Botenstoffe vom Schwein regen Muskelwachstum an

Muskelzellen teilen sich nicht. Wenn viele Muskelzellen abgestorben sind wie z.B. bei einem Herzinfarkt, wird die „Lücke“ durch Bindegewebe ersetzt, es entstehen Narben, die die Muskelfunktion behindern. Die Hoffnungen, durch die Transplantation von Muskelzellen einen geschädigten Muskel regenerieren zu können, wurden bislang enttäuscht. Nun haben Mediziner in Pittsburgh (USA) fünf Patienten erfolgreich behandelt, indem sie ihnen extrazelluläre Matrix (EZM) aus der Harnblase von Schweinen implantierten. Die EZM besteht vor allem aus Makromolekülen (u.a. Kollagen, aber auch Enzymen) und ist – im Gegensatz zu den Zellen – nicht immunogen.Die Patienten hatten durch Unfälle 58 bis 90% von Arm- oder Beinmuskeln verloren. Sechs Monate nach der EZM-Implantation, in denen die Patienten auch eine Physiotherapie erhielten, hatten sich reichlich neue Muskelfasern gebildet, und die Muskelfunktion war erheblich verbessert. Damit ist erwiesen, dass die positiven Ergebnisse ähnlicher Versuche an Mäusen prinzipiell auf den Menschen übertragbar sind – trotz der kleinen Fallzahl und obwohl es keine Vergleichsgruppe gab, die nur physiotherapeutisch behandelt wurde.

Laboruntersuchungen zeigten, dass die implantierte EZM Botenstoffe und Wachstumsfaktoren enthält, die auch das Wirkprinzip darstellen; die einen locken Stammzellen aus der Blutbahn in den Muskel, die anderen beschleunigen dann deren Entwicklung zu einem bestimmten Zelltyp; die erwünschten Muskelzellen entstehen allerdings nur dann aus den Stammzellen, wenn der Muskel auch trainiert wird. 

Quelle: Sicari BM, et al. An Acellular Biologic Scaffold Promotes Skeletal Muscle Formation in Mice and Humans with Volumetric Muscle Loss. Sci Transl Med 2014;6:234ra58.