Aus den Ländern

Freude über spätes Perspektivpapier

Kammerversammlung in Schleswig-Holstein

KIEL (tmb) | Das auf dem Deutschen Apothekertag verabschiedete Perspektivpapier ist ein Instrument, das 40 Jahre zu spät kommt, denn in dieser Zeit hätten sich die Apotheken schleichend verändert. – Dies erklärte Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, in der Kammerversammlung am 24. September in Kiel. Doch er begrüßte, dass die jetzige ABDA-Führung dieses Thema intensiv angegangen sei, und dankte der schleswig-holsteinischen Arbeitsgruppe für ihre konstruktive Mitarbeit.

In seinem Bericht äußerte sich Ehmen kritisch gegenüber Rabattverträgen in Verbindung mit Retaxationen. Die Grundidee der Verträge sei zwar gut, weil der Preiswettbewerb zwischen Herstellern und Krankenkassen stattfinde. Doch wer als Apotheker Retaxationen erhalte, werde unsicher. Es könne nicht sein, dass bei der Abgabe teurer Arzneimittel das Hauptaugenmerk auf den Rabattverträgen liegt. „Ich sehe das als störendes Moment“, so Ehmen. Daher seien andere Instrumente wie das Modellprojekt ARMIN nötig. Doch Ehmen beklagte, es sei schwierig, Honorarforderungen für neue Leistungen zu stellen, wenn „Billig-Apotheken“ den Eindruck vermitteln, es sei genug Geld da, um davon etwas abgeben zu können.

Foto: DAZ/tmb
Kammerversammlung in Kiel, am Podium (v. l.): Justiziar Dr. Stefan Zerres, Kammerpräsident Gerd Ehmen, Geschäftsführer Frank Jaschkowski, Vizepräsident Reinhard Boxhammer, Dr. Roswitha Borchert-Bremer.

Ergebnisse der Testkäufe und Testrezepturen

Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski präsentierte die Ergebnisse der 250 Testkäufe der Kammer aus dem ersten Halbjahr 2014. Dabei wurden – anders als früher – nur Szenarien mit Präparatewünschen abgefragt. Bei der Frage nach einem jeweils namentlich genannten Laxans und Schlafmittel haben 80 bzw. 90 Prozent der Getesteten unaufgefordert beraten. Die Ergebnisse hingen nicht davon ab, ob Apotheker oder PTA das Präparat abgegeben haben, ob es freiwillig teilnehmende oder zufällig ausgewählte Apotheken waren und ob die Apotheken QMS-zertifiziert waren oder nicht. Jaschkowski wertete die Quoten als gutes Ergebnis. Auch die nötigen Informationen zum jeweiligen Arzneimittel seien insgesamt sehr gut vermittelt worden. Allerdings sei in den Apotheken die Eigendiagnose des Patienten eher wenig hinterfragt worden; zudem sei wenig auf die begrenzte Anwendungsdauer der Präparate hingewiesen worden, und es seien kaum nicht medikamentöse Therapiemaßnahmen empfohlen worden.

Außerdem berichtete Jaschkowski über einen Ringversuch des Kieler Pharmazeutischen Instituts mit Pharmazeuten im Praktikum und Teilnehmern eines Rezepturseminars. Dabei seien insbesondere Abweichungen im Gehalt einer Triamcinolonacetonidcreme, uneinheitliche Kennzeichnungen und die große Spannweite der taxierten Preise negativ aufgefallen.

Finanzielle Weichenstellungen

Die Kammerversammlung beschloss, dass die Beiträge der schleswig-holsteinischen Landesorganisationen zur ABDA künftig im Verhältnis 70 zu 30 zwischen Kammer und Verband aufgeteilt werden sollen, anstatt wie bisher im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel.

Angesichts eines guten Jahresabschlusses des Versorgungswerkes für 2013 verabschiedete die Kammerversammlung eine Erhöhung der Renten und der Rentenanwartschaften um jeweils ein Prozent. 

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