stichwort „Präventionsgesetz“. Oder es sind schlicht die positiven Erfahrungen von Unternehmen, die sich bereits seit Längerem mit betrieblichem Gesundheitsmanagement beschäftigen, die dazu führen, dass auch andere Arbeitgeber sich dafür interessieren.

Warum auch immer, betriebliches Gesundheitsmanagement ist eine gute Sache. Und ja, es kann und sollte auch für kleine Unternehmen wie die Apotheke ein Thema sein. Denn auch hier gilt: „Die Basis eines jeden erfolgreichen Unternehmens besteht in einer motivierten und gesunden Belegschaft.“ Natürlich kann eine Apotheke keinen Maßnahmenkatalog erstellen wie ein Großkonzern. Ist aber auch nicht notwendig. Bereits mit kleinen Mitteln lässt sich viel erreichen. Anregungen finden Sie in unserem Beitrag „Gesundheitsmanagement in der Apotheke“ ab Seite 64. Möglicherweise noch wichtiger als der direkte Effekt der Maßnahme ist dabei das Gefühl des sich Kümmerns, das sie vermittelt. Mir jedenfalls ging es mit meiner Grippespritze so. Ein wirklich gutes Gefühl!

Dr. Beatrice Rall

 

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