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Die Seite 3
Es geht auch ohne Ärzte
Es ist der erste Vertrag seiner Art, der Diabetes-Beratungsvertrag zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und der Techniker Krankenkasse (TK). Das Neue ist dabei nicht, dass Apotheker für das Medikationsmanagement bezahlt werden, solche Vereinbarungen gibt es vereinzelt schon. Das Neue ist, dass bei diesem Vertrag die Ärzte nicht mit im Boot sind.
Weder veranlasst der behandelnde Arzt den Arzneimittel-Check, noch kann er ihn durchführen. Die Kasse – immerhin die größte Deutschlands – stellt ihren Versicherten, die für den Check infrage kommen (Einzelheiten s. Bericht Seite 13), einen Gutschein aus. Mit diesem geht der Patient in eine Apotheke seiner Wahl und bekommt dort eine ausführliche Beratung. Der Apotheker bekommt diese dann von der TK honoriert.
Die Honorierung ist bei diesem Modell von der Arzneimittelabgabe entkoppelt, entlohnt werden der Zeitaufwand bei der Beratung, das Know-how und die Kommunikationsleistung. Natürlich überprüfen schon heute viele Apotheken die Medikation ihrer Stammkunden, darunter auch viele Diabetiker. Aber sie tun dies meist unbezahlt. Wenn es nun eine bezahlte Dienstleistung wird, bekommt dieser Service einen anderen Stellenwert, sowohl intern als auch in der Außenwahrnehmung.
Das könnte tatsächlich der Einstieg sein in neue, bezahlte Dienstleistungen aus der Apotheke. Dabei macht die Höhe der vereinbarten Honorare klar, dass das Arzneimittel natürlich weiterhin das wirtschaftliche Fundament der Apotheke sein wird. Aber solche Verträge zeigen das Potenzial auf, sich mit Dienstleistungen ein weiteres Standbein aufzubauen. Wenn sich dieser Vertrag auch für die TK rentiert, werden andere Kassen folgen. Wenn die Patienten profitieren, werden die Versicherten anderer Kassen solche Programme einfordern.
Vielleicht markiert dieser Vertrag auch den Einstieg in ein neues Selbstbewusstsein des Berufsstandes. Dafür spricht die Eröffnungsrede von BAK-Präsident Kiefer beim Pharmacon in Meran (s. Bericht Seite 14). Natürlich betonte Kiefer die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit – aber erstmals machte er auch klar, dass sich die Apotheker bei der Einführung des Medikationsmanagements nicht von den Ärzten abhängig machen. Dieses Selbstbewusstsein ist übrigens ein sehr sympathisches. Da ist keine Überheblichkeit dabei, keine Arroganz. Im Gegenteil, die Bedeutung der Zusammenarbeit wird explizit betont. Es wird aber auch klargestellt: Wenn die anderen nicht zur Kooperation bereit sind, dann machen wir alleine weiter. Es geht auch ohne die Ärzte – das zeigt der TK-Vertrag deutlich. Der Präsident des Schweizer Apothekerverbands PharmaSuisse, Dominique Jordan, sagte auf dem letzten Pharmacon in Davos sinngemäß, es seien nicht die Ärzte, die darüber zu entscheiden haben, in welche Richtung sich der Apothekerberuf weiterentwickelt. Recht hat er.
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