INTERPHARM 2014 - Hormone

Hormone steuern uns

Feinabgestimmtes Zusammenspiel ermöglicht Leben und Überleben

ck | Hormonsystem, Nervensystem und Immunsystem bilden gemeinsam ein übergeordnetes Steuerungssystem, das dafür sorgt, dass unser multizellulärer Organismus im besten Falle reibungslos funktioniert. Mittlerweile geht man in dem noch jungen Wissenschaftszweig der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie von einem Miteinander der drei Systeme aus. Sie beeinflussen sich gegenseitig und greifen ineinander, wie Dr. Ilse Zündorf und Prof. Dr. Theo Dingermann in ihrem Einführungsvortrag zeigten.
Foto: DAZ / A. Schelbert / C. Hartlmaier
Dr. Ilse Zündorf

Die dazu notwendigen Signalmoleküle, die Hormone, werden in speziellen Geweben, den Hormondrüsen, gebildet und direkt ins Blut abgegeben. Allerdings liegt ihr eigentlicher Wirkort vom Ort des Entstehens entfernt. So legen sie erst im Blut eine weite Strecke zurück, um dann ganz spezifisch die Aktivität der Zielzelle zu ändern. Zu den endokrinen Drüsen zählen Hypophyse, Schilddrüse, Nebenschilddrüse, die Nebennieren und die Epiphyse. Organe, die endokrines Gewebe enthalten, sind die Bauchspeicheldrüse, die Ovarien und Hoden, Leber, Nieren und die Verdauungsorgane. Werden Hormone nicht von Drüsen, sondern von speziellem Gewebe (z.B. Nieren, Plazenta, Lunge, Haut, Fettgewebe, Magen-Darm-Trakt) gebildet, so spricht man von Gewebshormonen. Die meist hydrophilen Hormone können nicht direkt in eine Zelle gelangen. Sie benötigen auf der Zelle passende Rezeptoren, an die Hormone andocken und ihre Botschaft übermitteln, ohne in die Zelle eindringen zu müssen. Im Zellinneren schalten membranständige Hormonrezeptoren die Information auf Adapterproteine um, die dann die Information innerhalb der Zelle weiterleiten. Bis heute sind etwa 150 verschiedene Hormone bekannt. Geschätzt wird, dass mindestens 1000 dieser Botenstoffe existieren.

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Prof. Dr. Theo Dingermann

Strenge Hierarchie

Eine extrem genaue Regulation ist unabdingbar. Sie erfolgt streng hierarchisch. Das Sagen hat der Hypothalamus, der engen Kontakt zur nahegelegenen Großhirnrinde hält und alle von dort kommenden Reize verarbeitet, die zum Überleben wichtig sind: Wärme-Kälte-Empfindung, Sinneseindrücke wie optische und akustische Wahrnehmungen. Die „zweitoberste Instanz“ im hormonellen System ist die Hypophyse. Sie ist zugleich die wichtigste Hormondrüse des Organismus. Die Hypophyse bildet sogenannte „trope“ Hormone und kann endokrine Signale zur Produktion von Hormonen an andere Hormondrüsen weiterleiten. Beispiele sind die Gonadotropine (LH, FSH), die Vorgänge in den Eierstöcken und Hoden anregen, das Adrenocorticotrope Hormon (ACTH), das die Nebennieren ansteuert, oder das Thyreotropin (TSH), das die Schilddrüse kontrolliert. Die Hypophyse kann aber auch Hormone produzieren, die direkt ihre regulierende Wirkung ausüben, z.B. das Wachstumshormon Somatotropin (STH) und Vasopressin (ADH, antidiuretisches Hormon). Zudem begrenzen sie die Fieberreaktion und sind an der Regulierung von Hunger und sexueller Erregung beteiligt. Endokrine Drüsen, die auf Befehl der Hypophyse ihre Hormone produzieren, sind die Schilddrüse, die Nebennieren und die männlichen und weiblichen Keimdrüsen.

Die Bauchspeicheldrüse, die als Reaktion auf Nahrungsaufnahme die Hormone Insulin und Glucagon produziert, ist eine Hormondrüse, die nicht durch die Hypophyse gesteuert wird, ebenso wie die Zirbeldrüse (Epiphyse), die das Hormon Melatonin produziert und so unsere „innere Uhr“ steuert.

Die Konzentration der einzelnen Hormone und deren Gesamtzusammensetzung ändert sich ständig. Nur so können zum einen lebenswichtige Funktionen zuverlässig rund um die Uhr aufrechterhalten und den jeweiligen Bedürfnissen (Wachstum, Schlaf-Wach-Rhythmus, Hungergefühl, Sexualität) angepasst werden, und zum anderen in gefährlichen Situationen blitzschnell reagiert werden. 

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