Arzneimittel und Therapie

Placebo bei Husten besser als nichts

Studie zeigt bei Kleinkindern Effekte

jb | Reizhusten bei Kindern unter zwei Jahren ist ein therapeutisches Dilemma. Keiner der im Markt befindlichen Hustenstiller, deren Wirksamkeit zum Teil ohnehin angezweifelt wird, wird für diese Altersgruppe empfohlen. Honig, ein beliebtes Hausmittel, ist zumindest im ersten Lebensjahr tabu. Grund hierfür sind Sporen von Clostridium botulinum, die enthalten sein und (in seltenen Fällen) bei Säuglingen einen infantilen Botulismus auslösen können. Eine mögliche Alternative könne, so dachten sich Wissenschaftler vom Penn State College of Medicine in Philadelphia, Agavensirup sein. Das Süßungsmittel, das aus den Früchten verschiedener Agavenarten gewonnen wird und oft anstelle von Zucker in Rezepten oder als veganer Honigersatz verwendet wird, ist noch süßer als Honig, hat aber aufgrund des hohen Fructose-Anteils eine deutlich niedrigere glykämische Last. Und es gab, was für das gewünschte Anwendungsgebiet entscheidend ist, bisher keine Anhaltspunkte, dass Agavensirup Botulinum-Sporen enthalten könnte.

In einer Studie mit 120 Kindern im Alter von zwei bis 47 Monaten verglichen die Forscher in drei Studienarmen die Gabe von Agavensirup oder eines Placebos mit überhaupt keiner Behandlung. Dabei mussten sie feststellen, dass der Agavensirup die Symptome zwar signifikant besser linderte als das ohne Therapie der Fall war, das Gleiche aber auch für das Placebo galt. Die wirkstofffreie Zubereitung, die hinsichtlich Farbe und Geschmack dem Agavensirup ähnelte, erwies sich ebenfalls in allen Endpunkten gegenüber keiner Behandlung als signifikant überlegen. Lediglich in der Subgruppe der unter Einjährigen, in der Altersgruppe, in der Honig nicht infrage kommt, wirkte der Agavensirup etwas besser. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass es sich dabei um einen Zufallseffekt handelt.

Auch wenn Agavensirup nicht besser wirkte als Placebo, aber eben doch besser als nichts, deuten die Ergebnisse in den Augen der Forscher darauf hin, dass die häufig ausgesprochene Empfehlung des „watchful waiting“ bei sehr kleinen Kindern mit Husten vielleicht nicht der optimale Weg ist. Der Einsatz von Agavensirup oder Placebos hingegen sei immer noch besser und auch günstiger als unnötige Antibiotika-Verschreibungen und deshalb eine Option, die in Erwägung gezogen werden kann.

Quelle: JAMA Pediatr. Published online October 27, 2014. doi:10.1001/jamapediatrics.2014.1609

Das könnte Sie auch interessieren

Reizhusten bei Kleinkindern

Placebo ist besser als nichts

Hausmittel überzeugt auch bei kritischer Betrachtung der Evidenz

Mit Honig gegen Kinderhusten

Zuckersüßes Beratungswissen – Teil 10

Honigschlecken – es ist nicht alles Gold, was glänzt

Selbstmedikation aus der Apotheke

Reizhusten bei Kindern – was ist empfehlenswert?

Iatrogener Botulismus nach Einsatz zur Gewichtsreduktion

„Magen-Botox“ sorgt für Vergiftungsfälle

DAZ-Adventsrätsel – Tag 16

Goldene Milch

Reizhusten bei Kindern – was ist empfehlenswert?

Ruhigere Nächte für alle

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.