Arzneimittel und Therapie

Erektionsstörung nicht immer vermeidbar

Präventive Tadalafil-Gabe bei Prostatakarzinom-Therapie ohne Effekt

Kann die präventive Gabe von Tadalafil während der Strahlentherapie von Prostatakrebspatienten nachfolgende Erektionsstörungen verhindern? Dieser Frage widmete sich eine Studie mit 121 Patienten, die während ihrer Behandlung über 24 Wochen täglich 5 mg Tadalafil erhielten.

Erektile Dysfunktion ist ein häufiges Problem mit diversen Ursachen, darunter unerwünschte Folge einer Prostatakrebstherapie. 40% der Männer berichten nach der Radiotherapie von Erektionsstörungen. Der Grund dafür ist noch unklar, aber möglich ist eine Hypoxie des Schwellkörpers und darauffolgende Fibrose. Behandelt werden die Erektionsstörungen mit Phosphodiesterase-5 (PDE-5)-Inhibitoren bei Bedarf. Dies ermöglicht jedoch keine spontane Erektion, und die Wirkung kann mit der Zeit nachlassen. Da PDE-5-Inhibitoren endotheliale Dysfunktion reduzieren und die Durchblutung der Schwellkörper verbessern, untersuchten US-amerikanische Ärzte in einer placebokontrollierten doppelblinden Studie, ob eine präventive Einnahme des PDE-5-Hemmers Tadalafil während der Radiotherapie vor erektiler Dysfunktion schützen kann.

242 Männer mit Stufe 2 Prostata-Adenokarzinom wurden in zwei Gruppen – Placebo oder 5 mg Tadalafil täglich – eingeteilt. Ausschlusskriterien waren ein Gleason-Score über 7 (Skala von 2bis 10, dient der feingeweblichen Beurteilung) sowie ein Prostata-spezifischer Antigen-Spiegel von über 20 ng/ml. Zudem mussten die Patienten vor der Therapie fähig sein, in mehr als 50% der Fälle eine Erektion zu bekommen, nicht stark physisch eingeschränkt sein und normale Serumtestosteronspiegel haben. Patienten mit vorangegangener Prostatakarzinomtherapie, anderen invasiven Karzinomen in den letzten fünf Jahren, Lymphknotenbefall und Metastasen wurden ausgeschlossen.

Die Patienten fingen mit der Einnahme von 5 mg Tadalafil oder Placebo innerhalb von sieben Tagen nach Beginn der Radiotherapie an und nahmen die Tabletten einmal täglich über 24 Wochen. In Woche 2 und 13 wurden die Patienten anhand ihrer Tablettenbehälter und Tagebücher auf Therapietreue geprüft und zu Medikamentengebrauch und Nebenwirkungen befragt. In den Wochen 2 bis 4 und 20 bis 24 füllten die Patienten den International Index of Erectile Function-Fragebogen aus. Dieser beurteilt Erektions- und Orgasmusfunktion sowie sexuelles Verlangen und Befriedigung. In den Wochen 28bis30 sowie nach einem Jahr wurden die Serumtestosteronspiegel, Medikamentengebrauch und Nebenwirkungen überprüft und weitere Fragebögen zum Thema sexuelle Funktion und Befriedigung von den Patienten und deren Partnern ausgefüllt.

Endpunkte waren bestehende spontane Erektionen vier bis sechs Wochen nach Absetzen von Tadalafil und nach einem Jahr sowie die allgemeine sexuelle Funktion und die Zufriedenheit der Männer und ihrer Partner. Die Analyse zeigte, dass bei 79% unter Verum und bei 74% unter Placebo die Potenz erhalten blieb. Bei Beachtung von Variablen wie Alter und Radiotherapieregime zeigte sich kein Effekt von Tadalafil. In den Fragebögen gab es weder in den Wochen 28 bis 30 noch nach einem Jahr Hinweise auf einen Vorteil einer präventiven Gabe von Tadalafil.

Hiermit reiht sich diese Untersuchung in eine Folge von widersprüchlichen Studien zu präventiven PDE-5-Inhibitoren bei Prostatakarzinom ein. Jedoch weisen fast alle methodische Schwächen, wie kleine Kohortengrößen, verfrühten Abbruch und fortgesetzten Gebrauch von PDE-5-Inhibitoren in der präventiven Gruppe, auf. Eine gut konzipierte, mit Vardenafil durchgeführte Studie bestätigte den fehlenden präventiven Effekt und stellte fest, dass die individuelle Einnahme bei Bedarf mehr Vorteile mit sich bringt. 

Quelle

Pisansky T. Tadalafil for Prevention of Erectile Dysfunction After Radiotherapy for Prostate Cancer, JAMA. 2014; 311(13): 1300–1307. doi:10.1001/jama.2014.2626

 

Apothekerin Sarah Katzemich

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