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Me-toos forever?
Barmer GEK-Arzneimittelreport 2014 beklagt Aufgabe der Bestandsmarktbewertung
Für die Barmer GEK nimmt Glaeske Jahr für Jahr die Arzneimittelverordnungen ihrer Versicherten unter die Lupe. Und immer wieder sieht er enormes Potenzial für Einsparungen und Qualitätsverbesserungen. Denn so manches patentgeschützte Top-Präparat, das vor dem AMNOG-Start am 1. Januar 2011 auf den Markt kam, sei nicht nur teuer und könne bedenkenlos generisch ersetzt werden. Einige bergen laut Glaeske sogar Risiken. Als Beispiel nannte er die neuen oralen Antikoagulanzien – allen voran Xarelto®. Immer wieder gebe es Meldungen über unerwünschte Wirkungen, sogar Todesfälle. Ein Kausalzusammenhang könne zwar noch nicht bestätigt werden, so Glaeske, eine Schaden-Nutzen-Bewertung sei aber dringend erforderlich.
Gernerikaquote erhöhen
Nicht nur Xarelto® sollte aus Glaeskes Sicht öfter gegen ein bewährtes Generikum substituiert werden. Allein bei den Top-30-Präparaten der Barmer GEK könnte die Kasse durch den Wechsel 220 bis 20 Millionen Euro jährlich sparen – für die gesamte GKV wären es hochgerechnet 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro. Eine Generikaquote von 85 Prozent wäre laut Glaeske problemlos möglich – noch sind es rund zehn Prozentpunkte weniger. Zudem plädiert er für eine Förderung von Biosimilars – hier sollten mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Verordnungsquoten vereinbart werden – in einigen Regionen gibt es sie bereits.
Vor allem aber hätte Glaeske die Me-toos gar zu gerne der Bestandsmarktbewertung unterzogen – doch diese Option gibt es nun nicht mehr. Für Glaeske ist dies „nicht tragbar“. Risiken, Zusatznutzen und Kosten sollten bei vielen Vor-AMNOG-Arzneimitteln intensiv geprüft und bewertet werden. Denn auch wenn das Patent ausläuft: Eine Scheininnovation bleibt auch als Generikum eine Scheininnovation. Und „Me-toos forever“ wären für Schlenker höchst bedauerlich.
Der Kassen-Vize ist daher grundsätzlich zufrieden mit dem AMNOG – es trenne echte von scheinbaren Innovationen. Und dabei sei es keinesfalls eine Innovationsbremse. Dennoch hat er Zweifel, dass diese Frühbewertung ausreicht. Auch Arzneimittel, die die frühe Nutzenbewertung durchlaufen haben, sollten sich nicht auf einer etwaig positiven Bewertung ausruhen. Schlenker plädiert vielmehr für eine regelhafte Spätbewertung dieser Arzneimittel – oder aber das Aufleben der Kosten-Nutzenbewertung. Ein weiterer Wermutstropfen am AMNOG: Die angedachten Einsparungen von etwa zwei Milliarden Euro sind noch lange nicht erreicht. Rund 180 Millionen konnten die Kassen bislang durch die Erstattungsbeträge sparen. Doch Schlenker räumt ein: Der Prozess muss sich einspielen – offenbar braucht es noch etwas Zeit, bis die Einsparungen wirklich spürbar werden.
Arzneiausgaben steigen wieder
Umso wichtiger sei es, andere Sparpotenziale zu heben. Nicht zuletzt, weil im ersten Quartal 2014 die Arzneimittelausgaben wieder um fast zehn Prozent gestiegen sind – eine Folge des von 16 auf zunächst sechs Prozent reduzierten gesetzlichen Herstellerrabatts. Schlenker ist schon jetzt überzeugt: „Über kurz oder lang werden wir wieder Kostendämpfungsmaßnahmen brauchen“.
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