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Selbstmedikation
Extrem gereizt
Ekzeme erkennen und behandeln – ob allergisch oder nicht-allergisch
Definition
Der Ausdruck Ekzem ist nicht einheitlich definiert und fasst verschiedene entzündliche, meist juckende, nicht infektiöse Krankheitsbilder der Haut zusammen. Mit 15 bis 20% gehören Ekzeme zu den häufigsten Dermatosen in Deutschland. Sie stehen vor allem bei den beruflich bedingten Hauterkrankungen im Vordergrund, zu den Betroffenen zählen aber auch oft Kinder und ältere Menschen. Einen großen Anteil an den Ekzemen haben besonders allergische und irritative Kontaktekzeme [1].
Klinisches Bild des Ekzems
Allen Ekzemen gemeinsam ist die Ekzemreaktion, die sich durch ein Intoleranzverhalten der Haut mit einem Nach- und Nebeneinander von Erythem, Bläschen, Exsudation, Papeln und Schuppen äußert [2]. Die Erscheinungsformen der Ekzeme lassen sich unterscheiden nach dem zeitlichen Verlauf und den jeweiligen Auslösern. Im akuten Stadium überwiegt die entzündliche Symptomatik. Für milde Formen charakteristisch ist ein „einfaches“ Erythem. Bei schweren Formen treten hingegen oft Papulovesikel bis hin zu heftig juckenden Blasen auf. Neben dem quälenden Juckreiz empfindet der Patient vor allem Brennen, Spannungsgefühl oder auch Schmerzen als subjektive Beschwerden. Durch Platzen der Bläschen kommt es zu Nässen, dann zur Krustenbildung, später zur Schuppung und Abheilung [2]. Ein chronisches Ekzemstadium entsteht, wenn die Noxe weiter einwirkt, die spontane Abheilung des Ekzems daher ausbleibt oder das Ekzem noxenunabhängig persistiert. Die Haut ist durch Entzündungszellen infiltriert und verdickt. Ekzemplaques mit schuppenden Bereichen, Hyperkeratosen, Rhagaden und Lichenifikation bestimmen das Erscheinungsbild. In den betroffenen Hautbereichen kann sich der Säureschutzmantel nicht genügend aufbauen, so dass es zu einer gesteigerten Fett- und Feuchtigkeitsabgabe mit starkem Trockenheitsgefühl kommt. Darüber hinaus wird durch die Zerstörung des natürlichen Hautschutzfilms auch das Eindringen von Bakterien und Pilzen erleichtert.
Neben dem zeitlichen Verlauf hat eine Vielzahl an exogenen (immunologisch, chemisch oder physikalisch wirkenden Noxen) und endogenen Faktoren einen entscheidenden Einfluss an der Entstehung eines Ekzems. Das klinische Bild ist dabei abhängig von der Art, Dauer und Aggressivität des Reizes. Zudem können unterschiedliche Ekzemlokalisationen zu einer spezifischen Morphologie führen. Beispielsweise findet sich im Gesicht initial häufig lediglich eine angioödemartige Schwellung der Lider, ein Handekzem weist hingegen oft flüssigkeitsgefüllte Bläschen an den Fingern auf [2].
Ekzemformen
Die Einteilung der Ekzeme ist uneinheitlich. Je nach auslösenden Faktoren werden zwei Formen unterschieden. Endogene Ekzeme entstehen vorwiegend durch innere Einflüsse. Hier liegt eine genetische Disposition zugrunde. Das bekannteste endogene Ekzem ist das atopische Ekzem, die Neurodermitis. Als exogene Ekzeme bezeichnet man hingegen Dermatosen, die durch äußere Einflüsse wie mechanische oder chemische Reizstoffe, extreme Klimabedingungen wie Hitze, Kälte, trockene Heizungsluft und UV-B-Strahlung sowie durch Duft- und Konservierungsstoffe oder Metalle wie Nickel hervorgerufen werden. Der häufigste exogene Ekzemtyp ist das Kontaktekzem, bei dem sich eine allergische und eine toxische Form gegeneinander abgrenzen lassen.
Bevor ein Therapieansatz gewählt wird, ist es wichtig, ein ausführliches Patientengespräch zu führen, um die Ursachen eines Ekzems herauszufinden. Viele Ekzem-Arten ähneln sich zwar in den Symptomen, müssen aber aufgrund verschiedener Auslöser jeweils ganz anders behandelt werden. In der Apotheke sind dem Betroffenen Fragen zur Ekzementwicklung und möglichen Allergenexposition zu stellen. Bei unklaren entzündlichen Hauterkrankungen, Ekzemen ohne erkennbare Ursache, die schon einige Tage bestehen, bei großflächigen, generalisierten Ekzemen mit massivem Juckreiz sowie bei infizierten Ekzemen sollte sich der Patient immer an einen Hautarzt wenden. Liegt dem Ekzem eine Allergie zugrunde, kann der Allergologe einen Epikutantest durchführen, um das Allergen zu identifizieren.
Therapiemöglichkeiten des Ekzems in der Selbstmedikation
Die Therapie des Ekzems richtet sich in erster Linie nach den Ursachen. Soweit möglich sind vor und während der Behandlung der Symptome individuelle Provokationsfaktoren weitgehend zu vermeiden. Durch Beseitigung exogener Noxen oder Allergenkarenz können neue Ekzemschübe verhindert werden. Ist kein Ausschalten der ermittelten Noxen möglich, sollte ein erneuter Hautkontakt durch Präventionsmaßnahmen (Tragen von Handschuhen) unterbunden werden. Neben einer persönlichen Schutzkleidung gehören dazu arbeitstechnische Vorkehrungen (Änderung von Arbeitsabläufen, Vermeiden von Feuchtarbeit) oder die adjuvante Verwendung einer geeigneten Hautschutzcreme (Stokolan® Classic Cream, Stokoderm® 4in1 Hautschutzcreme, Silicoderm® F Salbe, Excipial® Protect Creme) [4, 5, 6].
Differenzialdiagnose Ekzeme (Auswahl)
- allergisches Kontaktekzem: Es handelt sich um eine Fehlreaktion des Immunsystems, das normalerweise vertragene Kontaktstoffe als Antigene registriert. Das allergische Kontaktekzem wird vermittelt über eine T-Zell-vermittelte Typ-IV-Reaktion vom Spättyp (verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion) [3]. Nach einer Sensibilisierungsphase kommt es bei erneutem Allergenkontakt zum Auftreten eines akuten, meist unscharf begrenzten Ekzems mit Streureaktionen, die vom primären Einwirkbereich ausgehen. Für den Nachweis einer derartigen allergischen Hautreaktion steht der sogenannte Epikutantest zur Verfügung, bei dem die gängigsten Allergene mithilfe spezieller Pflaster für 24 Stunden auf den Rücken aufgeklebt werden. Bei positivem Testergebnis erhalten die Patienten einen Allergiepass und werden über das konsequente Meiden der auslösenden Substanzen informiert.
- toxisches Kontaktekzem: Die akute toxische oder irritative Kontaktdermatitis ist durch schnelles Auftreten (innerhalb von Stunden) nach der Exposition gekennzeichnet. Dieses Ekzem wird durch hautreizende exogene Noxen wie Reinigungsmittel (Seifenlösungen, Spül- und Putzmittel), Lösungsmittel (Alkohol, Benzin, Aceton), mechanische Einwirkungen (beim Arbeiten mit Wolle, Stoffen, Staub, Sand oder Papier), aber auch durch langen Wasserkontakt hervorgerufen. Im Unterschied zum allergischen Kontaktekzem ist es scharf auf den Expositionsort der Noxe beschränkt und löst hier eine akute Entzündungsreaktion aus. Abhängig von der Akuität der Noxe reicht das Spektrum von einem oft recht intensiven Erythem bis hin zur Nekrose. Die Symptome sind mehr brennend-schmerzhaft als juckend. Das bekannteste Beispiel eines toxischen Kontaktekzems ist das kumulativ-toxische Handekzem (Hausfrauenekzem) [3].
- seborrhoisches Ekzem: Typische Merkmale dieses Ekzems sind eine Überfunktion der Talgdrüsen, Rötung sowie nicht juckende, fettige gelbe Schuppen auf diffus gerötetem Grund. Es betrifft vor allem die Nasolabialfalten, Augenbrauen und den Kopf. Neben der Seborrhoe spielt der zusätzliche Befall mit dem Hefepilz Pityrosporum ovale eine Rolle, was zu einer Entzündung der mit den Talgdrüsen in Verbindung stehenden Haarbälgen führt.
- dyshidrotisches Ekzem: Tritt meist an den Handinnenflächen oder an den Fußsohlen auf. Im akuten Stadium bilden sich zahlreiche, dicht stehende, mit seröser Flüssigkeit gefüllte, stark juckende Bläschen aus. Durch Aufplatzen der Bläschen besteht die Gefahr von Infektionen der betroffenen Hautstellen.
Symptomatische Behandlung
Weiterhin richtet sich die Therapie nach den Symptomen, meist wird topisch behandelt. Die Behandlung muss individuell angepasst werden an Art, Schwere und Ort des Ekzems. Besonders wichtig ist es, die Juckreiz-Kratzspirale zu durchbrechen. Die Grundlage, in der ein Wirkstoff aufgetragen wird, ist abzustimmen auf den Hauttyp des Betroffenen und an die Akuität des Ekzems. Es muss immer stadiengerecht behandelt werden. Allein die Wahl der richtigen galenischen Grundlage (Paste, Creme, Salbe, Lotion) ist meist entscheidend für den Erfolg einer Ekzemtherapie. Gemäß dem Leitsatz „feucht auf feucht, fett auf trocken“ sind bei einem akuten, nässenden Ekzem feuchte Umschläge aus kühlem Wasser oder gerbstoffhaltigem Schwarztee bzw. stark wasserhaltige Grundlagen (Linimentum aquosum, Lotio alba aquosa) indiziert. Chronische, trocken schuppige Erkrankungen benötigen hingegen eher eine lipophile Wasser-in-Öl-basierte Zubereitung. Selbstverständlich darf die Grundlage kein für den Patienten relevantes Allergen enthalten [2].
Linderung von Juckreiz
Das Leitsymptom quälender Juckreiz ist für die Betroffenen oft sehr belastend. Um dem Patienten wieder einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen und seine gesamte Lebensqualität zu verbessern, ist eine schnelle und effektive Linderung des Pruritus ein wichtiges Behandlungsziel. Juckreiz kann durch trockene Haut oder durch die Entzündungsreaktion verursacht werden [3]. In manchen Fällen können die Beschwerden mit einer lokalen Kühlung oder einer ausreichenden Hautpflege mit lipidreichen (z.B. Physiogel® Daily Moisture Therapy Body Lotion, Linola® Hautmilch) oder ureahaltigen Produkten (z.B. Basodexan®, Eucerin® TH 10% Urea Lotio, Excipial® U Lipolotio) gelindert werden. Alternativ helfen spezielle juckreizlindernde Substanzen (z.B. N-Palmitoylethanolamin in Physiogel® Calming Relief A.I., Derma-Membran-Struktur in Bepanthen® sensiderm Creme, Polidocanol in Optiderm® Lotion). Geben Sie Ihren Kunden zudem den Ratschlag, sich die Fingernägel immer kurz zu schneiden, um beim eventuellen Kratzen Verletzungen und dadurch mögliche Infektionen zu vermeiden.
Tipps zur Vorbeugung von Ekzemen
- Achten Sie auf eine ausreichende Hautpflege. Diese bietet einen grundlegenden Schutz vor einer Ekzementwicklung. Viele Pflegecremes aus der Apotheke sind speziell auf die Bedürfnisse erkrankter Haut abgestimmt.
- Vermeiden Sie häufigen Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln.
- Reduzieren Sie Häufigkeit und Dauer beim Duschen oder Baden. Im Anschluss sollten Sie die Haut lieber vorsichtig trockentupfen statt zu rubbeln.
- Tragen Sie bei der Arbeit mit aggressiven Stoffen oder in Feuchtigkeit Handschuhe bzw. Schutzkleidung. Benutzen Sie bei hautbelastenden Arbeiten vorher und zwischendurch rückfettende Präparate.
- Vermeiden Sie allergieauslösende Stoffe und verzichten Sie auch besonders auf allergenreiche Nahrungsmittel.
- Meiden Sie bei entzündeter Haut kratzende und scheuernde Kleidung. Statt Wolle und Synthetik empfiehlt es sich, Baumwolle zu tragen. Vorsicht: Eng anliegende Kleidung kann zu Hitzestau führen.
Behandlung von Entzündungszeichen
Topische Glucocorticoide sind Mittel der ersten Wahl zur kurzfristigen symptomatischen Behandlung des Kontaktekzems, um die Entzündung schnell zurückzudrängen. Die Auswahl eines geeigneten Steroids mit der erforderlichen Wirkstärke richtet sich nach Lokalisation der Hautveränderungen, Schweregrad und Akuität des Ekzems unter Berücksichtigung des therapeutischen Index [7, 8]. Für die Selbstmedikation stehen für Patienten ab sechs Jahren in der Apotheke Hydrocortison- und Hydrocortisonacetat-Zubereitungen als Creme (0,25% bzw. 0,5%: Ebenol®, Soventol®/Fenistil® Hydrocort, Linola® akut) oder Spray (0,5%: Fenistil® bzw. Soventol® Hydrocort) zur Verfügung. Bei jüngeren Kindern dürfen diese Mittel nur nach ärztlicher Verordnung angewendet werden. Geeignet sind die rezeptfreien Präparate lediglich zur Behandlung mäßig ausgeprägter entzündlicher, allergischer oder juckender Hauterkrankungen wie Sonnenbrand, Insektenstich oder leichtem Ekzem bei einer bekannten Neurodermitis. Hydrocortison, das zu den schwächsten topisch angewandten Steroiden (Wirkstoffklasse I) gehört, hemmt die Freisetzung der Entzündungs- und Immunbotenstoffe aus den Zellen. Dadurch wirkt es antientzündlich, antiallergisch sowie immunsuppressiv. Generell können die Zubereitungen anfangs zweimal täglich, bei Besserung einmal täglich in dünner Schicht auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Die maximale Anwendungsdauer liegt für die 0,25%ige Formulierung bei vier Wochen, für die 0,5%ige Formulierung bei zwei Wochen. Ausgeprägte Ekzeme können nicht mit einem Glucocorticoid der Wirkstoffklasse I behandelt werden. Hier muss der Arzt ein stärker wirksames Cortison-Präparat mit möglichst geringem Atrophierisiko (z.B. Mometasonfuroat, Methylprednisolonaceponat oder Hydrocortisonbutyrat) oder ein anderes angemessenes Therapeutikum verordnen.
Auch für die niedrig dosierten Präparate gelten die bei Glucocorticoiden üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Bei der Abgabe von Cortison-Präparaten sollten folgende Hinweise gegeben werden:
- keine Anwendung in und am Auge,
- keine langandauernde Therapie (maximal zwei Wochen),
- keine großflächige Anwendung (maximal 10% der Körperoberfläche).
Insbesondere Infektionen wie Mykosen dürfen nicht mit Glucocorticoiden therapiert werden, da sich der Pilz durch die ausgelöste Immunsuppression ausbreiten würde. Bei längerdauernder Anwendung besteht die Gefahr von Hautatrophien, Steroidakne, Striae und Teleangiektasien. Diese Nebenwirkungen werden allerdings bei den rezeptfreien Zubereitungen nur äußerst selten beobachtet, so dass hier den Patienten durch sachliche Aufklärung die teilweise noch immer bestehende Corticoid-Phobie genommen werden kann.
Andere Externa
H1-Antihistaminika wie Dimetinden (Fenistil® Gel), Bamipin (Soventol® Gel) und Chlorphenoxamin (Systral® Creme) hemmen die Wirkung des bei der Entzündungsreaktion ausgeschütteten Mediators Histamin und wirken dadurch antiallergisch und entzündungshemmend. Bei Verwendung eines Gels ergibt sich zusätzlich ein angenehmer Kühleffekt. Antihistamin-haltige Zubereitungen dürfen nicht auf offene oder nässende Hautstellen aufgetragen werden. Gerbstoffe wie Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat (Tannolact®, Tannosynt®) fällen Eiweiße an der Oberfläche der betroffenen Hautstelle. Dadurch wirken sie adstringierend und trocknen offene nässende Stellen oder stark juckende Bläschen aus. Zudem haben Gerbstoffe eine entzündungshemmende und juckreizlindernde Wirkung. Gereinigte Teerauszüge (z.B. Lorinden® Teersalbe, Teer-Linola® Fett Creme) sind wegen ihrer antiphlogistischen und antiproliferativen Wirkung auch heute noch vertretbar, sofern andere Externa nicht greifen. Eine befürchtete Karzinomentwicklung unter therapeutischer Teeranwendung ist nicht nachweisbar [9, 10, 11, 12, 13]. Die bekannten Nebenwirkungen einer Teerbehandlung (Hautreizung und –verfärbung, akneigene Wirkung, Photosensibilisierung) sowie der unangenehme Geruch müssen allerdings berücksichtigt werden.
Systemische Behandlung
Eine systemische Therapie kann erforderlich werden, wenn eine adäquate Lokalbehandlung allein nicht ausreichend wirksam ist. Bei starkem Juckreiz können systemische Antihistaminika (Loratadin, Cetirizin, Dimetinden) hilfreich sein. Bei der Abgabe ist auf eine möglicherweise sedierende Wirkung hinzuweisen. Zudem muss Loratadin 48 Stunden vor einer Hauttestung abgesetzt werden, da es ansonsten zu falsch negativen oder abgeschwächten Ergebnissen kommen kann. Eine kurzzeitige systemische Therapie mit verschreibungspflichtigen oralen Glucocorticoiden (über drei Tage bis etwa zwei Wochen) kann insbesondere bei ausgedehnten Kontaktekzemen in akuten, schweren und therapierefraktären Fällen indiziert sein [2].
Basistherapie und Hautschutz
Nach dem Abheilen des Ekzems benötigt die empfindliche Haut eine intensive Pflege, um die gestörte Barrierefunktion und das verminderte Wasserbindungsvermögen wieder zu normalisieren und somit Rezidiven vorzubeugen. Durch eine kompetente Beratung und Betreuung in der Apotheke ist der Patient hier zu einer regelmäßigen Anwendung zu motivieren. Eine an den jeweiligen Hautzustand und saisonal-klimatische Gegebenheiten angepasste Basistherapie umfasst neben verschiedenen Pflegeprodukten auch medizinische Ölbäder (z.B. Balmandol® Bad, Linola®-Fett Ölbad, Balneum Hermal® Badezusatz) und rückfettende Duschöle (z.B. Eubos® Sensitive Duschöl F, Eucerin® pH 5 Creme Duschöl). Gut geeignet sind Pflegepräparate, die auf einen Zusatz von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sowie möglichst auch auf herkömmliche Emulgatoren verzichten (z.B. Physiogel®- bzw. Imlan®-Produkte).
Alternative Behandlungsmethoden
Neben der Schulmedizin gibt es zahlreiche komplementäre Ansätze im Bereich der Ekzemtherapie, für die zwar meist kontrollierte wissenschaftliche Studien zur Aussagekraft und Wirksamkeit fehlen, die jedoch immer einen Behandlungsversuch wert sind. Im Bereich der Phytotherapie können topische Präparate mit Nachtkerzensamenöl (z.B. Linola® gamma Creme), Bittersüßstängel (Cefabene® Salbe) oder Hamamelisblättern (Hametum® Salbe) angewendet werden. Zudem kann Stiefmütterchentee innerlich als Tee oder äußerlich zum Abtupfen der betroffenen Hautstellen empfohlen werden. Auch auf dem homöopathischen und anthroposophischen Gebiet gibt es verschiedene topische Produkte zur Ekzembehandlung wie Cardiospermum halicacabum, die Ballonrebe, (Halicar® Salbe bzw. Creme, Dermaplant® Salbe), Quercus-Essenz® (Wala) in Form von Umschlägen, Dermatodoron® Salbe (Weleda) bei akuten und chronischen Ekzemen, RosatumHeilsalbe® (Wala) bei trockenen Ekzemen und rissiger Haut oder Ekzevowen® derma Creme. Zur Einnahme hat sich Cardiospermum D3 allgemein als homöopathisches Mittel bei allergischen, entzündlichen Hautausschlägen mit starkem Juckreiz bewährt. Bei schuppiger, trockener Haut und einem brennenden, juckenden Ausschlag mit Verschlimmerung in der Wärme und nach dem Waschen empfiehlt sich Sulfur D12 (Vorsicht: Erstverschlimmerung möglich). Rhus toxicodendron D12 wird eingesetzt bei brennenden und nässenden Hautveränderungen und Bläschen, Graphites D12 bei trockener, rissiger Haut oder klebrigen, feuchten, gelben Absonderungen mit Krustenbildung durch Kratzen. Bei chronischen Ekzemen kann eine kurmäßige Einnahme von Calcium Quercus Globuli® (Wala) hilfreich sein, ebenso die Langzeitgabe von Hepatodoron® Tabletten (Weleda) zur Anregung der Lebertätigkeit.
Abgrenzung zum Arztbesuch
Neben der Basistherapie der Haut mit pflegenden und rückfettenden Präparaten und Tipps zur allgemeinen Körperpflege (siehe Kasten) kann der Ekzempatient in der Apotheke über den hohen Stellenwert von Provokationsfaktoren aufgeklärt werden. Weiterhin kann bei einem leichten Ekzemschub eine Beratung zu entzündungs- und juckreizlindernden Präparaten erfolgen. Sollte sich unter den empfohlenen Medikamenten keine Verbesserung des Hautzustands einstellen, liegen unklare Beschwerden vor, handelt es sich um einen schweren Ekzemschub oder gar eine Superinfektion der Haut, so gehört die Therapie unbedingt in die Hände des Arztes.
Quelle
[1] Peiser M, Tralau T, Heidler J, Api AM, Arts JH, Basketter DA et al. Allergic contact dermatitis: epidemiology, molecular mechanisms, in vitro methods and regulatory aspects. Current knowledge assembled at an international workhop at BfR, Germany. Cell Mol Life Sci 2012;69:763–781
[2] Brasch J, Becker D, Aberer W, Bircher A, et al. Guideline contact dermatitis. S1-Guideline of the German Contact Allergy Group (DKG) of the German Dermatology Society (DDG), the Information Network of Dermatological Clinics (IVDK), the German Society for Allergology and Clinical Immunology (DGAKI), the Working Group for Occupational and Environmental Dermatology (ABD) of the DDG, the Medical Association of German Allergologists (AeDA), the Professional Association of German Dermatologists (BVDD) and the DDG. Allergo J Int 2014;23:126-138
[3] Winking H, Redepenning M. Selbstmedikation bei Ekzemen. Fortbildungstelegramm Pharmazie 2012;6(3):77-95
[4] Wassilew SW. Hautschutz am Arbeitsplatz. In: Plewig G, Przybilla B, Hrsg. Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venerologie. Berlin – Heidelberg: Springer, 1997;182–185
[5] Zhai H, Maibach HI. Protection from irritants. Curr Probl Dermatol 2007;34:47–57
[6] Wulfhorst B, Bock M, Skudlik C, Wigger Alberti W, John SM. Prevention of hand eczema – gloves, barrier creams and workers’ education. In: Duus Johansen J, Frosch PJ, Lepoittevin JP, eds. Contact Dermatitis. Berlin – Heidelberg: Springer, 5th ed. 2011;985–1028
[7] Niedner R. Grundlagen einer rationalen Therapie mit externen Glukokortikosteroiden. Hautarzt 1991;42:337–346
[8] Luger TA, Loske KD, Elsner P, Kapp A, Kerscher M, Korting HC et al. Topische Dermatotherapie mit Glukokortikoiden – therapeutischer Index. JDDG 2004;2:629–634
[9] Cholcha W, Leuschner J, Leuschner F. The tolerability of pale sulfonated shale oil following local and systemic administration. Arzneimittelforschung 1994;44:170-177
[10] Pion IA, Koenig KL, Lim HW. Is dermatologic usage of coal tar carcinogenic? A review of the literature. Dermatol Surg 1995;21:227-231
[11] Schmid MH, Korting HC. Coal tar, pine tar and sulfonated shale oil preparations: comparative activity, efficacy and safety. Dermatology 1996;193:1-5
[12] Schooten FJ van, Godschalk R. Coal tar therapy. Is it carcinogenic? Drug Saf 1996;15:374–377
[13] Roelofzen JH, Aben KK, Valk PG van der, Houtum JL van, Kerkhof PC van de, Kiemeney LA. Coal tar in dermatology. J Dermatolog Treat 2007;18:329-334
Autorin
Ines Winterhagen hat in Marburg Pharmazie studiert und ist seit der Approbation 2003 in der öffentlichen Apotheke tätig. Sie ist Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Homöopathie und Naturheilkunde. In der Reihe „Beratungspraxis“, die im Deutschen Apotheker Verlag erscheint, schrieb sie die Bücher „Neurodermitis“ und „Psoriasis“. Sie ist Referentin und Mitglied des Weiterbildungsausschusses der LAK Baden-Württemberg.
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