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Prisma
Männer stressen Mäuse
Konsequenzen für präklinische Tests
Wenn ein Mann sich im Versuchslabor in die Nähe eines Käfigs mit Mäusen oder Ratten setzt und sich dabei völlig ruhig verhält, reagieren die Tiere trotzdem mit Stress: Sie sezernieren Corticosteron in die Blutbahn. (Corticosteron ist das wichtigste Glucocorticoid der Nager, das bei ihnen die gleiche Rolle spielt wie das Corticosterol bei den Menschen.)
Sitzt allerdings statt des Mannes eine Frau am Käfig, reagieren die Nager viel schwächer. Da unter Stress die Schmerzempfindung verringert ist, fühlen sie einen Schmerzreiz in der Gegenwart eines Mannes um ein gutes Drittel weniger als in der Gegenwart einer Frau. Legt man ein T-Shirt, das ein Mann eine Nacht lang getragen hat, in die Nähe des Käfigs, ist der Effekt so, als ob der Mann persönlich anwesend wäre. Ursache für die Stressreaktion ist der männliche Achselschweiß, genauer: dessen Bestandteile Androstenon und Androstadienon, wie weitere Tests zeigten.
Die Mäuse gewöhnen sich schnell an die Exposition gegenüber den beiden Steroiden, sodass die Stressreaktion bereits nach 30 bis 60 Minuten endet. Bei einer wiederholten Exposition am nächsten Tag läuft das Reaktionsmuster gleichermaßen ab, es tritt also kein Lerneffekt ein. Daraus ergibt sich für Wirkstofftests an Labormäusen und -ratten die Konsequenz, entweder ganz auf die Anwesenheit von Männern zu verzichten oder einen Mann schon eine Stunde vor Beginn des Tests zu den Tieren zu entsenden.
Die beiden Steroide sind Abbauprodukte des Testosterons und finden sich auch im Körpergeruch von Katern und männlichen Hunden. Ob der Körpergeruch zur Folge hat, dass die Männchen bei der Mäusejagd weniger erfolgreich sind als die Weibchen, war nicht Gegenstand der Untersuchung.
Quelle: Sorge RE, et al. Olfactory exposure to males, including men, causes stress and related analgesia in rodents. Nat Methods, Epub 28.04.2014.
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