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- DAZ 48/2014
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Arzneimittel und Therapie
Zur Primärprävention ungeeignet?
ASS ohne Vorteil für ältere Personen mit kardiovaskulären Risikofaktoren
Die Inhibition der Thrombozytenaggregation durch ASS in Dosierungen von 75 bis 100 mg dient der Verhinderung atherothrombotischer Ereignisse bei Personen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen. Dass ASS auch in der Primärprävention Wirksamkeit besitzt, konnte bereits in Metaanalysen bestätigt werden, jedoch waren diese Effekte in absoluten Werten äußerst gering. Auch das mit der Langzeittherapie verbundene Risiko von Blutungen gilt zunehmend als kritischer Faktor, gerade für die Behandlung von Patienten ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen [1].
Eine groß angelegte, multizentrische, offene, randomisierte klinische Studie bestätigt nun den geringen Nutzen einer präventiven ASS-Therapie bei Personen ohne Vorerkrankungen, jedoch mit definierten kardiovaskulären Risikofaktoren, wie Hypertonie, Dyslipidämie oder Diabetes mellitus, bei denen eine Primärprävention indiziert wäre [2]. Hierzu wurden zwischen März 2005 und Juni 2007 an 1007 japanischen Kliniken insgesamt 14.464 ältere Personen (≥ 60 Jahre) aufgenommen, von denen die Hälfte zusätzlich zu ihrer bisherigen medikamentösen Therapie prophylaktisch ASS (100 mg/d) erhielt. Nach einer zwischenzeitlichen Evaluation der gewonnenen klinischen Daten durch ein Expertenkomitee wurde die Studie vorzeitig beendet, so dass sich die mediane Nachbeobachtungszeit auf insgesamt 5,02 Jahre reduzierte. Ursache waren die nicht-signifikanten Unterschiede in der Inzidenz der festgelegten primären Endpunkte (kardiovaskuläre Mortalität durch Schlaganfall oder Herzinfarkt) in beiden Studienarmen (je 56 Fälle), die auch nach Fortführung der Studie nicht mehr hätte erreicht werden können. Auch die kumulative Rate an nicht-tödlich verlaufenden Ereignissen wies keine ausreichende Signifikanz auf. Allein die Inzidenz nicht-tödlicher Herzinfarkte bzw. transienter Herzischämien konnte durch die Prophylaxe mit ASS signifikant verringert werden. Die absoluten Zahlen waren allerdings äußerst gering, wobei zudem auch eine signifikante Zunahme an schweren extrakraniellen Blutungen den positiven Effekten gegenüberstand.
Die Ergebnisse zeigen erneut, dass die Langzeitprophylaxe mit niedrig dosierter ASS bei Patienten ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen keinen echten präventiven Nutzen besitzt, da die Auswertung der Daten keine Reduktion des kardiovaskulären Mortalitätsrisikos erkennen ließ.
Möglicherweise Schutz vor Karzinomen
Die Autoren der Studie weisen trotz dieser enttäuschenden Datenlage dennoch auf die zunehmende Beweislast für einen möglichen präventiven Effekt von ASS auf die Entstehung oder Progression von kolorektalen Karzinomen sowie anderer Krebsarten hin. Daher sind weitere Subanalysen der erhobenen Datensätze der Studie in Planung, welche sich zukünftig auf die Anzahl krebsbedingter Mortalitätsfälle fokussieren. Ebenso laufen derzeit weitere groß angelegte Präventionsstudien (ARRIVE, ASCEND, ASPREE, ACCEPT-D), die die Wirksamkeit von ASS in der Primärprävention an einer vornehmlich westlichen Bevölkerung evaluieren [3].
Quelle
[1] Antithrombotic Trialists, C. Aspirin in the primary and secondary prevention of vascular disease: collaborative meta-analysis of individual participant data from randomised trials. Lancet 2009;373:1849-1860
[2] Ikeda Y et al. Low-dose aspirin for primary prevention of cardiovascular events in japanese patients 60 years or older with atherosclerotic risk factors: A randomized clinical trial. JAMA 2014. doi:10.1001/ jama.2014.15690
[3] Gaziano J, Greenland P. When should aspirin be used for prevention of cardiovascular events? JAMA 2014; Published online November 17, 2014
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