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Arzneimittel und Therapie
Dicke haben bessere Chancen
Adipositas-Paradoxon bei Sepsis
Frühere Beobachtungen legten bereits nahe, dass adipöse Patienten bei schweren Fälle von Sepsis eine bessere Überlebenschance zeigen als Normalgewichtige. Dieses Phänomen wurde als „Adipositas-Paradoxon“ bezeichnet und widersprach der gängigen Annahme, dass Fettleibigkeit eigentlich als negativer prognostischer Faktor gilt. Als mögliche Ursachen der höheren Überlebensrate wurden deren metabolische Reserven diskutiert sowie die erhöhten Mengen an Lipoproteinen im Blutserum, welche zirkulierende Endotoxine binden können [1].
Eine im Critical Care Medicine veröffentlichte Kohortenstudie bestätigte nun das Adipositas-Paradoxon an 1404 Patienten, die mit einer schweren Sepsis im Zeitraum von 1999 bis 2005 stationär behandelt wurden [2]. Die Mortalitätsrate innerhalb eines Jahres nach Hospitalisierung wurde dabei an 42,5% Normalgewichtigen, 33,7% Übergewichtigen sowie 23,8% fettleibigen bzw. schwer-adipösen Patienten untersucht. Tatsächlich zeigte letztere Patientengruppe während der einjährigen Nachbeobachtungszeit die geringste Mortalitätsrate [(OR 0,46; 95% KI, 0,26 bis 0,80) für schwer-adipöse und (OR 0,59; 95% KI, 0,39 bis 0,88) für fettleibige Patienten]. Diese Gruppe verursachte dabei jedoch auch die höchsten Therapiekosten, was aber auf die erhöhte Überlebensrate der Patienten zurückzuführen ist, so die Autoren der Studie.
Extremes Übergewicht hat nachweislich negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Dennoch weist diese Studie auch auf eine veränderte Reaktion des fettleibigen Körpers im Rahmen lebensbedrohlicher Zustände hin, sodass ein genaueres Verständnis dieser Unterschiede möglicherweise eine zukünftige Verbesserung der Therapie der Sepsis oder anderer Erkrankungen zur Folge hat.
Quellen
Prescott HC et al. Obesity and 1-year outcomes in older americans with severe sepsis. Crit Care Med 2014;42(8):1766-1774
Das Adipositas-Paradoxon. In: Diabetes-Journal 6. April 2010
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