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BAH-Gesundheitsmonitor
„Wie gehtʼs uns denn heute?“
Der Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH
Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) hat vor gut einem Jahr beschlossen, in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen regelmäßig die Bevölkerung in Deutschland nach ihrem Gesundheits- und Wohlempfinden zu fragen. Ziel dieser empirischen und repräsentativen Erhebung ist es, die Verbraucher besser zu verstehen, dem Gesundheitssystem, seinen Akteuren und damit u.a. auch den Arzneimittel-Herstellern selbst einen Spiegel vorzuhalten und das jeweilige Handeln zu hinterfragen. Die Antworten sollen helfen, an den verschiedenen Stellen bestmögliche Entscheidungen zu treffen oder auch Prozesse und Maßnahmen zu reflektieren. In jedem Falle – das zeigen schon die bisherigen Ergebnisse – gibt der Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH Hinweise auf weitere Fragestellungen und Anlass für Diskussionen mit den Partnern im Gesundheitswesen und der Politik.
Kernstück: der Deutsche Gesundheitsindex
Der Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH wird vier Mal im Jahr mit einer Stichprobe von N = 1000 nach den Maßstäben des Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM) mittels Telefoninterview repräsentativ empirisch erhoben. Er besteht aus drei Modulen:
1. Deutscher Gesundheitsindex
2. Image-Monitor Gesundheitssystem
3. Brennpunktthemen
Das Kernstück des BAH-Gesundheitsmonitors ist der „Deutsche Gesundheitsindex“. Er ist das Ergebnis der periodisch empirischen Bevölkerungsbefragung im Bereich der persönlichen Wahrnehmung von Themen rund um die Gesundheit. Dazu werden die Antworten auf 22 Fragen zum persönlichen Wohlbefinden, der Stimmung und persönlichen Belastung sowie der objektivierten Gesundheit (u.a. Krankheitstage, Arztbesuche) ausgewertet und in einem Index zum Ausdruck gebracht. Den Index-Fragen war eine Vorstudie mit 300 Probanden und 126 Fragen zu Themen wie eigene Gesundheit, Gesundheitssystem, sportliche Interessen, Essgewohnheiten, allgemeine Lebensqualität, soziales Umfeld und Demografie vorausgegangen. Aus der Vorstudie wurden Indikatorfragen identifiziert und gewichtet.Der „Image-Monitor Gesundheitssystem“ spiegelt die persönliche Wahrnehmung der Befragten von Leistungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit der Akteure im Gesundheitswesen wider. Dabei wird auf das System an sich, auf die Gesundheitsvorsorge, das Vertrauen ebenso eingegangen wie auf Leistungen.
Im Modul 3 „Brennpunktthemen“ werden aktuelle Themen oder Maßnahmen aufgegriffen.
Im Folgenden werden aus den drei Modulen einige Ergebnisse dargestellt und erläutert, die die dritte Erhebungswelle, durchgeführt im vierten Kalenderquartal 2013, ermittelt hat. Dabei wird insbesondere auf die Fragestellungen eingegangen, die uns das Befinden der Bürgerinnen und Bürger näherbringen.
Stimmung konstant gut, aber …
Der Deutsche Gesundheitsindex zeigt sich nach drei Untersuchungswellen stabil. Auf der Ergebnisskala 1 bis 10 liegt er konstant bei 6,8. Diese Konstanz darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die einzelnen Indikatoren durchaus einer gegenläufigen Dynamik unterlagen. So verringerte sich im Beobachtungzeitraum die Zahl der Krankheitstage (positiver Einfluss auf den Index), während das Stimmungsbarometer fiel (negativer Einfluss auf den Index). Die Daten zeigen, dass der Gesundheitsindex in der Bevölkerungsgruppe der 30 bis 39-Jährigen am höchsten ist (7,2). Hingegen weist der Index keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern auf.
Der Deutsche Gesundheitsindex bestätigt indes einen positiven Zusammenhang zwischen dem allgemeinen Gesundheits- und Wohlempfinden und einem höheren Bildungsabschluss, höherem Einkommen und der Möglichkeit, sich privat zu versichern, und sei es auch nur in Form einer Zusatzversicherung. Haben Berufstätige gegenüber Nichtberufstätigen einen höheren Indexwert, ist besonders zu erwähnen, dass insbesondere bei Arbeitssuchenden ein deutlich geringeres persönliches Gesundheits- und Wohlempfinden festzustellen ist.
In Bezug auf Körpergewicht, Alkohol- und Tabakkonsum weisen die sich als normalgewichtig betrachtenden Bürgerinnen und Bürger einen vergleichsweise höheren Index auf. Dies trifft auch auf diejenigen zu, die nach eigenen Angaben mindestens einmal im Monat Alkohol trinken, im Gegensatz zu denjenigen, die selten oder nie Alkohol konsumieren. Regelmäßige Raucher zeigen im Vergleich zu den Gelegenheits-, Ex- und insbesondere Nie-Rauchern einen niedrigeren Gesundheitsindex.
Acht von zehn fühlen sich wohl
Bei den detaillierten Fragen im Bereich der Zufriedenheit in den verschiedenen Lebensbereichen ergibt sich u.a., dass die Zufriedenheit mit dem privaten Umfeld und der Wohnungssituation am höchsten ist. Am unteren Ende der Zufriedenheitsskala liegen die Sexualität, die Beziehung zu den eigenen Kindern und das Arbeits- und Berufsleben. Dabei fällt besonders auf, dass der Themenbereich Beziehung, also Ehe/Partnerschaft, Sexualität sowie Kinder, deutlich polarisiert. Nur in der Bewertung der persönlichen gesundheitlichen Situation gibt es offensichtlich einen Unterschied zwischen Frauen und Männern, Männer sind in diesem Punkt eher zufrieden.
Gefragt nach der generellen Zufriedenheit geben immerhin 85% der Bevölkerung ein positives Votum ab. Dabei sind die jüngeren Befragten (15 bis 39 Jahre) am zufriedensten. Hingegen bilden die 50 bis 59-Jährigen die wenigste zufriedene Altersgruppe. Es überrascht nicht: Je zufriedener die Menschen mit ihrem Leben sind, desto höher ist auch ihr Gesundheitsindex. Durchschnittlich fühlen sich acht von zehn Befragten rundum wohl, finden ihre Lebensbedingungen ausgezeichnet und haben die wesentlichen Dinge erreicht, die sie sich für ihr Leben wünschen. Drei Viertel leben ein Leben gemäß ihren Idealvorstellungen. Zwei Drittel würden nichts ändern, wenn sie ihr Leben noch einmal leben könnten. Dabei würden Frauen ihr Leben eher ändern als die Männer. Die wiederum betrachten ihr Leben eher im Einklang mit ihren Vorstellungen. Für glücklich und meist ziemlich fröhlich halten sich ebenfalls acht von zehn befragten Personen. Die Stimmung von Männern ist etwas konstanter als die der Frauen.
Bei alledem dürfen aber nicht diejenigen vergessen werden, denen es eben nicht gut geht.
38% der Bevölkerung sind chronisch krank
Im Bereich der sogenannten objektivierten Gesundheit hat der Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH u.a. nach der Anzahl der Arztbesuche in den letzten zwölf Monaten gefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass in diesem Zeitraum 5% der Bevölkerung keinen Arzt aufgesucht haben. Im Durchschnitt liegt die Anzahl der Arztbesuche bei 6,9 innerhalb der letzten zwölf Monate. Dabei suchen Frauen häufiger Ärzte auf als Männer. Die 30 bis 39-Jährigen gehen am wenigsten, die 50 bis 59-Jährigen am häufigsten zum Arzt. Im gleichen Zeitraum gehen mehr als ein Drittel der Befragten ununterbrochen ihrer üblichen Tätigkeit, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld, nach, haben also keine krankheitsbedingte Auszeit. Durchschnittlich fallen 13,6 Krankheitstage an. Die Anzahl ist bei den Frauen höher als bei den Männern. Auffällig hoch ist die Anzahl der Krankheitstage in der Altersgruppe 40 bis 59 Jahre. Hingegen haben privat Versicherte unterdurchschnittlich viele Krankheitstage.
Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der chronisch Erkrankten. Insgesamt geben 38% der Bevölkerung an, dass sie an einer andauernden Erkrankung leiden. Chronisch Erkrankte nehmen nach ihren Angaben pro Tag 3,2 unterschiedliche Medikamente ein, Frauen etwas mehr als Männer. Ab 60 Jahre werden überdurchschnittlich viele Medikamente eingenommen.
Bei leichten Erkrankungen: in die Apotheke des Vertrauens
Liegt eine leichte Erkrankung oder eine Befindlichkeitsstörung vor, geben 69% der Bevölkerung an, sie wissen, was zu tun ist und versorgen sich selbst. Über die Hälfte der Befragten wenden sich an die Apotheke ihres Vertrauens, aber immerhin 40% gehen auch in diesem Fall zum Arzt. 38% geben an, sie recherchieren im Internet und 37% suchen den Rat bei Freunden und Bekannten. Diese Zahlen geben eindeutige Hinweise darauf, welches Potenzial für die Apotheke vor Ort gegeben ist und welchen Stellenwert offensichtlich eine persönliche Empfehlung auch über Dritte in sich birgt. Deutlich wird aber auch, dass viele Menschen der ärztlichen Legitimation bedürfen, auch ein Hinweis auf Sinn und Zweck des „Grünen Rezeptes“. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Antworten auf die Frage, wie hoch das Vertrauen der Befragten in einzelne Akteure im Gesundheitssystem ist, bestätigt sich eindrucksvoll, dass die Apotheken das höchste Vertrauen genießen. Dies ist Bestätigung und Ansporn zugleich.
Das Motto der „Sesamstraße“ gilt immer und überall: Wer nicht fragt, bleibt dumm. Der BAH wird weiter Fragen stellen und mit den Antworten versuchen, einen Beitrag für eine positive Entwicklung des Gesundheitssystem in Deutschland zu leisten. Dabei versteht der BAH die Antworten keinesfalls als der Weisheit letzter Schluss. Vielmehr geben sie Hinweise darauf, wo weitere Fragen zu diskutieren sind und motivieren gleichzeitig, gemeinsam mit den Partnern im Gesundheitswesen, insbesondere mit den Apothekerinnen und Apothekern, an der stetigen Verbesserung der Patientenversorgung zu arbeiten.
Autor
Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH),
Ubierstr. 71 – 73,
53173 Bonn
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